Boom & Bust

Aufschwung - und was kommt danach?

Die Rezession ist vorbei. Der Aufschwung in Deutschland kommt in Fahrt, die nächsten Quartale dürften positiv überraschen. Doch mittelfristig bleiben die Perspektiven mau. Ein Kommentar von WirtschaftsWoche-Redakteur Malte Fischer.

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WirtschaftsWoche-Redakteur Malte Fischer Quelle: Frank Schemmann für WirtschaftsWoche

Wow! Wer hätte das gedacht? Während in den Unternehmen landauf, landab noch die Sparkommissare regieren und die Angst vor dem Jobverlust um sich greift, verkündete das Statistische Bundesamt am vergangenen Donnerstag eine frohe Botschaft: Die deutsche Wirtschaft ist im zweiten Quartal dieses Jahres wieder gewachsen. Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg um 0,3 Prozent gegenüber den ersten drei Monaten. Die privaten und staatlichen Konsumausgaben, die Bauinvestitionen sowie der Außenhandel haben der Wirtschaft wieder auf die Beine geholfen; allein der Abbau der Lagerbestände bremste noch.

Selbst größte Optimisten hatten nicht damit gerechnet, dass das BIP schon im zweiten Quartal zulegen würde. Jetzt revidieren die Analysten ihre Prognosen hektisch nach oben. Denn das Wachstum dürfte in den nächsten Quartalen überraschend hoch ausfallen. Dafür gibt es mehrere Gründe. Nachdem die Unternehmen ihre Lagerbestände drastisch heruntergefahren haben, müssen sie die Nachfrage nun durch neu produzierte Güter befriedigen und ihre Lager aufstocken.

Das kurbelt die Produktion an. Hinzu kommt, dass die staatlichen Konjunkturprogramme greifen und der Bauwirtschaft Impulse geben. Außerdem beschert die anziehende Weltwirtschaft den Exporteuren steigende Aufträge. Die Zentralbanker haben derweil mit ihrer ultralockeren Geldpolitik das Vertrauen in die Finanzmärkte ‧wiederhergestellt und so die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen und Banken deutlich verbessert. Die Doomsday-Prognostiker, die die deutsche Wirtschaft schon im ewigen Jammertal wähnten, werden sich noch verwundert die Augen reiben.

Dennoch wäre es verfehlt, jetzt einen neuen Boom auszurufen. Viele der aktuellen Konjunkturtreiber haben nur eine kurze Halbwertzeit. Die Lagerimpulse und die Effekte durch die staatlichen Konjunkturprogramme werden im Laufe des nächsten Jahres wieder abklingen. Zugleich setzen die weiterhin steigenden Arbeitslosenzahlen den Konsum unter Druck. Spätestens ab Mitte 2010 werden die Notenbanker zudem die geldpolitischen Zügel straffen müssen – und die Politiker an der Steuerschraube herumfummeln. Auch wenn das die Wirtschaft nicht gleich in die Rezession zurückwirft, raubt es ihr doch den Schwung. Überdies ist nicht absehbar, wer in den nächsten Jahren die Rolle der US-Konsumenten als Motor für die Weltwirtschaft übernehmen soll, wenn diese sich wegen ihrer hohen Schulden beim Einkaufen zurückhalten.

Wir sind daher gut beraten, uns bei aller Freude über die schnelle und kräftige Erholung nach der tiefen Rezession mittelfristig auf magere Wachstumsraten einzustellen.

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