Absturz in der Ukraine Internationale Polizeimission soll MH17-Absturzstelle absichern

Mehr als eine Woche nach dem Abschuss der Malaysia-Airlines-Maschine ist die Absturzstelle noch immer nicht abgesperrt und gesichert. Niederländische und australische Polizisten sollen sich jetzt darum kümmern.

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Bewaffnete Polizisten aus den Niederlanden und Australien sollen bald die Unglücksstelle in der Ukraine bewachen. Quelle: AFP

Charkow Die internationale Polizeimission zur Absicherung des Absturzortes von Flug MH17 in der Ostukraine nimmt Form an. Die Regierungen der Niederlande und Australiens kündigten an, nach einer entsprechenden Einigung mit der Ukraine teilweise bewaffnete Beamte zu entsenden. Doch vorerst waren die im Gebiet der Separatisten weitläufig verstreuten Leichen- und Wrackteile nach wie vor ungeschützt, und auch die Kämpfe in der Region hielten an.

Vier australische und drei niederländische Ermittler untersuchten am Freitag bereits mit Inspektoren der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa die Absturzstelle nahe der Ortschaft Grabowo. Eine Mission, um ihre Arbeit vor Behinderungen der Separatisten zu schützen und alle Wrack- und Leichenteile sicher zu bergen, war bis zum Freitagabend noch nicht offiziell. Der australische Premierminister Tony Abbott sagte aber, eine Einigung mit der Regierung in Kiew stehe kurz bevor.

Australien hält demnach bereits 90 Polizisten in Europa zur Entsendung in die Ostukraine bereit. Der niederländische Regierungschef Mark Rutte kündigte an, sein Land wolle 40 unbewaffnete Militärpolizisten entsenden.

Abbott erklärte, einige der australischen Polizisten würden bewaffnet sein und auch von Soldaten begleitet werden. Allerdings handele es sich dabei um keinen Militäreinsatz, betonte der Regierungschef. „Das ist eine humanitäre Mission .... mit einem klaren und einfachen Ziel: sie nach Hause zu bringen“, sagte Abbott.

Ähnliche äußerte sich auch seine Außenminister Julie Bishop in Charkow, wo sie beobachtete, wie weitere Leichen an Bord von Transportflugzeugen verladen wurden. Von den 298 Menschen an Bord der Malaysia-Airlines-Maschine waren 194 Niederländer - zwei davon Doppelstaatsbürger - und 37 Australier. Beide Staaten haben sich für eine lückenlose Aufklärung des Unglücks und eine Bergung aller Leichen stark gemacht.


Neue Strafmaßnahmen für Russland

Die Ukraine und die USA gehen davon aus, dass das Flugzeug am Donnerstag vergangener Woche mit einer Rakete aus den Separatistengebieten abgeschossen wurde, vermutlich aus Versehen. Aufschluss über den Hergang sollen die Wrackteile und die Untersuchung der bereits in die Niederlande ausgeflogenen Leichen bringen. Eine Sprecherin der niederländischen Sicherheitsrates sagte am Freitag, die Behörde rechne bald mit ersten Erkenntnissen.

Die Gewalt in der Region nimmt derweil kein Ende. Das ukrainische Militär listete am Freitag sieben Orte auf, an denen Rebellen die Regierungstruppen angegriffen haben sollen. An zwei dieser Orte, darunter ein Grenzübergang, sei auch Artillerie aus Russland abgefeuert worden. Ähnliche Vorwürfe hatten zuvor die USA erhoben.

Die USA und die EU haben in der Ukraine-Krise bereits eine Reihe von Sanktionen gegen Russland verhängt und die EU-Staaten einigten sich mittlerweile auf neue Strafmaßnahmen. Die Sanktionen zielen unter anderem auf Moskaus Zugang zu den europäischen Kapitalmärkten sowie auf den Handel mit Rüstungs- und sogenannten Dual-Use-Gütern ab - also für zivile und militärische Zwecke einsetzbare Waren.

Am Dienstag wollen die EU-Botschafter die ausformulierten Strafmaßnahmen billigen. Die EU-Mitgliedsstaaten müssten sich dann noch einig werden, ob die Sanktionen durch einen Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs in Kraft gesetzt werden müssen oder nicht, sagte EU-Sprecherin Maja Kocijancic.

Die Botschafter einigten sich auch auf Kontensperrungen und Reiseverbote für 15 weitere Ukrainer und Russen, denen eine Untergrabung der Souveränität der Ukraine vorgeworfen wird. Betroffen von den neuen Sanktionen sind auch 18 Unternehmen und Organisationen.

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