Affäre um Donald Trump Jr. Wie der Trump-Sohn seinen Vater in Bedrängnis bringt

Donald Trump Jr. gerät zunehmend ins Visier der Ermittlungen zu den Kontakten zwischen Russland und dem Trump-Umfeld während der Wahl 2016. Was steckt hinter dem Treffen mit einer russischen Anwältin?

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Donald Trump Jr. (rechts) könnte seinen Vater, US-Präsident Donald Trump (links) wegen Russland-Kontakten möglicherweise Probleme bereiten. Quelle: REUTERS

In den USA wollen Senatoren beider Parteien im Geheimdienstausschuss Donald Trump Jr. zu dessen Treffen mit einer russischen Anwältin während des Wahlkampfs befragen. Dieses Gespräch könnte für die Ermittlungen zu den Russlandkontakten der heutigen US-Regierung relevant sein. Die wichtigen Fragen und Antworten im Überblick:

Das ist Donald Trump Jr.

Um was geht es bei der ganzen "Affäre" eigentlich?

Donald Trump Jr. traf im Wahlkampf eine russische Anwältin, um kompromittierendes Material über Hillary Clinton zu bekommen. Die "New York Times" berichtet, Trump Jr. habe vor der Begegnung eine E-Mail des Publizisten Rob Goldstone erhalten. Darin habe dieser angedeutet, dass die von der Anwältin in Aussicht gestellten kompromittierenden Informationen über die Trump-Rivalin Clinton von der russischen Regierung stammten und diese Trump im Wahlkampf unterstützen wolle.

Bei dem Gespräch im Juni waren auch der Schwiegersohn des Präsidenten, Jared Kushner, und der damalige Vorsitzende der Wahlkampagne, Paul Manafort, anwesend. Sein Vater habe nichts davon gewusst, sagte Trump Jr. Es sei aber nichts Wichtiges dabei herausgekommen, erklärte er. Die Äußerungen der Anwältin seien vage und mehrdeutig gewesen, sie hätten keinen Sinn ergeben, so Trump Jr. weiter. Einzelheiten oder weitergehende Informationen seien ihm nicht angeboten worden. „Es wurde schnell deutlich, dass sie keine wichtige Information hatte.“ Zuvor hatte er das Treffen mit der Russin zwar bestätigt, aber erklärt, es hatte nichts mit dem Wahlkampf zu tun.

Das ist der Trump-Clan
Der 45. Präsident der USA heißt Donald Trump, die First Lady Melania. Für den Wahlsieger spielte seine Familie eine wichtige Rolle im Wahlkampf – und tut es auch während der Präsidentschaft noch. Denn Donald Trump misstraut den meisten politischen Beratern. Nur seine engsten Angehörigen dürfen ihm die Meinung sagen und Ratschläge geben. Quelle: REUTERS
Ivanka Trump Quelle: AP
Donald Trump Jr Quelle: AP
Tiffany Trump Quelle: REUTERS
Tiffany Trump Quelle: REUTERS
Eric Trump Quelle: AP
Seine Ehefrau Lara Yunaska stand ihm bei jeder Wahlkampfveranstaltung seines Vaters zur Seite. Eric ist der Sohn von Ivana Trump, Trumps erster Ehefrau. Im Jahr 2012 wurde Eric vom „Forbes“-Magazin zu einem der Top 30-Immobiliengurus gekürt. Er leitet gemeinsam mit seinen Geschwistern das Trump Imperium und ist Gründer. Quelle: REUTERS

Wer ist die russische Anwältin?

Die russische Anwältin, mit der Donald Trump Jr. sich während des Wahlkampfs traf, heißt Natalia Veselnitskaja. Nach Informationen der „New York Times“ und „Washington Post“ zählen zu Veselnitskajas Klienten Einzelpersonen und Unternehmen mit Verbindungen zum Kreml. In den vergangenen Jahren sei sie vor allem durch ihren Kampf gegen US-Sanktionen bekannt geworden, die wegen Menschenrechtsverletzungen gegen Russland verhängt wurden, berichtete die „New York Times“. Kremlchef Wladimir Putin war über diese Strafmaßnahmen so zornig, dass er Adoptionen russischer Kinder aus den USA unterbunden hatte.

Der Kreml erklärte am Montag allerdings, man kenne die Anwältin nicht.

Trump Jr. zufolge ging die Anwältin bei dem Treffen zügig zum Thema der amerikanisch-russischen Adoptionen über. Es sei ihm klar geworden, dass die angeblichen Informationen zu Clinton nur ein Köder gewesen seien, um ihn zu dem Treffen zu bewegen. In einer ersten Reaktion hatte der Präsidenten-Sohn erklärt, bei der Begegnung sei hauptsächlich über das Adoptionsprogramm gesprochen worden.

Velsenitskaja sagte der „New York Times“, dass nichts im Zusammenhang mit dem Präsidentschaftswahlkampf diskutiert worden sei.

Warum könnte das Gespräch strafrechtlich relevant werden?

Mehrere Kongressausschüsse sowie ein Sonderermittler gehen dem Verdacht nach, Russland könne die US-Wahl zugunsten von Trump beeinflusst haben. Die Regierung in Moskau weist die Vorwürfe bislang zurück.
Trumps Sohn bestätigte zwar das Treffen, erklärte aber, sein Vater habe davon nicht gewusst. Auch der US-Präsident hat in der Vergangenheit – wie auch wieder in diesem Fall - deutlich gemacht, es habe keine Absprachen gegeben.

Sollten aber entsprechende Gespräche der engsten Vertrauten des US-Präsidenten stattgefunden haben, wie eben das seines Sohnes Donald Trump Jr. mit der russischen Anwältin, verschärft dies zumindest die Indizienlage – zu Ungunsten Präsident Trumps. Zudem bringt das Gespräch Trump Jr. in Bedrängnis. Denn die Informationen über Hillary Clinton wären wohl Spionage-Material – und somit illegal beschafft und strafrechtlich relevant.

Was ist die Position von Donald Trump Jr.?

In den Präsidentschaftswahlkampf war Trumps ältester Sohn stark involviert. Auch bei der Amtseinführung wurde deutlich, dass er seinem Vater nahe steht – bei der Vereidigung war er seinem Vater ganz nahe. Anders als Trump-Schwiegersohn Kushner arbeitet Trump Jr. allerdings nicht für die US-Regierung. Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Eric hat der die Geschäfte seines Vaters übernommen. Da er nicht Teil der Regierung ist, ist er zu einer Aussage über seine Russland-Kontakte nicht verpflichtet, wie hingegen beispielsweise Ivankas Ehemann Kushner.

Warum könnte das Gespräch für Trump gefährlich werden?

Die „New York Times“ sprach vom ersten öffentlichen Hinweis darauf, dass zumindest einige Mitglieder von Trumps Wahlkampfteam bereit gewesen seien, Hilfe von Russland anzunehmen. US-Geheimdienste beschuldigen Moskau, sich mit Hackerangriffen in den Wahlkampf eingemischt zu haben, um Trump zu helfen und Clinton zu schaden. Ein Sonderermittler und mehrere Kongressausschüsse untersuchen, ob es dabei eine Zusammenarbeit mit Trumps Wahlkampflager gegeben hat. Mehrere Männer, die während des Wahlkampfes oder auch darüber hinaus zum Umfeld des Republikaners gehörten, stehen deswegen im Fokus.

Der stellvertretende Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im Senat, Mark Warner, sagte, er wolle von Trump Jr. hören, was dieser über das Treffen zu sagen habe. Auch die republikanische Senatorin Susan Collins erklärte, dass der 39-Jährige sich den Fragen des Geheimdienstausschusses stellen solle. Collins ist ebenfalls Mitglied des Gremiums. Trump Jr. schrieb auf Twitter, er sei bereit, dem Komitee Informationen zu geben – und sichert sich juristisch ab: Der Anwalt Alan Futerfas sagte der Nachrichtenagentur Reuters, er sei von Trump Jr. in dem Fall mandatiert worden.

Mit Material von AP, Reuters und dpa

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