Aleppo Militante brennen Busse in Nordsyrien nieder

Kämpfer einer Al-Kaida-Gruppe haben mindestens fünf Busse niedergebrannt, die Kranke und Verwundete aus zwei Schiitendörfern in Nordsyrien abholen sollten. Das berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in Großbritannien.

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Aleppo: Evakuierung soll weitergehen Quelle: AP

Sechs Busse, die Menschen aus einem belagerten Ort in der syrischen Provinz Idlib bringen sollten, sind Menschenrechtlern zufolge abgebrannt. Anscheinend seien die Fahrzeuge am Sonntag von Unterstützern der dschihadistischen Gruppe Fatah al-Scham, einem Ableger des Terrornetzwerkes Al-Kaida, angegriffen worden, sagte der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman der Deutschen Presse-Agentur. Die Tat fand demnach nahe dem von Rebellen belagerten schiitischen Dorf Fua statt, aus dem gleichzeitig mit Evakuierung Ost-Allepos Menschen in Sicherheit gebracht werden sollen. Der Vorfall könnte den Abtransport von Rebellen und Zivilisten aus Aleppo vorerst stoppen.

In die schiitschen Dörfer Fua und Kafraja in der südwestlich von Aleppo gelegenen Provinz Idlib fuhren nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Sonntag ebenfalls Busse ein. Sie sollen rund 1500 Verletzte, Frauen und Kinder in Sicherheit bringen, wie syrische Regierungskreise mitteilten. Milizen aus dem schiitischen Iran, die an der Seite der syrischen Armee kämpfen, hatten nach Angaben aus Regierungskreisen gefordert, dass im Gegenzug für die Evakuierung der Rebellengebiete Aleppos auch die Blockade dieser beiden Orte aufgehoben werden müsse.

Der UN-Sicherheitsrat wollte noch am Sonntag bei einer Sondersitzung über eine mögliche Entsendung von Beobachtern in die syrische Stadt Aleppo diskutieren. Ob eine von Frankreich eingebrachte Resolution das Gremium passieren würde, war zunächst fraglich. Russland, das im Rat ein Vetorecht hat, hatte sich skeptisch gezeigt.

Warum Aleppo im syrischen Bürgerkrieg so wichtig ist

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg rechtfertigte indes die militärische Zurückhaltung des Bündnisses. Ein Militäreinsatz könnte zu einer weiteren Eskalation beitragen, sagte Stoltenberg der „Bild am Sonntag“. „Wir würden riskieren, dass es ein größerer regionaler Konflikt wird. Oder dass noch mehr Unschuldige sterben.“ Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) kritisierte in dem Blatt das Vorgehen der russischen und syrischen Streitkräfte. „Weder das syrische Volk noch die Weltgemeinschaft werden die Gnadenlosigkeit von Aleppo je vergessen, die durch nichts zu rechtfertigen ist.“ CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen warnte in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ davor, dass Russland und die Türkei eine gesonderte Absprache über Syrien treffen könnten. „Eine der gefährlichsten Entwicklungen ist ein russisch-türkisches Arrangement in Syrien“, sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag. Hier drohe „ein weiteres diplomatisches Desaster für den Westen“.

Aufgrund der katastrophalen Verhältnisse in Aleppo plädierte der Vorsitzende der konservativen EVP-Fraktion im Europaparlament, Manfred Weber (CSU), für ein Notfallprogramm. „Die EU-Staaten sollten gemeinsam ein begrenztes Kontingent für 20 000 Syrer zur Verfügung stellen, um eine humanitäre Katastrophe infolge der Eroberung Aleppos zu vermeiden“, sagte er der „Bild am Sonntag“. Am Samstag demonstrierten mehrere Tausend Menschen in verschiedenen deutschen Städten und auch in London gegen den Krieg. In Stuttgart waren rund 2200 Menschen dabei, in Berlin beteiligten sich an zwei Demonstrationen nach Polizeiangaben insgesamt rund 2100 Menschen, in Mannheim rund 1500, in Hamburg 800.

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