Amtseinführung des US-Präsidenten Trump knackt Rekord, hat aber ein Promi-Problem

Dass der Amtseid eines US-Präsidenten mit viel Tamtam gefeiert wird, ist seit Jahrzehnten Tradition. Donald Trump hat für seine eigene Vereidigung eine neue Rekordsumme eingesammelt. Dafür hat er aber ein ganz anderes Problem.

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Der designierte US-Präsident kann sich bei seiner Amtseinführung über ein Rekordbudget für das Spektakel freuen. Quelle: Reuters

Washington Eigentlich müssen bloß 35 Wörter aufgesagt werden. Dass der Amtseid eines US-Präsidenten mit viel Tamtam gefeiert wird, ist jedoch seit Jahrzehnten Tradition. Die Paraden, Empfänge und Konzerte locken oft hunderttausende Menschen nach Washington. Die Kosten gehen in die Millionen. Trotzdem dürfte das Begleichen der Rechnungen für Donald Trump kaum zum Problem werden. Denn das für seine Vereidigung zuständige Komitee hat von privaten Spendern die Rekordsumme von insgesamt mehr als 90 Millionen Dollar (85 Millionen Euro) eingesammelt.

Zum Vergleich: Barack Obama konnte 2009 mit einem Budget von 55 Millionen Dollar kalkulieren. Vier Jahre später standen ihm 43 Millionen Dollar zur Verfügung. So viel wie Trump hat in der Geschichte der USA noch nie ein designierter Präsident für seine Amtseinführung erhalten. Die Frage ist allerdings, was er daraus macht. Große Stars wurden bislang nicht angekündigt. Auch die Zahl der offiziellen Bälle wird voraussichtlich eher gering sein.

Chefplaner Tom Barrack begründete die vermeintliche Zurückhaltung in dieser Woche damit, dass Trump und sein Team eine „zirkus-ähnliche Atmosphäre“ vermeiden wollten. Stattdessen solle die Art der Ausrichtung eine „Zurück an die Arbeit“-Haltung widerspiegeln. Genauere Angaben dazu, für was das viele Geld denn ausgegeben werden könnte, wollte das Planungskomitee nicht machen.

Steve Kerrigan, der 2013 die Feiern zur zweiten Vereidigung von Obama organisierte, bezeichnete die Fundraising-Aktion des aktuellen Teams als übertrieben. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, was sie mit einer solchen Summe anstellen wollen - und warum sie überhaupt noch weiter gesammelt haben“, sagte er. „Wir haben die beiden bisher größten Vereidigungsfeiern in der Geschichte unseres Landes geplant, und wir haben nicht einmal annähernd so viel ausgegeben.“

Trump selbst stellte einen „sehr, sehr geschmackvollen Tag“ mit „gewaltigen Menschenmassen“ in Aussicht. Gemessen an seinem Vorgänger wird er es persönlich aber wohl etwas ruhiger angehen lassen. Obama zeigte sich bei seiner ersten Amtseinführung 2009 auf zehn Bällen. Trump dagegen hat nur drei Besuche geplant. Der Republikaner will auch die Dauer der Parade durch die Stadt auf 90 Minuten beschränken - die längste Parade, die zur Vereidigung von Dwight Eisenhower im Jahr 1953, dauerte mehr als viereinhalb Stunden.

Die beiden Feiern von Obama waren zudem von Auftritten zahlreicher Stars geprägt. Bei der Vereidigung von Trump werden die angesagten Promis aus Hollywood und aus dem Musik-Business dagegen wohl eher durch Abwesenheit glänzen. Als „Headliner“ für den kommenden Freitag (20. Januar) wurden der „Mormon Tabernacle“-Chor, die Tanztruppe „Radio City Rockettes“ und die 16-jährige Nachwuchssängerin Jackie Evancho angekündigt.


Boeing, Chevron und AT&T helfen aus

Trump-Sprecher Boris Epshteyn teilte derweil mit, dass alles überschüssige Geld wohltätigen Zwecken zugutekommen werde. Welche Organisationen dabei bedacht werden könnten, wurde aber nicht bekannt gegeben - und in der Vergangenheit ist aus Spendenzusagen von Trump auch nicht immer wirklich etwas geworden. Obama hatte Kerrigan zufolge Reste aus dem Budget seiner ersten Amtseinführung etwa für das traditionelle Ostereierrollen im Garten des Weißen Hauses verwendet.

Spätestens 90 Tage nach der Vereidigungsfeier müssen die Veranstalter öffentlich machen, wer alles einen Beitrag geleistet hat. Einige Spender sind bereits bekannt: Der Flugzeughersteller Boeing hat eine Million Dollar (950.000 Euro) beigesteuert, der Ölkonzern Chevron 500.000 Dollar (470.000 Euro). Der Mobilfunkanbieter AT&T hilft nicht nur finanziell aus, sondern wird am Tag selbst auch die Kapazitäten seiner Netze vor Ort verfünffachen. Während aber andere Präsidenten sämtliche Spender stets gleich beim Eingang einer Zahlung genannt hatten, herrscht in diesem Jahr bezüglich eines großen Teils der Gelder noch Unklarheit.

Das Planungskomitee von Trump sei eine „wichtige Anlaufstelle für Unternehmen und Privatleute, die etwas spenden und damit Einfluss auf den Präsidenten sichern möchten“, sagt Alex Howard von der in Washington ansässigen Sunlight Foundation, die sich für Transparenz in der amerikanischen Politik einsetzt. Die Höhe der Summen und die zögerliche Offenlegung hätten schon Auswirkungen darauf, wie durchsichtig das Handeln des neuen Mannes im Weißen Haus sei.

Dass hohe Summen die Voraussetzung für eine ordentliche Vereidigungsfeier sind, steht natürlich außer Frage. Große Veranstaltungen im Freien seien gerade im Winter sehr teuer, sagt John Liipfert, der 2009 und 2013 an der Organisation beteiligt war. Neben robusten Sound- und Videosystemen würden wärmende Zelte, Absperrungen und nicht zuletzt Sicherheitssysteme benötigt. Für die Bälle müssten Hallen gemietet, Bühnen aufgebaut und hochwertige Dekorationen arrangiert werden. Und 2013 wurden allein entlang der Paraderoute 1100 mobile Toiletten aufgestellt.

Der Großteil dieser Ausgaben wird über private Spenden abgedeckt. Für einige Posten werden allerdings auch die Steuerzahler zur Kasse gebeten. So werden für die fast tausend Quadratmeter große Bühne, die eigens für die Vereidigung vor dem Kapitol aufgebaut wird, etwa fünf Millionen Dollar (4,7 Millionen Euro) dem Staatshaushalt in Rechnung gestellt. Mit öffentlichen Mitteln werden außerdem die Aufwendungen für die Sicherheit während der Veranstaltung bezahlt. Etwa 2,5 Millionen Dollar (2,35 Millionen Euro) fallen allein für Überstunden der Polizei an.

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