Amtseinführung von Macron „Ich will den Franzosen ihre Hoffnung wiedergeben“

Emmanuel Macron hat offiziell sein Amt als französischer Präsident angetreten. Und er gab Hinweise darauf, dass er nach dem großen Zauderer Hollande unnachgiebig bleiben will.

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Der französische Präsident und seine Frau Brigitte Trogneux stehen auf den Treppen des Elysee-Palastes während der Übergabezeremonie. Quelle: Reuters

Paris Eine neue Ära beginnt. François Hollande ist abgetreten, Emmanuel Macron (39), der 25. französische Präsident, hat übernommen. Ein 60 Meter langer roter Teppich führte durch den Hof des Elysée zu den berühmten Treppen, auf denen immer die Staatschefs auftreten – Glamour wie beim Filmfestival von Cannes.

Brigitte Macron (64) kam allein im Elyséepalast an, in hellblauem Kostüm von Louis Vuitton mit hohen beigen Stilettos und Hochsteckfrisur, sie schien sehr nervös, lächelte zaghaft. Emmanuel Macron folgte später zu seiner neuer Heimat in der 55 rue du Faubourg Saint Honoré, in dem schon Napoleon Bonaparte residiert hat.

François Bayrou, Chef der Mitte-Partei MoDem, Laurent Fabius, Präsident des Verfassungsrates und Premierminister Bernard Cazeneuve warteten schon im großen Festsaal des Elyséepalastes. Besonders bejubelt wurde der ehemalige sozialistische Premierminister Lionel Jospin als er über den Hof zum Elysée ging. Auch die drei Kinder und Enkelkinder von Brigitte Macron waren dabei.

1500 Polizisten sorgten für die Sicherheit des neuen Präsidenten, Hubschrauber waren über Paris zu hören. Als Macron seine Wohnung in der Nähe des Invalidendoms verließ, begann es zu regnen. Kein gutes Zeichen, glaubten die französischen Medien. Denn auch als Hollande 2012 antrat, hat es geregnet. Es folgten harte Jahre mit Wirtschaftsproblemen und Terrorismus. Für Macron hellte sich der Pariser Himmel aber schnell wieder auf und die Sonne strahlte.

Hollande stand oben an der Treppe des Elyséepalastes mit ernstem Gesicht, als Emmanuel Macron im Louvre-Hof aus seinem Renault stieg. Macron lächelte und schritt langsam über den roten Teppich auf Hollande zu. Ein kurzes Händeschütteln, dann gingen beide die Treppe ins erste Stockwerk hoch, ungewöhnlich schweigsam, beide schienen ergriffen. Die beiden hatten sich offenbar noch viel zu sagen, das Treffen dauerte über eine Stunde.

Der scheidende und der neue Präsident unterhielten sich unter vier Augen über Amtsgeschäfte, außerdem wird traditionell bei diesem Übergabetreffen der geheimnisvolle „Nuklearcode“ übergeben, von dem nicht bekannt ist, in welcher Form er aufgezeichnet ist. Als beide aus dem ersten Stock wieder herunterkamen, begrüßte Hollande Brigitte Macron mit Wangenküssen.

Nach ihrem Gespräch begleitete Macron Hollande die Stufen des Palastes hinunter zu seinem Wagen, Hollande klopfte Macron aufmunternd auf die Schultern auf seinen Lippen war ein „Bon courage“ zu lesen. Einsam wirkte der Ex-Präsident ohne sein Amt. Hollande hatte vor fünf Jahren seinen Vorgänger Nicolas Sarkozy nicht bis zum Auto gebracht, es wurde ihm als Geringschätzung ausgelegt. Die Atmosphäre zwischen den beiden war eisig. Was Hollande nun nach seiner Amtszeit vorhat, ist noch ein großes Geheimnis, viele glauben, dass er ein Buch schreiben wird.

Nach dem Abschied von Hollande zeigte sich der neue Präsident mit seiner First Lady endlich zusammen auf den Treppen des Elyséepalastes, sie schien mit den Tränen der Rührung zu kämpfen. Laurent Fabius, in seiner Funktion als Präsident des Verfassungsrates, empfing ihn ihm Palast, zitierte das Wahlergebnis und ernannte ihn offiziell zum Präsidenten. Macron müsse „die Hoffnung“ des Landes verkörpern, betonte Fabius.

„Die Franzosen haben gewählt - die Hoffnung und den Esprit der Wiedereroberung“, begann Macron seine Rede und dankte ihnen. Es sei eine „Ehre“. „Die Welt und Europa brauchen ein starkes Frankreich“, betonte er. Ein Frankreich, dass die Zukunft verkörpere und nicht zweifele wie seit Jahrzehnten. „Ich will den Franzosen ihre Hoffnung wiedergeben. Das wird ein langer Weg.“ Frankreich habe alle Trümpfe für eine Renaissance in der Hand. Unternehmen sollen unterstützt werden, die Arbeitswelt befreit. Innovation und Kreation seien im Herzen seiner Aktion. Europa solle gestärkt werden. „Frankreich kann nur ein Modell für die Welt sein, wenn es exemplarisch ist.“ Die Werte der Republik und der Demokratie sollen hochgehalten werden, er wolle die Franzosen einigen.


Macron würdigte seine Vorgänger

Macron würdigte seine Vorgänger, darunter Nicolas Sarkozy und seine Entschiedenheit in der Finanzkrise und Hollande und seine Amtszeit unter dem Terrorismus. Frankreich werde die Werte der Freiheit schützen. Er sei sich bewusst, dass die Franzosen viel von im erwarten. „Nichts kann meine Entschiedenheit stoppen“, betonte er selbstbewusst. „Ich werde heute abend an die Arbeit gehen“, schloss er seine rund zehn Minuten lange Rede. Er wirkte bei der Rede sehr entschieden, ein Zeichen dafür, dass er nach dem großen Zauderer Hollande unnachgiebig bleiben will.

Nach seinem Auftritt im Elyséepalast fuhr Macron die Champs-Elysées hinunter und legte einen Kranz am Grab des Unbekannten Soldaten am Triumphbogen ab. Danach war ein Mittagessen im Elyséepalast mit geladenen Gästern geplant. Auch Bürgermeisterin Anne Hidalgo und ein Besuch im Pariser Rathaus standen noch am Nachmittag auf dem Programm. Hidalgo hatte dazu die Pariser vor das Rathaus eingeladen, um Macron zu feiern.

Volles Programm hat Emmanuel Macron in den nächsten Tagen. Am Montag soll der Premierminister bekanntgeben werden, am Dienstag vermutlich dann der Rest der Regierung. Eine Personalie wurde schon während der Zermonie bekannt: Alexis Kohler (44), früher Kabinettsdirektor von Macron im Wirtschaftsministerium wird Generalsekretär im Elysée. Die beiden Männer sind Freunde geworden, Brigitte vertraut ihm auch. Sie unterhielt sich schon bei der Zeremonie im Elyséepalast lange angeregt mit ihm, man sah sie zusammen lachen.

Symbolisch zeigt Macron auch, wie wichtig ihm die deutsch-französische Achse in Europa ist. Montag nachmittag wird er noch bei Angela Merkel in Berlin erwartet. Sie ist die erste Staatschefin, die er besucht, so wie seine Vorgänger. Die beiden werden über Themen wie Sicherheit, Wirtschaft und Investitionen sprechen, danach folgt ein Abendessen.

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