Anschlag in syrischer Küstenstadt 15 Tote bei Explosion einer Autobombe

Im vergangenen Jahr erlebte Syriens Küstenstadt Dschabla eine der verheerendsten Terrorserien des Landes. Dort leben viele Anhänger von Machthaber Assad. Steckt der IS auch hinter dem neuen Anschlag?

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In dem Bürgerkriegsland Syrien gilt seit fast einer Woche eine landesweite Waffenruhe, die jedoch brüchig ist. Quelle: dpa

Bei der Explosion einer Autobombe in der von Regierungskräften kontrollieren syrischen Küstenstadt Dschabla sind nach Angaben von Aktivisten mindestens 15 Menschen getötet worden. Bei den meisten Opfern handele es sich um Zivilisten, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Donnerstag.

Der regierungstreue Kanal Al-Ikhbaria berichtete von zehn Toten und 30 Verletzten. Die Bombe sei in einer Einkaufsstraße in der Nähe des Fußballstadions detoniert. Bilder des Senders zeigten stark zerstörte Autos und Häuser. Zunächst war unklar, wer für den Anschlag verantwortlich ist.

Im vergangenen Mai waren in Dschabla bei einer der verheerendsten Terrorserien in Syrien mehr als 130 Menschen ums Leben gekommen. Damals gab es auch in der nahegelegenen Küstenstadt Tartus mehrere Anschläge. Die sunnitische Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannte sich zu den Taten. Die Extremisten kontrollieren im Norden und Osten Syriens noch immer große Gebiete.

Dschabla liegt am Mittelmeer nur wenige Kilometer südlich der Luftwaffenbasis Hmeimim, des Dreh- und Angelpunkts für Russlands Militäreinsatz in Syrien. Die russischen Streitkräfte sind im Bürgerkrieg wichtigster Verbündeter des Machthabers Baschar al-Assad.

Syriens Küstenregion ist fest in der Hand von Regierungskräften. Dort leben viele Alawiten. Der Religionsgruppe, einer Nebenlinie des schiitischen Islams, gehören auch Assad und seine Familie an. Zudem leben viele Flüchtlinge - primär Sunniten - aus anderen Teilen Syriens in dem Küstenstreifen.

Syrische Regierungstruppen setzten unterdessen ihre Angriffe auf das strategisch wichtige Tal Wadi Barada nordwestlich von Damaskus fort. Die von Rebellen beherrschte Region ist bedeutend, weil von hier aus Millionen Menschen in der Hauptstadt mit Wasser versorgt werden. Hubschrauber des Regimes hätten Fassbomben über Wadi Barada abgeworfen, meldeten die Menschenrechtsbeobachter.

In dem Bürgerkriegsland gilt eigentlich seit fast einer Woche eine landesweite Waffenruhe, die jedoch brüchig ist. Die Regierung argumentiert, unter den Kämpfern in Wadi Barada seien Extremisten der Al-Kaida-nahen Miliz Fatah-al-Scham-Front, für die die Feuerpause nicht gilt. Die Rebellen weisen die Anschuldigung zurück.

Oppositionelle warfen der mit der Regierung verbündeten libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah vor, sie habe wiederholt einer Delegation aus vier russischen Offizieren den Zutritt nach Wadi Barada verweigert. Diese hätten dort die Unterbrechung der Wasserversorgung für Damaskus untersuchen wollen, erklärte ein Sprecher der in Istanbul ansässigen Syrischen Nationalen Koalition, Ahmed Ramadan. Die Wasserversorgung aus Wadi Barada für die Hauptstadt ist seit zwei Wochen unterbrochen. Rebellen und Regierung geben sich dafür gegenseitig die Schuld.

Der Iran wies Vorwürfe der Türkei zurück, die Waffenruhe in Syrien werde von pro-iranischen Milizen und Regierungstruppen gebrochen. „Die Türkei sollte keine Äußerungen machen, die der Wahrheit nicht entsprechen“, sagte Außenamtssprecher Bahram Ghassemi. Gebrochen werde die Feuerpause vielmehr von bewaffneten Oppositionsgruppen.

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