Anschlag von Brüssel Opferzahl wohl noch höher als bekannt

Die Zahl der Opfer ist nach den Attentaten in der belgischen Hauptstadt auf 31 nach oben korrigiert worden. Unterdessen geraten europaweit immer mehr Verdächtige ins Visier der Ermittler, es gab weitere Festnahmen.

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Gedenkstätte an der Metro-Station Maelbeek, wo Attentäter mehrere Menscheh mit in den Tod nahmen. Quelle: AP

Brüssel, Den Haag Selbst knapp eine Woche nach den Brüsseler Terroranschlägen stiften die belgischen Behörden mit ihren Angaben zur Opferzahl weiterhin Verwirrung. Das nationale Krisenzentrum korrigierte nun frühere Informationen und spricht nunmehr von mindestens 31 Terroropfern, deren Leichen an den Tatorten geborgen worden seien. Hinzu kommen demnach die drei Selbstmordattentäter. Allerdings kursieren innerhalb des belgischen Verwaltungsapparats anscheinend Informationen zu noch mehr Todesopfern, über die noch nicht alle Stellen im Bilde sind. Ein Sprecher des Krisenzentrums wies darauf hin, dass die Zahl der Toten eigentlich noch höher sei, weil die Lage nach wie vor unübersichtlich sei.

Ein Sprecher des Krisenzentrums wies überraschend darauf hin, dass die Zahl der Toten eigentlich noch höher sei, weil weitere Menschen in Krankenhäusern verstorben seien. Angaben dazu, wie hoch die Opferbilanz am Ende ausfallen könnte, konnte er nicht machen. 28 der Getöteten sind den Angaben zufolge mittlerweile identifiziert, drei Familien warten hingegen noch auf die Ergebnisse der DNA-Analyse.

Die Verwirrung sei der sich entwickelnden Situation geschuldet, sagte der Sprecher. Außerdem seien für die Zählung der Leichen am Tatort und der in den Krankenhäusern verstorbenen Menschen unterschiedliche Stellen verantwortlich. Für letztere ist demnach letztlich das Gesundheitsministerium und nicht das Krisenzentrum zuständig. „Der Informationsfluss braucht Zeit“, sagte der Sprecher.

Zuvor hatte das Krisenzentrum mitgeteilt, die drei toten Attentäter seien Teil der bereits bekannten Opferbilanz mit 31 Toten – damit wären 28 Unschuldige bei den Explosionen am Brüsseler Flughafen und in einer Metrostation der belgischen Hauptstadt ums Leben gekommen. Nun ist aber die Rede von 31 unschuldig Getöteten, deren sterbliche Überreste geborgen worden seien.

Nach den Anschlägen geraten europaweit immer mehr Verdächtige ins Visier der Ermittler. Am Sonntag nahm eine niederländische Anti-Terror-Einheit in Rotterdam einen 32-jährigen Franzosen fest. Er wird von der französischen Justiz verdächtigt, an der Vorbereitung eines Anschlags in Frankreich beteiligt zu sein, wie die Staatsanwaltschaft Rotterdam mitteilte.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Mann schnell nach Frankreich ausgeliefert wird. Die französische Justiz hatte bereits am Freitag um die Festnahme ersucht. Bei der Razzia am Sonntag wurden zudem drei weitere Personen festgenommen. Die belgische Staatsanwaltschaft ließ am Sonntag 13 Wohnungen durchsuchen, die meisten im Großraum Brüssel. Eine ausdrückliche Verbindung zu den Attentaten vom Dienstag stellte die Behörde aber nicht her. Von neun Festgenommenen wurden bis zum Nachmittag fünf wieder auf freien Fuß gesetzt.

Indes kam es am zentralen Gedenkort der Anschläge am Sonntag zu Auseinandersetzungen zwischen mehr als 300 Fußball-Hooligans und der Polizei. Zwei Beamte seien verletzt, zehn Verdächtige festgenommen worden, teilte die Polizei mit. Nach Behördenangaben seien schwarz gekleidete Vermummte auf einigen der zum Gedenken an die Opfer niedergelegten Gegenstände herumgetrampelt. Sie hätten auch ein Banner gegen den IS entfaltet.

Zu den Anschlägen in Brüssel, bei denen sich am 22. März drei Selbstmordattentäter am Flughafen Zaventem und in einer Metro-Station in die Luft gesprengt hatten, bekannte sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

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