Arbeitsmarkt Großbritanniens verlorene Generation

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Ohne Job (zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken)

Dennoch musste Bosch-Personalchef Andrew Castle feststellen, dass viele britische Teenager heute nicht mehr in die verarbeitende Industrie wollen. Für Christine Gaskell, Vorstandsmitglied und Personalchefin bei der VW-Tochter Bentley Motors, hat das viel mit Imageproblemen zu tun: „In Großbritannien ist das verarbeitende Gewerbe fast ein Schimpfwort geworden“, sagt sie.

Die Folge: „Unser Erziehungssystem behandelt die berufliche Bildung stiefmütterlich“, so die Personalchefin. Ex-Bildungsstaatssekretär Lord Tony Young räumt in diesem Zusammenhang auch Fehler der Labour-Regierung ein. „Viel zu lange haben wir uns darauf konzentriert, die Hälfte unserer Jugendlichen an die Universitäten zu bringen“, sagt er. Alternativen zum Studium gelten als zweitklassig.

Aussichten in Deutschland sind besser

In Deutschland, wo nach Angaben des Bundesministeriums für Bildung und Forschung rund 65 Prozent der Jugendlichen eine Berufsausbildung absolvieren und sich nicht selten auch Abiturienten für diesen Weg entscheiden, sind Image und Zukunftsaussichten besser. „95 Prozent der Jugendlichen, die eine Berufsausbildung durchlaufen, schließen diese mit dem Gesellenbrief ab“, sagt Cornelia Quennet-Thielen, Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung. Fast alle – 91 Prozent – finden binnen zwölf Monaten einen Job.

Im Gegensatz dazu schließen nur zwei Drittel der jungen Briten ihre Berufsausbildung mit Erfolg ab. Und die Arbeitslosigkeit unter den 18- bis 24-Jährigen erreichte in Großbritannien zuletzt mit 19,2 Prozent den höchsten Stand seit 16 Jahren. Für diese sogenannten „Neets“ (Not in Education, Employment or Training) sind die Zukunftsaussichten besonders düster.

Manche britischen Kommentatoren sprechen schon von einer verlorenen Generation. Schuld daran hat auch die seit zwölf Jahren regierende Labour-Partei. Sie macht es sich zu einfach, wenn sie die Jugendarbeitslosigkeit nur mit der aktuellen Rezession begründet. Das eigentliche Problem liegt eher darin: Wer nichts richtig kann, wird eben auch nicht wirklich gebraucht.

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