Arndt G. Kirchhoff „Wir brauchen eine faire Lastenverteilung“

Immer mehr Flüchtlinge strömen nach Europa, ein Ende der Krise ist nicht in Sicht. Arndt Kirchhoff plädiert dennoch für eine europäische Lösung. Der Chef des Autozulieferers warnt vor den Folgen von Grenzschließungen.

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„Alle Länder müssen die Außengrenzen der EU stärker als heute kontrollieren.“ Quelle: dpa

Berlin Arndt G. Kirchhoff ist Chef der Kirchhoff Holding, eines mittelständischen Autozulieferers mit 1,6 Milliarden Euro Umsatz und 10.500 Beschäftigten weltweit. Sollten in Folge der Flüchtlingskrise in Europa weitere nationale Grenzen schließen, fürchtet der Verbandspräsident von Metall NRW nicht nur um sein Geschäft, sondern um das der gesamten deutschen Wirtschaft.

Herr Kirchhoff, glauben Sie noch an eine europäische Lösung der Flüchtlingskrise?

Europa darf an dieser Frage nicht scheitern. Kein Land in Europa wird die Flüchtlingskrise allein lösen können. Deshalb darf sich auch kein EU-Mitgliedstaat der Verantwortung entziehen. Wir brauchen in der EU ein abgestimmtes Vorgehen und eine faire Lastenverteilung.

Wenn die Sicherung der Außengrenzen nicht gelingt, muss dann auch Deutschland zu permanenten Grenzkontrollen zurückkehren?

Die offenen Grenzen innerhalb der EU sind ein sehr hohes Gut, dessen Vorteile für Bürger und Unternehmen nicht zerstört werden dürfen. Deshalb müssen alle Länder alles daran setzen, die Außengrenzen der EU stärker als heute zu kontrollieren. Gleichwohl ist es nicht auszuschließen, dass Deutschland seine Binnengrenzen zumindest zeitweise stärker als heute kontrollieren muss.

Was würde ein Ende des freien Reiseverkehrs im Schengen-Raum für Ihr Unternehmen bedeuten?

Fast 60 Prozent aller deutschen Exporte gehen in den EU-Raum. Wir alle sind tief verwoben mit den internationalen Wertschöpfungsnetzwerken und hängen an engen Just-in-time-Taktungen. Das gilt auch für mein Unternehmen.

Was also fürchten Sie?

Wenn tatsächlich massive Warenverkehrs-Kontrollen an den Binnengrenzen mit entsprechenden Wartezeiten eingeführt würden, dann bliebe dies nicht ohne Auswirkungen auf Wachstum und Arbeitsplätze. Abgesehen davon wäre dies auch für den grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt katastrophal.

Brauchen wir eine Obergrenze für Flüchtlinge, wie sie indirekt ja auch die rheinland-pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner vorschlägt?

Das durch das Grundgesetz garantierte Asylrecht darf nicht durch den ungehinderten Zustrom von Menschen gefährdet werden, die weder durch Krieg noch durch Verfolgung unmittelbar bedroht sind. Für all jene, die nicht schutzbedürftig im Sinne des deutschen Asylrechts sind, brauchen wir eine wirksame Regulierung der Zuwanderung.

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