Eine von Trumps ersten Amtshandlungen war ein Akt der Zerstörung. Mit nur einem Federstrich kündigte der US-Präsident das transpazifische Freihandelsabkommen TPP auf – und zertrümmerte so das Herzstück von Obamas jahrelanger Handelspolitik. Statt multinationaler Handelsabkommen werde er bilaterale Verträge zwischen den USA und einzelnen Ländern aushandeln, kündigte Trump an. Gleichzeitig versprach er, Arbeitsplätze und Industrien zurück in die USA zu holen.
Was wie ein Zeichen der Stärke wirken sollte, entpuppte sich rasch als Schwächesymptom. Statt den USA lange hinterher zu trauern, orientierten sich viele TPP-Länder neu. Zudem nutzte China die Gelegenheit, um viele asiatische Staaten noch enger an sich zu binden. Milliardenprojekte wie die neue Seidenstraße oder das geplante Freihandelsabkommen Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP), das drei Milliarden Menschen umfassen würde, bestimmen nun den Ton in der Region – und finden ohne die USA statt.
Dieser Entwicklung will Trump auf seiner Asien-Reise etwas entgegensetzen. Er steht unter Druck, nun jene vorteilhaften bilateralen Abkommen zu liefern, die er bei der Aufkündigung von TPP großspurig versprochen hatte. Das Problem dabei: Verhandelt er zu hart, drängt er die Partnerländer noch mehr Richtung China.
„Bis jetzt hat Trump mit seiner Handelspolitik alles dafür getan, China möglichst groß zu machen“, analysiert Handelsexperte Langhammer. Zwar könne Trump in bilateralen Verträgen als übermächtiger Verhandlungspartner auftreten, doch hinter seinem Rücken lauere stets China. „Eine Friss-oder-Stirb-Taktik wird sicherlich nicht funktionieren“, ist sich Langhammer sicher.
Der einzige Ausweg aus diesem Dilemma könnte laut USA-Experte Braml das Militär sein. Trump werde auf seiner Reise versuchen, die asiatischen Verbündeten dazu zu bringen, für den militärischen Schutz der USA noch mehr zu bezahlen als bislang. „Trump muss auf seiner Asien-Reise nun die Fehler korrigieren, die er bislang gemacht hat“, sagt Braml.