Asien China kolonisiert seine südlichen Nachbarn

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Rohstofflieferanten für China

Kupfermine in Indonesien Quelle: REUTERS

In Laos’ Hauptstadt Vientiane belegen die Chinesen inzwischen ganze Stadtteile. Am Sanjiang-Markt etwa, an der staubigen Ausfallstraße Richtung Flughafen, haben sich Hunderte kleiner und größerer Geschäfte angesiedelt. Sie werden allesamt von Chinesen betrieben. Betonmischer, Werkzeugmaschinen und Elektromotoren haben sie im Angebot. Andere verkaufen Schuhe, Kleidung und Koffer, aber auch Unterhaltungselektronik oder Haartrockner. Die meisten der Händler kommen aus den reichen Ostprovinzen Guangdong, Zhejiang und Fujian. Viele der Zuwanderer sind schon seit Jahren in Laos, einem Land mit gerade mal sechs Millionen Einwohnern. „Mit den Laoten kann man auskommen“, sagt einer der Chinesen, der in Sanjiang Taschen verkauft, „so hart wie wir Chinesen können sie aber nicht arbeiten.“

Chinesisch: Mandalay im Zentrum Myanmars

Laoten und Chinesen leben in Vientiane in separaten Stadtvierteln und haben kaum etwas miteinander zu tun. Im Norden des Landes, nahe der chinesischen Grenze, verdrängen die Chinesen inzwischen die heimische Bevölkerung aus den Stadtzentren. Die Straßenschilder haben ausnahmslos chinesische Schriftzeichen; viele Hotels und Restaurants werden von Chinesen betrieben. Ähnlich ist das Bild im benachbarten Myanmar. Die Stadt Mandalay im Zentrum des Landes ist praktisch chinesisch. Weit mehr als eine Million Zuwanderer aus China leben hier.

Handfeste geopolitische Ziele

Viele Chinesen kommen als Händler auf der Suche nach einem besseren Leben in die Nachbarländer. Doch Peking verfolgt in Südostasien auch handfeste geopolitische Ziele. In Myanmar bauen die Chinesen Eisenbahnlinien und Straßen, weil sie einen Zugang zum Indischen Ozean suchen. Außerdem ziehen sie eine Pipeline von Norden nach Süden durch das verarmte Land. Sie soll demnächst 20 Prozent des chinesischen Öls nach China pumpen. Jobs schaffen die chinesischen Konzerne in den Ländern mit ihren Großprojekten allerdings kaum. Wie in Afrika bringen die Chinesen die Arbeiter für die Infrastrukturprojekte meistens gleich mit. Für den Bau einer Brücke, die die indonesischen Inseln Sumatra und Java verbinden soll, brachten die Chinesen 750 Arbeiter und 630 000 Tonnen Stahl ins Land.

Südostasiatische Länder wie Indonesien, Myanmar und Laos dienen China vor allem als Rohstofflieferanten, ganz so wie Afrika und Südamerika. Bauxit, Kohle, Gas und Kautschuk, aber auch Edelsteine und Holz, transportieren die Chinesen in großem Stil aus den Nachbarländern in ihre Heimat. Ist die neue Supermacht ein verantwortungsvoller Nachbar, der in den rückständigen Staaten Asiens in die Infrastruktur investiert und die Wirtschaft voranbringt? Oder beutet Peking, nur auf seinen Vorteil bedacht, die Länder ohne Rücksicht auf die Umwelt aus? Solche Fragen stellen sich immer mehr Menschen in der Region.

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