Asien China kolonisiert seine südlichen Nachbarn

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Staudamm: 3,6 Milliarden chinesisches Geld

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Viele einfache Bürger, aber auch Politiker in Südostasien sehen Chinas Vorstöße zunehmend kritisch. Berauscht von ihrem wirtschaftlichen Erfolg, träten die Chinesen in Südostasien oft aggressiv, auftrumpfend und arrogant auf, heißt es – Verhaltensweisen, die Peking oft den Amerikanern vorwirft. Widerstand gibt es vor allem gegen die vielen chinesischen Wirtschaftssonderzonen in den südlichen Nachbarstaaten. In den Vierteln, oft in Grenznähe, gilt faktisch chinesisches Recht – die Zonen gleichen kleinen Kolonien. Die Chinesen betreiben dort Spielcasinos und Bordelle. Drogenhandel und Geldwäsche sind an der Tagesordnung, Schießereien keine Seltenheit. Für Kritik sorgen auch die vielen Dämme, mit denen China auf seinem Staatsgebiet den Mekong-Fluss staut. Bei den südlichen Nachbarn, vor allem in Kambodscha, ist das ökologische Gleichgewicht bedroht. Viele Fischer fürchten um ihre Lebensgrundlage.

In Richtung Süden

Faktisch verschiebt China seine Grenzen Stück für Stück nach Süden. Im vergangenen Oktober wurden auf dem Mekong 13 Chinesen von Unbekannten auf einem Boot erschossen. Der Zwischenfall ereignete sich im goldenen Dreieck zwischen Thailand, Laos und Myanmar auf thailändischem Territorium. Das störte die Chinesen jedoch nicht. Für die Ermittlungen schickten sie ungefragt ihre eigenen Polizeitruppen über die Grenze. Dazu kommt: Der Ton aus Peking wird immer rauer. Im Konflikt um eine Inselgruppe im südchinesischen Meer, in deren Nähe große Ölvorkommen vermutet werden, erklärte ein chinesischer Politiker, man müsse notfalls auch einen Krieg erwägen. Unter anderem stellen Vietnam, die Philippinen und China Ansprüche auf die Inseln.

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Amerikanisches Engagement

Wegen des martialischen Auftretens der Chinesen werden die südlichen Nachbarn nun vorsichtiger. So hat die neue zivile Regierung in Myanmar den Bau eines Staudamms im Norden des Landes auf Eis gelegt. Der Damm mit einem Investitionsvolumen von 3,6 Milliarden Dollar sollte von Chinesen mit größtenteils chinesischem Geld gebaut werden. Große Teile des erzeugten Stroms sollten nach China fließen. In Laos stockt der Bau der Eisenbahntrasse, die die neue Wirtschaftssupermacht an Südostasien anbinden soll. Die Länder könnten sich über die Finanzierung nicht einigen, heißt es in Vientiane. Angeblich fordert China im Gegenzug für günstige Kredite entlang der Trasse einen exterritorialen Korridor – inklusive des Rechts, hier uneingeschränkt Bodenschätze fördern zu dürfen.

Als Gegengewicht zu den übermächtigen Chinesen wünschen sich immer mehr Politiker in Südostasien eine größere Rolle der Amerikaner. Der frühere US-Präsident George W. Bush hatte die Region vernachlässigt. Der Kampf gegen den Terror nahm zu viele Ressourcen in Anspruch. Nachfolger Barack Obama, der in Indonesien als Kind die Schulbank gedrückt hat, meldet sich nun zurück in Fernost. So hat die US-Regierung einen Gesandten ins Asean- Sekretariat nach Jakarta geschickt.

„Die Zukunft der Politik wird in Asien entschieden, nicht in Afghanistan oder im Irak, und die Vereinigten Staaten werden im Zentrum der Aktion stehen“, schrieb US-Außenministerin Hillary Clinton im November in dem Magazin „Foreign Policy“. Außerdem: Washingtons neue Verteidigungsstrategie sieht eine deutlich stärkere Präsenz in Asien vor. Pekings Antwort nach der entsprechenden Ankündigung aus Washington im Januar ließ erwartungsgemäß nicht lange auf sich warten. Davor werde man nicht zurückschrecken, schrieb die Parteizeitung „GlobalTimes“ in einem Kommentar.

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