Atomabkommen Iran verschifft Uran nach Russland

Teheran macht offenbar Ernst: Der Abtransport angereicherten Urans gehört zu den wichtigsten Punkten des Atomabkommens. Bald könnten die Sanktionen des Westens gegen den Iran fallen.

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Ein iranisches Atomkraftwerk. Quelle: dpa

Die USA und Russland haben den Abtransport von niedrig angereichertem Uran aus dem Iran als wichtigen Beitrag zur Umsetzung des Atomabkommens mit Teheran gelobt. „Damit wird der zentrale und aufwendigste Teil des Handlungsplans erfüllt“, erklärte das russische Außenministerium in Moskau. Alle Unterzeichner des Abkommens sollten nun den „notwendigen Eifer“ an den Tag legen, um es vollständig zu verwirklichen.

US-Außenminister John Kerry sagte, der Abtransport des Materials per Schiff nach Russland sei einer der bedeutendsten Schritte, den die Islamische Republik bislang im Rahmen des Abkommens unternommen habe.

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Der zuständige Vizepräsident der Islamischen Republik, Ali Akbar Salehi, hatte der Nachrichtenagentur Isna zufolge erklärt, der Abtransport sei abgeschlossen. Neun Tonnen niedrig angereichertes Uran seien per Schiff unterwegs nach Russland. Kerry sprach sogar von mehr als elf Tonnen Uran-Material an Bord des Schiffes.

Der Abtransport war neben der Reduzierung der Zahl der Zentrifugen eine der wichtigsten Verpflichtungen des Irans im Atomabkommen vom 14. Juli 2015 mit dem Westen. Im Gegenzug wird der Iran 137 Tonnen „Yellowcake“ aus Russland einführen. Das pulverförmige Gemisch aus Uranverbindungen ist Ausgangsstoff für die Herstellung von Brennelementen.

Norwegen beteiligt sich nach eigenen Angaben mit sechs Millionen US-Dollar (knapp 5,5 Millionen Euro) an den Material- und Transportkosten des „Yellowcake“, das aus Kasachstan ebenfalls per Schiff in den Iran geschickt wird. Nach Angaben des Außenministeriums in Oslo überwachten norwegische Atomexperten die Verschiffung von rund 60 Tonnen Nuklearmaterial am Sonntag. Außenminister Børge Brende sagte, die Reduzierung der Menge niedrig angereicherten Urans sei ein Schlüsselbestandteil des Atomabkommens. Es sei wichtig sicherzustellen, dass der Iran keine Atomwaffen entwickeln könne.

Der Iran hatte sich im Juli mit der 5+1-Gruppe (die vier UN-Vetomächte USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien sowie Deutschland) auf eine deutliche Beschränkung seines Atomprogramms geeinigt. Damit soll die Sorge der Weltgemeinschaft vor einer iranischen Atombombe zerstreut werden. Im Gegenzug sollen die Wirtschaftssanktionen fallen, womit im Februar 2016 gerechnet wird.

Die Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien wollte sich nicht aktuell zu den Berichten über den Uran-Transport äußern. Sie gibt Einschätzungen normalerweise in größeren Abständen. Der IAEA kommt die zentrale Aufgabe zu, in den nächsten 10 bis 25 Jahren regelmäßig zu überprüfen, ob Teheran sich an sämtliche Bestimmungen des Atomabkommens hält.

Nach Einschätzung der IAEA wird der Iran angesichts äußerst strenger Überprüfungen kaum heimlich gegen das Abkommen verstoßen können. IAEA-Chef Yukiya Amano ist zuversichtlich, dass seine Experten die Einhaltung lückenlos überwachen können: „Wenn sie versuchen, etwas zu verstecken, werden wir normalerweise irgendwo Hinweise dafür finden und anfangen, Fragen zu stellen“, sagte IAEA-Chef der Deutschen Presse-Agentur.

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