Atomtest in Nordkorea Auswärtiges Amt bestellt nordkoreanischen Botschafter ein

Nordkorea hat nach eigenen Angaben erneut eine Atombombe gezündet. Der Test sei eine Reaktion auf Bedrohungen und Sanktionen anderer Nationen. Die Bundesregierung stellte den nordkoreanischen Botschafter ein.

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Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un. Quelle: AP

Das Auswärtige Amt hat angekündigt, den nordkoreanischen Botschafter in Berlin einzubestellen. Die Bundesregierung verurteilt den jüngsten Atomtest Nordkoreas als "Provokation". Die Regierung in Pjöngjang versuche, Südostasien "in unverantwortlicher Weise" zu destabilisieren, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin. Er fordere Nordkorea auf, den Resolutionen des UN-Sicherheitsrats Folge zu leisten. Deutschland setze sich dafür ein, dass die internationale Gemeinschaft nun entschieden und unmissverständlich reagiere.

Nordkorea hat nach eigenen Angaben seinen fünften Atomtest unternommen. Dabei sei ein „nuklearer Atomsprengkopf“ zur Explosion gebracht worden, teilte die kommunistische Führung mit. Man sei nun in der Lage, atomare Sprengköpfe auf ballistische Raketen zu montieren, berichtete das Staatsfernsehen. Der Test sei eine Reaktion auf Bedrohungen und Sanktionen von feindlichen Mächten, darunter auch die USA. Nordkorea werde sein Atomwaffenprogramm weiter vorantreiben.

Ein Erdbeben in der Nähe des nordkoreanischen Atomtestgeländes im Nordosten hatte in der Region sofort Spekulationen über einen neuen Atomtest des weithin isolierten Landes ausgelöst.

US-Präsident Barack Obama hat "ernste Konsequenzen" für jede Art von Provokation des abgeschotteten Landes angekündigt. Obama habe sich zudem erneut zum Schutz der US-Verbündeten in der Region bekannt, sagte sein Sprecher Josh Earnest an Bord des Präsidenten-Flugzeugs Air Force One. Der Präsident sei von der Nationalen Sicherheitsberaterin Susan Rice über die Vorgänge in Nordkorea informiert worden.

China hat die Staatengemeinschaft hingegen zur Zurückhaltung aufgerufen. Niemand, auch nicht Nordkorea, könne ein Interesse an Chaos oder Krieg auf der koreanischen Halbinsel haben, hieß es in einem am Freitag veröffentlichten Kommentar der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Der Test sei zwar "nicht weise", hieß es weiter. Allerdings habe Südkorea durch die Entscheidung zur Stationierung des US-Raketenabwehrsystems Thaad das strategische Gleichgewicht in der Region schwer beschädigt. Die Regierung in Peking ist der wichtigste Verbündete Nordkoreas.

Nach dem vermuteten nordkoreanischen Atomtest hat China einen Notfallplan und Messungen von Radioaktivität an der Grenze zu Nordkorea gestartet. Das Umweltschutzministerium in Peking teilte mit, dass Messstationen in den drei nordostchinesischen Provinzen und in der Provinz Shandong „normal arbeiten“. Über erhöhte Radioaktivität wurde nichts berichtet. Der Krisenplan, den das Ministerium in Kraft setzte, ist der zweithöchste in einem vierstufigen Reaktionsprogramm. Er wird bei „wichtigen Umweltfällen“ aktiviert.

Südkorea droht mit weiteren Sanktionen

Die Streitkräfte Südkoreas haben ihre Alarmbereitschaft verstärkt. Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye verurteilte Nordkoreas Verhalten als Provokation, die stärkere internationale Sanktionen nach sich ziehen werde. Seoul werde „alle möglichen Mittel“ ergreifen, um Pjöngjang zum Verzicht auf sein Atomprogramm zu zwingen, wurde Park, die sich in Laos aufhielt, von der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap zitiert.

Nach Angaben Südkoreas wurden am Freitag Erschütterungen der Stärke 5,0 im Gebiet des nordkoreanischen Testgeländes im Nordosten festgestellt. Die US-Erdbebenwarte USGS berichtete von einer „Explosion“ in der Region. Die Stärke habe bei 5,3 gelegen.

Nordkorea hatte zwischen 2006 und Januar 2016 trotz internationaler Warnungen bereits vier Atomtests unternommen. Der UN-Sicherheitsrat hatte im März die Sanktionen gegen das kommunistische Regime verschärft.

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