Aufruf zur Rückkehr Karsai verteidigt Merkels Flüchtlingspolitik

Ex-Präsident Hamid Karsai appelliert an alle afghanischen Flüchtlinge, wieder in ihre Heimat zurückzukehren. Die Flüchtlingspolitik von Angela Merkel hat Deutschland zu großem Ansehen in der Welt verholfen.

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Hamid Karsai ruft afghanische Flüchtlinge zur Rückkehr auf. Quelle: dpa

Der ehemalige afghanische Präsident Hamid Karsai hat die afghanischen Flüchtlinge in Deutschland zur Rückkehr in ihre Heimat aufgerufen. Der Exodus müsse ein Ende haben, sagte Karsai in Dortmund der Deutschen Presse-Agentur. „Uns fehlen gut ausgebildete junge Menschen, wir brauchen sie dringend. Mein Appell an meine jungen Landsleute ist deshalb: Geht nicht! Ich weiß, dass wir schwere Zeiten durchmachen, aber die haben andere Länder auch überwunden.“ Er habe in Deutschland auch selbst mit Flüchtlingen gesprochen und sie gebeten, wieder zurückzukehren.

Gleichzeitig verteidigte Karsai die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). „Sie hat genau das Richtige getan“, sagte er. „Ich weiß, dass sie zurzeit unter starkem Druck steht, aber schauen Sie sich an, was sie international für Deutschland getan hat - besonders in solchen Teilen der Welt, wo es wirklich darauf ankommt, ob man einen guten Ruf hat.“ Er sei fest davon überzeugt, dass jetzt noch viel mehr Menschen als vorher deutsche Produkte kaufen würden, weil sie das Land noch mehr schätzten. So werde sich die Aufnahme der Flüchtlinge langfristig auszahlen und Deutschland „viel mehr Wohlstand“ bringen.

„Kanzlerin Merkel hat eine gute Botschaft in die Welt gesandt“, sagte Karsai, „nämlich die, dass Deutschland Probleme erkennt und die Möglichkeiten und Ressourcen besitzt, darauf zu reagieren, und zwar nicht mit Ablehnung, sondern mit Großzügigkeit. Das hat nicht nur in Afghanistan, sondern in der ganzen Welt einen unglaublichen Eindruck hinterlassen.“

Karsai verwies auf eine Umfrage, wonach die afghanische Bevölkerung Deutschland als besten Freund des Landes im Westen betrachte. Deutschland habe Afghanistan auf vielen Feldern enorm geholfen. Auch die Bundeswehr sei stets vorbildlich aufgetreten. „Wenn es irgendwo (zivile) Opfer gab, dann haben sie das sofort zugegeben und sich um die Betroffenen gekümmert.“ Es sei aber auch im deutschen Interesse, Afghanistan weiter beizustehen: Je besser es dem Land gehe, desto weniger Menschen hätten einen Grund, wegzugehen. Auch die Sicherheitslage im Land habe Auswirkungen auf Deutschland.

Dass er noch einmal als Präsident zurückkehren könne, schloss Karsai aus. „Das Land muss sich weiterentwickeln, die jüngere Generation muss jetzt übernehmen“, stellte er klar. „Meine Rückkehr wäre nicht wünschenswert, weder für mich noch für mein Land.“ Spannungen zwischen ihm und seinem Nachfolger Aschraf Ghani bestünden nicht, vielmehr sei es so, dass er den Präsidenten unterstütze. Allerdings melde er sich zu Wort, wenn er das Gefühl habe, dass sich das Land in essenziellen Fragen in die falsche Richtung bewege. Leider habe sich Afghanistan in den letzten beiden Jahren nicht wirklich weiterentwickelt. Karsai nahm am Campus Symposium in Iserlohn in Nordrhein-Westfalen teil und hielt sich insgesamt drei Tage in Deutschland auf.

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