Aus der weiten Welt

China will raus aus der Dollar-Falle

Klaus Methfessel Ehem. Leiter der Georg-von-Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalisten und ehem. Chefredakteur WirtschaftsWoche Global

Trotz seiner gewaltigen Bedeutung in der Weltwirtschaft spielt Chinas Währung bislang global erst eine geringe Rolle. Das ändert sich jetzt – schneller als erwartet. 

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Die Chinesen läuten das Ende der Dollar-Vorherrschaft ein Quelle: REUTERS

Zum ersten Mal habe ich 1989 in Peking Yuan-Scheine in meinen Händen gehalten. Sie sehen immer noch so aus: Auf der Rückseite lächelt Mao Tse-tung, am meisten verwendet wird der rote Hunderter. Nach der Niederschlagung der Demokratiebewegung hatte mich mein damaliger Arbeitgeber, ein Hamburger Wirtschaftsmagazin, nach China geschickt. Ich sollte der Frage nachgehen, ob die KP als Reaktion auf die Machtkämpfe an der wirtschaftlichen Öffnung festhält oder ob sie die Tür zur Welt verschließt und zum Maoismus der Kulturrevolution zurückkehrt. Dazu wollte ich auch die Stimmung in einigen Städten in der schon damals prosperierenden Küstenregion recherchieren.

Als Chinas Währung noch wenig beliebt war

Natürlich wollten die chinesischen Behörden mich nicht alleine in die Provinz reisen lassen. Sie verordneten mir einen Begleiter vom staatlichen chinesischen Journalistenverband als Dolmetscher und Aufpasser. Dafür stellte mir der Verband eine auf Dollar lautende Rechnung  aus. Meinen Vorschlag, diesen Betrag auf ein Konto des Verbands zu überweisen, lehnten die Verantwortlichen entsetzt ab. Sie bestanden auf Barzahlung.

Der Grund: Bei einer Überweisung  wären die Dollar von der Zentralbank vereinnahmt worden, der Journalistenverband hätte nur den Gegenwert in chinesischer Währung, in Renminbi bekommen – zum offiziellen Kurs. Damals erhielt man in China wie in den osteuropäischen sozialistischen Ländern auf dem Schwarzmarkt noch einen besseren Kurs als bei den staatlichen Banken. Kein Wunder also, dass die Funktionäre des Journalistenverbands harte Greenbacks und nicht weiche Redbacks wollten.

Von der Weich- zur Hartwährung

Das ist inzwischen grundlegend anders. Den Chinesen macht heute eher Sorgen, dass sie zu viele Dollars angehäuft haben und in einer „Dollar-Falle“ sitzen, wie es die Volkswirte der HSBC-Bank ausdrücken. Die Notenbank schichtet deshalb die Währungsreserven um, die zum Großteil immer noch in US-Währung denominiert sind. Sie reduziert den Dollar-Anteil und kauft dafür Gold und Euros.

Zudem ist der Dollar in Relation zum Renminbi heute eher eine Weichwährung. Der Yuan hat seit dem Jahr 2005 um 30 Prozent aufgewertet. Da Chinas Außenhandelsüberschuss in den vergangenen fünf Jahren von acht Prozent des BIP auf zwei Prozent gefallen ist, kann man den Yuan keineswegs mehr als unterbewertet bezeichnen. Das behaupten amerikanische Politiker - vorwiegend in Wahlkampfzeiten - zwar immer noch gern, um von eigenen Defiziten abzulenken. Die Zeiten jedoch, in denen China im Interesse der Exportförderung seine Währung schwach hielt, sind vorbei.

Mit dem Aufstieg zu einer ökonomischen Weltmacht hat sich auch die chinesische Währung emanzipiert. Der Schwarzmarkt ist längst ausgetrocknet, der Dollar hat sich entgegen der Erwartung vieler Experten in China keineswegs zu einer Parallelwährung entwickelt wie etwa in Kuba oder Vietnam. International spielt der Renminbi bislang jedoch nur eine untergeordnete Rolle, auch wenn sich China inzwischen zur zweitgrößten Wirtschaftsnation und zum Exportweltmeister mit den höchsten Devisenreserven der Welt gemausert hat.

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