Aus der weiten Welt

Weniger Kinder - weniger Gewalt?

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Demografische Gewaltpotenzial

Die jüngsten Länder der Welt
Familie mit Kind Quelle: dpa
Kinder spielen mit Wasser Quelle: dpa
Junge aus Vanuatu Quelle: Graham Crumb
Kinder in Brasilien Quelle: dpa
Kinder in Japan Quelle: AP
Aus Mali geflüchtete Kinder Quelle: dpa
Kinder in Angola Quelle: Paulo César Santos

Die islamischen Gesellschaften weisen im Vergleich mit den entwickelten Industrieländern alle eine sehr junge Bevölkerung auf. „Der Islam erlebt eine Bevölkerungsexplosion mit destabilisierenden Folgen für muslimische Länder und ihre Nachbarn“, schreibt Huntington.

Ein überdurchschnittliches Gewaltpotenzial lauert nach Erkenntnissen der Forscher überall dort, wo der Anteil der 15- bis 24-Jährigen mindestens 20 Prozent und der Kinderanteil (bis 14 Jahre) mindestens 30 Prozent beträgt.

Dabei rebellieren die Jugendlichen nicht in erster Linie, weil sie zu wenig Lebensraum, Nahrung oder Bildung haben, sondern weil sie in ihren Ländern ungenügende soziale Aufstiegschancen vorfinden. Heinsohn: „Getötet wird für Status und Macht.“

 

Die Heimatländer der unruhigen Jugend

 

Geburtenrate*

Kinder bis 14**

Jugendliche (15 – 24)**

Afghanistan

6,6

46,4

20,2

Somalia

6,4

44,9

18,6

Jemen

5,5

44,2

22,1

Irak

4,9

43,2

19,6

Palästina

4,7

42,5

21,2

Sudan

4,6

40,1

19,7

Pakistan

3,7

35,4

21,5

Syrien

3,1

36,9

20,4

Saudi Arabien

3,0

30,3

18,0

Ägypten

2,9

31,5

19,7

Türkei

2,2

26,4

17,7

Iran

1,8

22,9

22,0

China

1,6

19,5

16,8

Deutschland

1,4

14,2

11,8

*Kinder pro Frau **in Prozent der Gesamtbevölkerung Quelle: UN

 

Wie die Tabelle zeigt, ist das demografische Gewaltpotenzial in den betrachteten islamischen Ländern sehr unterschiedlich ausgeprägt (zum Vergleich die Daten von China und Deutschland):

- Mit Ausnahme der Türkei und des Iran haben alle Länder eine Kinderquote von mehr als 30 Prozent. Das größte Risikopotenzial liegt in den derzeit schon von ständiger Gewalt erschütterten Ländern Afghanistan, Somalia, Jemen, Irak und Palästina. Daran dürfte sich unter demografischen Gesichtspunkten wenig ändern. (Wobei allerdings auch die fehlende Staatlichkeit und Infrastruktur hohe Geburtenraten fördern kann.)

- Die hohen Werte des Sudan lassen für die Zukunft des aufgeteilten Landes nichts Gutes erwarten – beide Teile verfügen über ein hohes militärisches Rekrutierungspotenzial.

- In Pakistan, Syrien, Saudi Arabien und Ägypten sind die Geburtenraten etwas gefallen, die Länder haben aber noch ein bis zwei Jahrzehnte mit den Nachwirkungen des bestehenden Youth Bulge zu kämpfen. 

- Die Türkei hat die demografisch unruhigen Zeiten eindeutig hinter sich, der Iran bald. Noch 1980 brachten iranische Frauen im Schnitt 6,5 Kinder zur Welt, die Kinderquote war 1990 so hoch wie in Afghanistan heute. Der aktuelle Youth Bulge dürfte aber aufgrund des starken Falls der Geburtenrate (der stärkste in der islamischen Welt) bald Geschichte sein. 2050 wird der Anteil der 15- bis 24-Jährigen im Iran geringer sein als in Deutschland heute. Aus demografischer Sicht gilt für beide Länder Entwarnung.

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