Dass Russland in den nächsten zehn Jahren das von Goldman Sachs unterstellte ehrgeizige Wachstumsziel von vier bis fünf Prozent erreichen wird, erscheint mir denn auch äußerst zweifelhaft. Auch Brasilien dürfte Probleme bekommen, den von O’Neill gesetzten Maßstäben eines Bric-Landes zu entsprechen. Die Geschichte ist voll von Ländern, deren Wohlstand zeitlich begrenzt war, weil ihre Wirtschaft zu stark von Rohstoffen abhängig war.
… und mangelnde Integration in die globale Wirtschaft
Die Kehrseite der hohen Rohstoffabhängigkeit der Exporte: Solange sich damit relativ leicht Devisen verdienen lassen, um die Importe zu finanzieren, vernachlässigen die Regierungen die internationale Wettbewerbsfähigkeit bei Industrie- und Fertigwaren. Mit der Folge, dass diese Länder meist nur gering in die Weltwirtschaft einbezogen sind und weniger von der internationalen Arbeitsteilung profitieren.
So ist Russland erst jetzt, mehr als zehn Jahre nach China, WTO-Mitglied geworden, seine Industrie gerät jetzt unter Wettbewerbsdruck. Auch Brasilien schützt seine Wirtschaft durch hohe Zölle. Dadurch ist sie international nicht konkurrenzfähig, die Exportquote ist mit etwa zehn Prozent nur unterdurchschnittlich entwickelt.
Mit etwa zwölf Prozent ist auch Indiens Exportquote mager – im Unterschied zum rohstofflastigen Brasilien exportiert Indien immerhin zu zwei Dritteln Industriegüter. Das ist jedoch zu wenig, was sich nicht zuletzt in einem chronischen Leistungsbilanzdefizit, dem größten der vier Bric-Länder, niederschlägt.
Mexiko ist auf dem richtigen Weg
International über eine wettbewerbsfähige Wirtschaft verfügt demgegenüber Südkorea (Exportquote 43 Prozent, davon überwiegend industrielle Produkte). Auf einem guten Weg ist – Überraschung – auch Mexiko, dessen Wahrnehmung in Deutschland, so scheint mir, durch die Horrorberichte über den Drogenkrieg verzerrt ist. Dabei hat das Land etwas vorzuweisen: Es exportiert fast ein Drittel seiner Wirtschaftsleistung, der Anteil der Industriegüter daran vervierfachte sich seit 1985 auf heute 60 Prozent. Der Anteil von Rohöl am Export ist von fast neun Zehntel auf ein Zehntel zurückgegangen.
International schlägt sich auch Exportweltmeister China sehr gut. Das kommunistische Land kommt inzwischen auf eine Exportquote von einem Viertel mit überwiegend Industriegütern. Auf den ersten Blick gilt das ebenfalls für die Türkei mit einer Exportquote von 20 Prozent und einem hohen Anteil von Industriegütern. Das wird jedoch relativiert durch das hohe Leistungsbilanzdefizit von zuletzt fast neun Prozent des BIP. Offenbar ist die Türkei noch nicht auf einem wirklich nachhaltigen Weg, sondern auf ständigen Kapitalimport angewiesen.