Aus der weiten Welt

„Platzt die China-Blase?“

Klaus Methfessel Ehem. Leiter der Georg-von-Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalisten und ehem. Chefredakteur WirtschaftsWoche Global

Auch in China schwächt sich die Konjunktur ab. Horrorszenarien wie jüngst im Münchner Focus sind jedoch übertrieben. Chinas wirtschaftliche Konstitution ist stärker, als es auf den ersten Blick aussieht.

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Sicherheitsbeamte bewachen Frachtcontainer am Hafen in Shanghai Quelle: REUTERS

Der Focus bringt relativ selten Auslandsthemen als Titelgeschichten. Wenn das Münchner Blatt sich dann schon mal auf internationales Terrain wagt, dann muss schon ein besonderer Grund vorliegen. „Platz die China-Blase?“, fragte  die Titelgeschichte vergangenen Montag und gab, etwas unbestimmt noch auf dem Titel, zur Antwort: „So instabil ist das Wirtschaftswunder-Reich“. Doch was die Münchner dann als „Analyse einer globalen Bedrohung“  in dem Artikel „Die China-Blase“ anführten, hat mich nicht überzeugt. 

Es ist verständlich, dass der heiß gelaufene chinesische Immobiliensektor Sorgen macht. Die internationale Finanzkrise 2009 hat das Bewusstsein geschärft, zu welchen globalen konjunkturellen Sprengsätzen sich Immobilienblasen entwickeln können. Hätten die Focus-Redakteure Recht, müssten wir uns angesichts der zunehmenden Abhängigkeit unserer Exportwirtschaft von China in der Tat große Sorgen machen.

Wenn ich deshalb hier auf die wesentlichen Argumente in dem Focus-Artikel eingehe, dann weil nicht nur die Redakteure aus München die These vom angeblich bevorstehenden Platzen der China-Blase vertreten, sondern weil diese Sorge vor einem China-Crash weit verbreitet  ist.

Chinas Risiko hoher Exportabhängigkeit

Focus führt zwei Gründe an, warum dem langen China-Boom in diesem Jahr schon das Ende droht. „Weil der Konjunkturtreiber Export nicht mehr wie gewohnt funktioniert. Und weil die Volksrepublik sich den Megaaufschwung mit Übertreibungen erkaufte, die nun das Land destabilisieren könnten.“

Die Autoren stützen ihre Begründung vor allem auf den zweiten Punkt, die Übertreibungen. Auf das Exportrisiko gehen sie in dem Artikel nicht weiter ein. Dabei ist dieser Teil der Argumentation in der Tat nicht von der Hand zu weisen: Der Export wächst schon seit einiger Zeit langsamer. Im ersten Halbjahr 2012 stiegen die Ausfuhren nur noch um 9,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr – halb so viel wie noch vor einem Jahr. 

Aber Chinas Wirtschaftswachstum ist heute zum Glück nicht mehr ganz so exportabhängig wie früher. 2008 trugen Chinas Nettoausfuhren noch 7,7 Prozent zum BIP bei – bei einem Wirtschaftswachstum von 9,6 Prozent. Aber schon im vergangenen Jahr war der Wachstumsbeitrag der Exporte auf nur noch 2,6 Prozent gesunken – und da legte das BIP auch noch um 9,2 Prozent zu.

Die Ursachen für den lahmer werdenden Export liegen aber nicht in China, sondern sind in den rezessiven Tendenzen in Europa und den USA. In Bezug auf die Exporte liegt das Risiko für die Weltwirtschaft nicht in China, sondern in Europa, insbesondere der Eurozone, und den USA.  Im Fall des  Horrorszenarios, dass die Eurozone auseinanderbricht und die USA erneut in eine Rezession abgleiten, würde sicher auch China nicht ungeschoren davonkommen.

Aber das wäre nicht das Ergebnis einer chinesischen Strukturkrise, wie Focus insinuiert. Chinas Wirtschaftswachstum ist heute schon viel ausgeglichener. Sein hoher Leistungsbilanzüberschuss – Ausdruck der früheren, einseitigen Exportabhängigkeit des  chinesischen Wirtschaftsmodells – hat sich schon von 10,6 Prozent des BIPs 2007 auf 2,8 Prozent 2011 reduziert und dürfte weiter fallen. 

Die Wachstumstreiber der chinesischen Wirtschaft sind heute hauptsächlich der private  Konsum und die staatlichen und privaten Investitionen. Und damit kommen wir zu dem zweiten Argument der Focus-Autoren: Die „Übertreibungen“, mit denen sich China seinen Megaaufschwung erkaufte.

Chinas Risiko einer Immobilienblase

Fabers düstere Prognose für China
Marc Faber Quelle: Andreas Chudowski für WirtschaftsWoche
Rio de Janeiro Quelle: dapd
Kupfermine in Chile Quelle: IVAN ALVARADO
Taipeh 101 Quelle: dpa/dpaweb
Casino in Macau Quelle: REUTERS
Louis Vuitton in Shanghai Quelle: AP
Transformator Quelle: REUTERS

Den Beleg dafür sieht Focus speziell im überhitzten chinesischen Immobilienmarkt, der Immobilienblase, und generell in „Investitionsraten, die im Vergleich zum Konsum viel zu hoch sind.“ Dabei beschreibt Focus viele Fakten durchaus richtig. Etwa die für 300.000 Menschen geschaffene Geisterstadt Ordos in der Inneren Mongolei, in der bislang nur wenige Tausend Menschen leben. Der Hedgefonds-Spekulant Jim Chanos nannte laut Economist schon im Januar 2010 Ordos als Beleg für Chinas ungesundes Wachstum.

Doch führt es in die Irre, wenn man Fehlinvestition mit Überinvestition gleichsetzt. Ähnlich ist es auch mit einigen Indikatoren  und Statistiken, die Focus als Beleg für den prophezeiten bevorstehenden „Knall“ anführt.

Chinas Bauwut

So den Indikator „Zementverbrauch pro Kopf“, den Focus eine Art „Überhitzungs-Index für die Bauwut“ nennt. Danach sieht es in der Tat dramatisch aus, verbraucht China inzwischen doch mehr Zement pro Einwohner als Spanien und mehr als dreimal so viel wie die USA, neben Irland die beiden Länder, die mit ihren Immobilien die Finanzkrise im Westen ausgelöst und am Kochen halten.  

Doch ist der Zementverbrauch pro Kopf wirklich und länderübergreifend ein Indikator für eine Immobilienblase? Das mag für Spanien zutreffen, wo 77,4 Prozent der Menschen in Städten wohnen und über 80 Prozent der Bevölkerung schon eine eigene Immobilie besaßen. In China aber, wo erst die Hälfte der Bevölkerung in Städten lebt und in den nächsten Jahrzehnten mit dem Zuzug von 400 Millionen Menschen in die Städte gerechnet wird, besteht ein viel größerer Bedarf an Wohnungen und Infrastruktur.     

Deshalb auch halte ich die Tatsache, dass der chinesische Bausektor mit einem Anteil von 15 Prozent am BIP spanische Ausmaße erreicht hat, für weniger bedrohlich als Focus. Geisterstädte gibt es sicherlich, aber die von Focus angeführte Zahl von „bis zu 64 Millionen leer stehender Wohnungen“ halte ich für eine Ente. Durch die internationale Presse geisterte schon vor zwei Jahren die Zahl von 64,5 Millionen Apartments, in denen, so hatte es angeblich die chinesische Akademie für Sozialwissenschaften herausgefunden, kein Strom verbraucht würde und die deshalb leer stehen müssten. Doch eine solche Untersuchung gab es nicht. Die Financial Times schätzt den Bestand leerstehender Immobilien in China mit 13 Millionen Einheiten denn auch weitaus niedriger. Und da der Neubau aktuell weitgehend zum Erliegen gekommen ist, der Bedarf an Wohnungen aber nach wie vor steigt, ist es nur eine Frage der Zeit, wann der Markt bereinigt ist.

Der Unterschied zur Immobilienblase der USA

Doch nicht nur deshalb ist es falsch, die überhitzten Immobilienmärkte der USA, Spaniens oder Irlands und die Gefahren daraus mit dem chinesischen Wohnungsmarkt gleichzusetzen.

Der wesentliche Unterschied: In den USA wurden aus politischen Gründen Immobilien zu 100 Prozent oder mehr auf Hypotheken auch an Leute verkauft, die es sich nicht leisten konnten. Das ging solange gut, wie die Preise stiegen. Als die Preise zu fallen begannen, die Leute die Zinsen nicht mehr zahlen konnten und die Immobilien weniger wert waren als beim Kauf, brach der Schuldenturm wie ein morscher Baum in sich zusammen. Da diese Kredite zudem verbrieft und als sogenannte Asset Backed Securities (ASB) international vermarktet worden waren, erkrankte die gesamte westliche Wirtschaft an der US-Immobilienkrise.

Hohe Investitionen

Die Geisterstadt Ordos in der Inneren Mongolei Quelle: dpa

In China besteht bislang jedoch keine kreditfinanzierte Immobilienblase. Zwar war der Immobilienmarkt heiß gelaufen, die Preise sind in vielen Orten zwischen 2008 und 2011 um 40 Prozent gestiegen und seitdem um 20 Prozent gefallen. Im Unterschied zu den USA oder auch Irland und Spanien hat die Regierung jedoch nicht den Immobilienkauf und damit die Immobilienblase gefördert, sondern schon im Frühjahr 2010 Maßnahmen gegen die Preisspekulation eingeleitet. Die Käufer mussten nicht mehr nur 20 Prozent, sondern 30 Prozent Eigenkapital und mehr mitbringen – damit bestand keine Gefahr, dass der Wert der Immobilie unter den der Hypothek sinken und eine Bankenkrise verursachen konnte. Zudem wurde die Zahl der Immobilienkäufe pro Person limitiert und eine Steuer auf den Kauf von Luxusimmobilien eingeführt.

Ohnehin entspricht der in den USA übliche Kauf auf Kredit nicht chinesischen Gepflogenheiten, weder bei Immobilien noch bei Autos. Chinas Hypothekenkredite machen  nur 15 Prozent des gesamten Kreditvolumens aus, lediglich zehn Prozent der städtischen Haushalte haben überhaupt Hypothekenkredite. Insofern haben wir es in China wohl mit einer Korrektur des heiß gelaufenen Häusermarktes zu tun, aber nicht mit dem Platzen einer kreditfinanzierten Immobilienblase wie in den USA, Spanien und Irland.

Dass Schulden des öffentlichen und privaten Sektors in China von 50 Prozent 1981 auf inzwischen auf circa 150 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestiegen ist, sehen die Focus-Autoren jedoch als weiteren Beleg für ihre Blasenthese. „Ein auffallend hoher Wert“ schreiben sie.  Hätten sie sich doch mal die Zahlen der USA besorgt. Denn tatsächlich ist der Wert eher niedrig. Der entsprechende Wert lag für die USA im Jahr 2008, also unmittelbar vor der Weltfinanzkrise, bei 375 Prozent des BIP.

Chinas Risiko von Überinvestition und Überkapazitäten

Die Immobilienblase sieht Focus als Teil einer generellen Überinvestition. Die Investitionsraten seien im Vergleich zum Konsum viel zu hoch. Tatsächlich ist der Wachstumsbeitrag der Anlageinvestitionen, zu denen ja auch Immobilien zählen, sehr hoch. Aber folgt daraus schon, dass das System aufgrund von Überkapazitäten zusammenbrechen muss?

Zu den Fakten: Der Anteil der Anlageinvestitionen am Bruttoinlandsprodukt ist in der Tat auf 48 Prozent gestiegen und damit wesentlich höher als in anderen Ländern – allerdings bei einer Sparquote von 51 Prozent. Gefährlich würde es aber erst dann, wenn die Investitionen höher sind als die Sparleistung und die Differenz durch ausländische Kredite finanziert werden müsste, die die Verschuldung hochtrieben.

Die Ökonomen der HSBC-Bank halten denn auch  „die Sorge wegen Überkapazitäten für übertrieben“. Dass trotz hoher Investitionsausgaben keine Überinvestition vorliegt, zeigt sich nach ihrer Ansicht beim Vergleich des Kapitalstocks pro Einwohner. So beträgt Chinas Kapitalstock pro Einwohner nach ihrer Berechnungen lediglich sieben Prozent des US-Niveaus. Nach Kaufkraftparitäten gemessen kommt GK Dragonomics auf einen Wert von 20 Prozent.

Insofern teilt China trotz großer Anstrengungen noch das Schicksal einer unterentwickelten Infrastruktur mit vielen Schwellenländern. Für den Bau von Straßen, Schienenwegen und U-Bahnen besteht noch viel Spielraum, bis das Niveau der entwickelten Länder erreicht ist. Im Vergleich mit den USA mit etwa der gleichgroßen Fläche und einem Drittel der Einwohner hat China ein weniger als halb so großes Eisenbahnnetz. Das Straßennetz ist im Vergleich mit den OECD-Industrieländern nur ein Drittel so groß. Von 100 Städten mit mehr als fünf Millionen Einwohnern haben bislang mehr als 80 noch keine U-Bahn.

Aber auch wenn aus Chinas hoher Investitionsquote kein unmittelbares Krisenpotenzial resultiert, so ist sie doch ein spannender Indikator - für die Ineffizienz staatlich gelenkter und finanzierter Investitionstätigkeit. So zitiert der Economist Wissenschaftler, nach deren Berechnung China in den vergangenen Jahrzehnten dasselbe Wachstum erreicht hätte, wenn die Staatsunternehmen effizienter gewirtschaftet und keinen privilegierten, also zu preiswerten Zugang zu Kapital gehabt hätten.

Aktuelle Lage

Stärken und Schwächen der BRIC-Staaten
Die Skyline der Millionen-Metropole Shanghai, China Quelle: REUTERS
Leute shoppen auf den Straßen von Sao Paulo, Brasilien Quelle: dapd
Der ehemalige brasilianische Präsident Lula da Silva mit ölverschmierten Händen auf einer Ölplattform vor Bacia De Campos Quelle: dpa
Indien befindet sich laut einer Studie der Weltbank zu den Rahmenbedingungen für unternehmerische Tätigkeiten nur auf Platz 132. Genehmigungen, Kredite bekommen, Vertragseinhaltung - alles ist auf dem Subkontinent mit erheblichen Aufwand und Unsicherheiten verbunden. Hinzu kommt Korruption, eines der größten Probleme für das Land. Transparency International listete Indien im Jahr 1999 noch auf Patz 72, elf Jahre später ist das Land auf Platz 87 im Korruptionsindex abgerutscht. Nicht nur für die ausländischen Unternehmen ist Korruption ein Ärgernis, weil sie stets fürchten müssen, dass Verträge nicht eingehalten werden. Korrupte Beamte und Politiker sind auch eine enormes Problem für die mittleren und unteren Schichten, denen schlicht das Geld zur Bestechung fehlt. Um öffentliche Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen, die den Bürgern per Gesetz zustehen, müssen laut Transparency International mindestens 50 Prozent ihrer Befragten Bestechungsgelder zahlen. Der volkswirtschaftliche Schaden ist immens. Analysten gehen davon aus, dass die Direktinvestitionen in Indien um ungefähr 31 Prozent zurückgegangen sind und aus dem indischen Aktienmarkt etwa 1,4 Milliarden Euro abgezogen worden sind. Besonders brisant: nach einer Studie der Washingtoner Global Financial Integrity Organisation leitete die Liberalisierung und Markt-Deregulierung im Jahr 1991 die Hochzeit der Korruption und des illegalen Geldtransfers ein. Im Bild: Der Antikorruptions-Aktivist, Anna Hazare, im August 2011 in Neu Delhi. Hazare ging für zwölf Tage in einen Hungerstreik, um gegen die grassierende Korruption seines Landes zu protestieren. Tausende Sympathisanten unterstützen den Aktivisten bis zum Schluss seiner Aktion. Quelle: dapd
Verkehrsstau auf dem Delhi-Gurgaon Expressway, in Neu Delhi, Indien. Quelle: AP
Im Bild: eine Fabrikarbeiterin in einer Textilfabrik aus der Provinz Anhui, China. Quelle: REUTERS
Im Bild: Ein Eierverkaufsstand in Jiaxing, Zhejiang Provinz. Quelle: REUTERS

Richtig ist, dass sich die Konjunktur in China abschwächt. Im zweiten Quartal ging das Wirtschaftswachstum jetzt das sechste Mal in Folge zurück. Das Bruttoinlandsprodukt verzeichnete mit einer Zunahme von nur noch 7,6 Prozent gegenüber Vorjahr den niedrigsten Anstieg der vergangenen zehn Jahre. Der Elektrizitätsverbrauch, den manche Wirtschaftsexperten aus Skepsis gegenüber der offiziellen chinesischen Statistik als eher realistischen Konjunkturindikator verwenden, stagnierte sogar im Juni.

Sanfte Landung

Doch nach meinem Eindruck kann China eine harte Landung vermeiden, wenn die Eurozone nicht auseinanderbricht und die Weltwirtschaft nicht in eine tiefe Rezession stürzt.

Dass das Wachstum unter acht Prozent fällt, sehen manche Beobachter auch schon als alarmierenden Hinweis, dass China in eine politische Legitimitätskrise schlittern werde, weil sich dann sozialer Sprengstoff entzünden würde. Die Acht-Prozent-Marke galt bislang als das Mindestwachstum, das China benötigt, um all den Menschen zu einem Job zu verhelfen, die neu auf den Arbeitsmarkt strömen. So wuchs die Zahl der chinesischen Arbeitskräfte zwischen 1991 und 2000 jährlich um 8,7 Millionen Menschen. Doch das sieht schon seit einiger Zeit etwas anders aus. In diesem Jahr wird die Zahl der zusätzlich auf den Arbeitsmarkt kommenden Arbeitskräfte weniger als 5,2 Millionen betragen. China kann also auch mit Wachstumsraten von weniger als acht Prozent leben.

Genügend Spielräume

Aber China hat auch genügend geld- und finanzpolitischen Spielraum zum Gegensteuern und wird alles tun, um einen weiteren Einbruch zu verhindern, nicht zuletzt wegen des Parteitags der KP im Herbst, auf dem eine neue Führung präsentiert werden soll. Obwohl die Notenbank schon Mindestreserven und Zinsen gesenkt hat, besteht hier noch weiterer Spielraum nach unten. Denn die Inflation sinkt schneller als erwartet. Im Juni stiegen die Konsumentenpreise nur noch um 2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Regierungsziel liegt bei vier Prozent.

Auch in der Fiskalpolitik hat die Regierung noch Handlungsspielraum. Die vorsichtigen Wirtschaftslenker der KP haben ihr Pulver trocken gehalten. Das Haushaltsdefizit lag 2011 bei gerade Mal zwei Prozent, die Verschuldung aller staatlichen Ebenen bei 55 Prozent des BIP, und im ersten Halbjahr stiegen die Steuereinnahmen um 12,2 Prozent. Bei solchen Zahlen würden die Staatschefs der Eurozone in Brüssel auf den Tischen tanzen.

Beobachter rechnen deshalb mit weiteren Steuersenkungen zur Ankurbelung der privaten Wirtschaft, wie sie Peking schon zu Jahresbeginn mit einer Halbierung der Steuerlast für kleine Unternehmen in Kraft setzte. Dazu werden auch Ausgabenprogramme vorbereitet etwa für öffentlichen Wohnungsbau, Infrastruktur und Energieeinsparung. Das wird zwar nicht so gigantisch sein wie das Stimulierungsprogramm 2009 mit drei Prozent des BIP, mit dem China damals einen spektakulären Turnaround bewirkte und das Wachstum von 6,6 Prozent im ersten Quartal 2009 innerhalb eines Jahres auf 12,1 Prozent hochkatapultierte, das jedoch auch die Inflation anheizte und die Immobilienpreise hochtrieb.

Wenn Chinas Wirtschaft dann in diesem Jahr zwischen sieben und acht Prozent wächst, dann ist das zwar wenig vor dem Hintergrund der zweistelligen Raten der vergangenen drei Jahrzehnte, ab völlig ausreichend und vor allem nachhaltiger.   

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