Auswanderung Arbeitnehmer-Sonne scheint im Ausland

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Grafik: Bildung mach mobil Quelle: Bildungsinstitut für Bevölkerungsforschung, Wiesbaden

Eine Studie zur Internationalisierung von Managerkarrieren passt in dieses Bild. Ein, zwei Jahre Bewährungsprobe im Ausland fördern die Karriere, hat Markus Pohlmann von der Universität Heidelberg festgestellt. Doch dauerhafte Emigration nützt dem beruflichen Aufstieg nicht. „Wer länger als drei Jahre bleibt, verpasst daheim leicht den Anschluss an den Karrierezug“, sagt Pohlmann.Der Soziologe räumt mit dem Mythos von der globalen Führungselite auf, die mühe- und rastlos zwischen den Chefsesseln der Weltkonzerne wechsele. „Unternehmen sind in dieser Hinsicht konservativ“, sagt Pohlmann, „sie rekrutieren lieber In- als Outsider.“ Die Internationalisierung des Managements erfolge heute über die temporäre Entsendung der eigenen Fachkräfte zu einer Konzerntochter. So haben von den weltweit operierenden Dax-Konzernen 22 einen deutschen Vorstandschef.

In Deutschland mehr Spielraum

In der Lebensplanung der auswanderungswilligen Deutschen ist das Ausland vielmehr Zwischenstation als neue Heimat, zeigt auch eine Umfrage des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Derzufolge spielte jeder achte Deutsche 2009 mit dem Gedanken, ins Ausland zu gehen. Doch weniger als ein Drittel erwog dabei, unbegrenzt lang zu bleiben. Hoch Qualifizierte waren dabei im Schnitt weniger dauerhaft auswanderungsgeneigt.

Dazu trägt vermutlich auch bei, dass, vom Ausland aus gesehen, die Arbeits- und Lebensbedingungen in Deutschland gar nicht so schlecht sind. Hier könne sie sich „gestalterisch mehr einbringen – in Harvard läuft schon alles perfekt“, sagt die Ökonomin Fuchs-Schündeln. Sie hat in Frankfurt ein Doktoranden-Programm nach US-Vorbild ausgebaut. Der Vorteil nach dem Auslandsaufenthalt: Die Ökonomin verfügt über ein internationales Netzwerk, das ihr bei ihrer Forschung dient. Ein Schwerpunkt zurzeit: das Arbeitsangebotsverhalten von Frauen im internationalen Vergleich.

Eine Frage der Mobilität

Junge, qualifizierte Deutsche verlassen das Land also nicht, weil sie die Heimat satthaben oder hier keine Perspektive mehr sehen, sondern weil sie mobil sind: Diesen Schluss legen auch die Zahlen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung nahe. Männliche Rückwanderer und weibliche Rückwanderer sind mit durchschnittlich 33,5 und 31,1 Jahren überraschend jung. Und damit kaum älter als die Gruppe der Auswanderer, die im Schnitt 32 Jahre (Männer) und 30,5 Jahre (Frauen) alt sind.

Auch Adidas-Marketing-Manager Bretschneider möchte „die Zelte in Deutschland nicht komplett abbrechen“. Konkret werde das Thema Rückkehr vielleicht vor der Einschulung der Kinder. Zwischenzeitlich genießen die Bretschneiders in Glyfada „die Urlaubsatmosphäre, die sich hier trotz harter Arbeit schnell einstellt“. Und erfüllen sich damit einen Wunsch, den viele Deutsche aufs Rentenalter vertagen: Griechenland, Portugal und Spanien sind die beliebtesten Ziele sogenannter Ruhesitzmigranten. 

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