Autobombenanschlag in Ankara Suche nach Hintermännern

Wer steckt hinter dem jüngsten Anschlag in Ankara? Die Regierung will erste Hinweise auf die Hintermänner haben. Einen ähnlichen Anschlag in der türkischen Hauptstadt hat erst vor kurzem eine kurdische Gruppe verübt.

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Rettungskräfte im Einsatz nach einem Anschlag in Ankara. Quelle: AP

Nach dem verheerenden Autobomben-Anschlag in der türkischen Hauptstadt Ankara hat die Suche nach den Hintermännern begonnen. Innenminister Efkan Ala sagte am späten Sonntagabend, es gebe dazu erste Erkenntnisse, die aber erst nach Abschluss der Ermittlungen mitgeteilt würden. Bei dem Anschlag im Zentrum Ankaras waren am Sonntagabend nach Regierungsangaben 34 Menschen getötet worden, darunter auch mindestens ein Selbstmordattentäter.

Gesundheitsminister Mehmet Müezzinoglu sagte, 125 Menschen seien bei der Detonation am Sonntagabend verletzt worden, 19 davon schwer. Der Anschlag sei von mindestens einem oder vermutlich sogar von zwei Selbstmordattentätern verübt worden. Er oder sie hätten sich in einem mit Sprengstoff beladenen Fahrzeug in der Nähe einer belebten Bushaltestelle in die Luft gesprengt.

Erst vor knapp einem Monat hatte in Ankara ein Selbstmordattentäter ebenfalls eine Autobombe gezündet und 29 Menschen mit in den Tod gerissen. Zu dieser Tat bekannte sich die aus der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK hervorgegangene Splittergruppe Freiheitsfalken Kurdistans (TAK). Die TAK hatte damals zugleich weitere Anschläge angekündigt. Für die Tat vom Sonntag übernahm zunächst keine Gruppe die Verantwortung.

Die Explosion ereignete sich am zentralen Kizilay-Platz, der ein Knotenpunkt des Nahverkehrs ist. Ala sagte, der Anschlag habe auf Zivilisten abgezielt. Die US-Botschaft hatte erst am Freitag vor einem drohenden Anschlag in einem Viertel in der Nähe des Anschlagsorts gewarnt und dazu aufgerufen, die Gegend zu meiden.

Türkei verhängt Nachrichtensperre

Die türkische Regierung verhängte am Sonntagabend eine Nachrichtensperre über den Anschlag, die aber nicht offizielle Verlautbarungen betrifft. Türkische Medien berichteten, ein Gericht in Ankara habe eine Sperre für soziale Medien verfügt, nachdem dort Fotos zu dem Anschlag geteilt worden seien. Internetnutzer berichteten von Problemen, Twitter und Facebook aufzurufen. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan teilte mit, die Terroranschläge der jüngsten Zeit zielten auf die „Integrität unseres Landes“ ab. Er kündigte an, den Kampf gegen den Terrorismus fortzuführen und den Terrorismus „in die Knie zu zwingen“. Die EU, die USA und die Nato sicherten der Türkei ihre Unterstützung im Kampf gegen den Terrorismus zu. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte den Anschlag scharf wie auch Russlands Präsident Wladimir Putin - ein Gegner Erdogans.

Die Gewalt in der Türkei eskaliert im kurdischen Südosten des Landes, sie erfasst aber zunehmend auch die Metropolen. Am 12. Januar hatte sich in Istanbul ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt, zwölf deutsche Touristen kamen dabei ums Leben. Diese Tat wurde der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zugeschrieben. Das gilt ebenso für einen Selbstmordanschlag im Oktober vergangenen Jahres in Ankara, der auf eine pro-kurdischen Demonstration abzielte. Bei dem schwersten Anschlag in der Geschichte der türkischen Republik waren mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen.

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