Autokolonne beschossen Libyens Präsident entgeht Mordanschlag

Als Fajis al-Sarradsch als Ministerpräsident Libyens antrat, lag auf ihm die Hoffnung der Vereinten Nationen und des Westens. Doch ein Mordanschlag auf ihn zeigt nun, wie tief die Gräben in dem Land sind.

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Der libysche Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch soll nur knapp einem Mordanschlag in der libyschen Hauptstadt Tripolis entgangen sein. Quelle: AP

Tripolis Der libysche Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch ist nach Berichten von Augenzeugen einem Mordanschlag entgangen. Der Autokonvoi sei am Montag in der Hauptstadt Tripolis unter Beschuss geraten, berichtete ein Leibwächter Al-Sarradschs der Deutschen Presse-Agentur. Al-Sarradsch ist der international anerkannte Regierungschef des Bürgerkriegslandes.

In dem Tross sei auch der Vorsitzende der zweiten Parlamentskammer, Abdul Rahman Swahli, gewesen, hieß es weiter. Einige Bewacher der Politiker seien bei der Tat verletzt worden. Weitere Informationen gab es zunächst nicht.

Der Vorfall zeigt einmal mehr, welchen Widerständen die von den Vereinten Nationen unterstützte Einheitsregierung ausgesetzt ist. Al-Sarradsch regiert schon fast ein Jahr in der Hauptstadt Tripolis, konnte seine Macht aber nicht signifikant über die Stadtgrenzen hinaus ausweiten. Auch in der Stadt selbst wollen rivalisierende politische Strömungen die Macht an sich reißen.

Libyen ist sechs Jahre nach der Vertreibung von Machthaber Muammar al-Gaddafi tief gespalten: Der Osten, in dem das demokratisch legitimierte Parlament des Landes sitzt, verweigert der Einheitsregierung im westlichen Tripolis bis heute die Anerkennung und damit auch die vollständige Übergabe der Macht.

In Libyen haben weiter Hunderte Milizen das Sagen, in weiten Teilen des Landes herrscht Anarchie. Dies begünstigt auch das Geschäft mit den Flüchtlingen, von denen 2016 mehr als 180.000 über Libyen in Richtung Europa übersetzten.

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