Autor besuchte Milliardäre "Reichtum ist Fluch und Segen"

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Ehrgeiz, Talent und Fleiß

Welche Menschen werden eigentlich Millionäre?

Die meisten verbindet Ehrgeiz, Talent und Fleiß bis zur Selbstaufgabe. Das gilt besonders für Reinhold Würth: Er schrieb mir, dass er mein Buch beim Postdiktieren an einem Sonntagmorgen gelesen hat. Leider sind auch Millionenbetrüger äußerst fleißig und talentiert – auch so kann man reich werden, aber selten auf Dauer.

Welche Grundregeln muss man befolgen, um reich zu werden und zu bleiben?

Es sind genau drei. Ein berühmter Unternehmensberater hat sie mir aufgezählt: Arbeiten, arbeiten, arbeiten.

Wie sind Sie überhaupt auf die Idee gekommen, ein Buch zu diesem Thema zu schreiben?
Ich hatte alle Kontinente bereist, aber die Welt der Reichen erschien mir so fremd, exotisch und weit entfernt wie kein anderer Ort. Natürlich steckte ich bis zu den Ohren in Klischees, und natürlich trieb mich auch mein Voyeurismus - manche Badezimmer auf meiner Reise glänzten wie der Schatz des Priamos. Viel spannender als Statussymbole fand ich aber die Frage, wie sich Reichtum auf die Seele auswirkt. Ich wollte eine Psychologie des Geldes erstellen. Was ist Luxus, wenn man alles besitzt?

Villa oder Penthouse?
Geld spielt keine RolleWenn Reiche eine Luxusimmobilie kaufen, ist das wichtigste Kriterium für jüngere (76 Prozent) wie für ältere (86 Prozent) Käufer die Lage. Der Preis spiele eine untergeordnete Rolle, gaben die Befragten an. In einer aktuellen Umfrage wurden Immobilienexperten zu den Vorlieben der Luxuskäufer befragt. Die Umfrage wurde unter mehr als 200 Filialen des Maklers Engel & Völkers durchgeführt.Bild: Die Luxuswohnungen „Heinrich Heine Gärten“ in Düsseldorf. Quelle: dpa
Ältere investieren mehrÄltere Käufer (über 45 Jahren) zahlen deutlich mehr für ihre Luxusimmobilie als jüngere. So gaben rund 40 Prozent der Immobilienexperten an, dass jüngere Käufer zwischen 750.000 und 1 Millionen Euro bezahlen. Genauso viele nennen „unter 750.000 Euro“ als Kaufpreis. Ältere Käufer hingegen blättern zwischen einer und 1,5 Millionen Euro im Schnitt für eine Luxusimmobilie hin, gaben rund 41 Prozent der Befragten an.Bild: Wohnhäuser mit Luxuswohnungen auf der Schwedter Straße in Berlin Quelle: dpa
Was dem einen die Villa ist dem anderen sein PenthouseDie Traumimmobilie sieht bei jüngeren Vermögenden anders aus als bei den Älteren. Die jungen Käufer bevorzugen eine Villa (59 Prozent), während die älteren Kunden lieber ein Penthouse hätten. Zudem wollen die Jungen mehr Quadratmeter an Wohnfläche: Zwischen 200 und 300 (5 bis 6 Zimmer). Älteren hingegen reichen 100 bis 200 Quadratmeter (3 bis 4 Zimmer), wobei sie auch auf Barrierefreiheit wert legen.Bild: Innenhof des Hauses Cumberland am Kurfürstendamm in Berlin-Charlottenburg Quelle: dpa
Hohe Decken und offene KüchenDie Geschmäcker von Jung und Alt gehen jedoch nicht immer auseinander. Beide Kundengruppen bevorzugen die gleiche Innenarchitektur: Eine großzügige Raumaufteilung mit hohen Decken und großen Fenstern sowie offenen Küchen. Moderne energetische Isolierung der Wände ist ebenfalls von allen erwünscht.
Erstwohnsitz als HauptgrundLuxusimmobilien werden nicht als Spekulationsobjekt, sondern für den Eigenbedarf gekauft. Der Hauptbeweggrund, eine Immobilie im Topsegment zu erwerben, sei bei jüngeren (rund 62 Prozent) und bei älteren Käufern (rund 56 Prozent) der Wunsch nach einem luxuriös ausgestatteten Erstwohnsitz.Bild: Luxusvilla am Genfer See.
Kaufen aus PrestigeDie jüngere Kundschaft (61 Prozent) kauft eine Luxusimmobilie eher aus Prestigegründen als die gut betuchten Älteren (39 Prozent). Diese kaufen eine Luxusimmobilie auch mit Hinblick auf die Altersvorsorge (24 Prozent), Jüngere hingegen (12 Prozent) legen sich eine Immobilie eher selten als Altersvorsorge zu. Quelle: dpa
NachbarnDas Umfeld ihrer Luxusimmobilie interessiert junge Käufer nur wenig. Nur rund 25 Prozent beachten bei ihrem Kauf auch die Nachbarschaft. Ältere Käufer sind da sensibler: Rund 49 Prozent legen darauf Wert, wer neben ihnen wohnt. Die Jüngeren orientieren sich dafür eher an Größe und Raumaufteilung. Quelle: dpa

Wie sind Sie dann vorgegangen?
Naiv. Ich schrieb Hunderte Presseanfragen, dekorierte meine Worte mit Sahne und Kirschen und wartete.

Haben die Menschen denn auf Ihre Anfragen reagiert?
Meistens gar nicht. Neunzig Prozent meiner E-Mails und Briefe warten bis heute auf eine Antwort. Der Rest scheiterte an den drei Haupttechniken des Anti-Presse-Kung-Fu. Erstens: Schnelles Überwältigen mit einer fadenscheinigen Absage. Zweitens: Kontern und nach weiteren Details fragen, bis der Reporter die Lust verliert. Drittens: Vertrösten, vertrösten, vertrösten. Immer wenn ich mich bei der Presseassistentin des Virgin-Chefs Richard Branson meldete, teilte sie mir mit, ich solle mich gedulden. Meine Anfrage sei "in consideration". So ging es über viele Monate.

Und wie haben Sie es dann doch in die "Geschlossene Gesellschaft" geschafft?
Geduld, Gottvertrauen und ein Schuss Gonzo-Journalismus: Den Reporter erstmal an einen unsichtbaren Kleiderhaken hängen, einen Smoking leihen und mit dem Schwarm schwimmen.

Haben Sie sich im geliehenen Smoking wohl gefühlt?

Ich habe vor allem geschwitzt. Manchmal sah ich aus, als hätte ich einem britischen Earl die Klamotten abgezogen. Doch mit der Zeit konnte ich diese Ängste ablegen. Wie sagte noch gleich ein Hotelangestellter zu mir? "Machen Sie sich keine Sorgen, im Smoking sieht jeder aus wie ein Pinguin."

Was nehmen Sie für Ihr Leben von dieser zwölfmonatigen Reise mit?

Leider keine Millionen. Manchmal hatte ich gehofft, das mal jemand sagt: „Herr Gastmann, Sie wollen wissen, wie es ist, reich zu sein? Ich mache Sie reich!“

Und, wollen Sie nun auch reich werden?
Den Traum hatte ich schon mit zwölf Jahren. Damals verkaufte ich Kordeln und Kastanien an Passanten, die an unserem Vorgarten in Osnabrück vorbeiliefen. Einer sagte mir damals, er habe kein Geld in der Tasche und werde in einer Stunde mit einer Mark zurückkehren. Leider warte ich bis heute. Vielleicht bin ja noch "in consideration".

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