Welche Menschen werden eigentlich Millionäre?
Die meisten verbindet Ehrgeiz, Talent und Fleiß bis zur Selbstaufgabe. Das gilt besonders für Reinhold Würth: Er schrieb mir, dass er mein Buch beim Postdiktieren an einem Sonntagmorgen gelesen hat. Leider sind auch Millionenbetrüger äußerst fleißig und talentiert – auch so kann man reich werden, aber selten auf Dauer.
Welche Grundregeln muss man befolgen, um reich zu werden und zu bleiben?
Es sind genau drei. Ein berühmter Unternehmensberater hat sie mir aufgezählt: Arbeiten, arbeiten, arbeiten.
Wie sind Sie überhaupt auf die Idee gekommen, ein Buch zu diesem Thema zu schreiben?
Ich hatte alle Kontinente bereist, aber die Welt der Reichen erschien mir so fremd, exotisch und weit entfernt wie kein anderer Ort. Natürlich steckte ich bis zu den Ohren in Klischees, und natürlich trieb mich auch mein Voyeurismus - manche Badezimmer auf meiner Reise glänzten wie der Schatz des Priamos. Viel spannender als Statussymbole fand ich aber die Frage, wie sich Reichtum auf die Seele auswirkt. Ich wollte eine Psychologie des Geldes erstellen. Was ist Luxus, wenn man alles besitzt?
Wie sind Sie dann vorgegangen?
Naiv. Ich schrieb Hunderte Presseanfragen, dekorierte meine Worte mit Sahne und Kirschen und wartete.
Haben die Menschen denn auf Ihre Anfragen reagiert?
Meistens gar nicht. Neunzig Prozent meiner E-Mails und Briefe warten bis heute auf eine Antwort. Der Rest scheiterte an den drei Haupttechniken des Anti-Presse-Kung-Fu. Erstens: Schnelles Überwältigen mit einer fadenscheinigen Absage. Zweitens: Kontern und nach weiteren Details fragen, bis der Reporter die Lust verliert. Drittens: Vertrösten, vertrösten, vertrösten. Immer wenn ich mich bei der Presseassistentin des Virgin-Chefs Richard Branson meldete, teilte sie mir mit, ich solle mich gedulden. Meine Anfrage sei "in consideration". So ging es über viele Monate.
Und wie haben Sie es dann doch in die "Geschlossene Gesellschaft" geschafft?
Geduld, Gottvertrauen und ein Schuss Gonzo-Journalismus: Den Reporter erstmal an einen unsichtbaren Kleiderhaken hängen, einen Smoking leihen und mit dem Schwarm schwimmen.
Haben Sie sich im geliehenen Smoking wohl gefühlt?
Ich habe vor allem geschwitzt. Manchmal sah ich aus, als hätte ich einem britischen Earl die Klamotten abgezogen. Doch mit der Zeit konnte ich diese Ängste ablegen. Wie sagte noch gleich ein Hotelangestellter zu mir? "Machen Sie sich keine Sorgen, im Smoking sieht jeder aus wie ein Pinguin."
Was nehmen Sie für Ihr Leben von dieser zwölfmonatigen Reise mit?
Leider keine Millionen. Manchmal hatte ich gehofft, das mal jemand sagt: „Herr Gastmann, Sie wollen wissen, wie es ist, reich zu sein? Ich mache Sie reich!“
Und, wollen Sie nun auch reich werden?
Den Traum hatte ich schon mit zwölf Jahren. Damals verkaufte ich Kordeln und Kastanien an Passanten, die an unserem Vorgarten in Osnabrück vorbeiliefen. Einer sagte mir damals, er habe kein Geld in der Tasche und werde in einer Stunde mit einer Mark zurückkehren. Leider warte ich bis heute. Vielleicht bin ja noch "in consideration".