Barack Obama in Kuba USA erwarten eine Flüchtlingswelle aus Kuba

US-Präsident Barack Obama trifft am Montag seinen kubanischen Amtskollegen Raúl Castro. Obamas Kuba-Aufenthalt gilt als symbolischer Höhepunkt der Annäherung an den früheren Erzfeind. Zehntausende Kubaner machen sich gerade auf in die USA. Sie wollen von Einreiseprivilegien profitieren, bevor Obama sie abschafft.

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Ein Mann hängt in Kuba Flaggen von Kuba und den USA auf Quelle: dpa

US-Präsident Barack Obama trifft im Rahmen seines historischen Kuba-Besuchs am Montag auch Staatschef Raúl Castro. Das Gespräch der beiden im Palast der Revolution in der Hauptstadt Havanna dürfte wichtige Hinweise darüber liefern, ob Obamas scharfe Wende in der Kuba-Politik von der Gegenseite vollständig erwidert wird.

Der erste Staatsbesuch eines US-Präsidenten seit 88 Jahren ist ein historisches Ereignis. Tausende Kubaner machen es derweil genau andersherum, sie sind auf dem Weg Richtung USA.

Seit sich die Vereinigten Staaten und Kuba politisch annähern, verzeichnet die sozialistische Insel einen regelrechten Exodus: 43.159 Kubaner sind laut der amerikanischen Homeland-Security-Behörde 2015 in die USA geflüchtet – fast doppelt so viele wie im Vorjahr.

Noch ungewöhnlicher als die hohe Zahl ist die Fluchtroute der Kuba-Flüchtlinge. Sie wählen keineswegs den nahe liegenden Seeweg nach Amerika – Kubas Hauptstadt Havanna und Key West, die Südspitze Floridas, trennen nur 170 Kilometer. Denn der Weg ist kaum Erfolg versprechend.

„Kubaner, die übers Wasser nach Florida kommen wollen, werden oft von der Küstenwache abgefangen und zurückgeschickt“, erklärt Ted Piccone, Mittelamerika-Experte bei der US-Denkfabrik Brookings. Auch würden derzeit nur die Kubaner erleichterte Einreisebedingungen in die USA vorfinden, die mit trockenen Füßen, sprich: über den Landweg, einreisen. Die sogenannte „dry-foot“-Regel soll Kubaner von der gefährlichen Seereise abhalten.

Der schwierige Weg in die USA

Auf welchem Weg Flüchtlinge aus Kuba in die USA kommen

Doch das gut gemeinte Gesetz schickt die Kubaner auf eine Tausende Kilometer lange Odyssee. Direktflüge in die USA gibt es nicht, und die US-Nachbarn Mexiko und Kanada verweigern vielen Kubanern die benötigten Visa. Also fliegen kubanische Flüchtlinge zunächst oft nach Ecuador, denn dort sind die Einreiseregelungen eher lax. Von der Hauptstadt Quito aus bringen Schleuser die Flüchtlinge in Bussen und Kleintransportern über Kolumbien Richtung Mittelamerika.

Via Panama, Costa Rica und El Salvador gelangen sie schließlich nach Honduras, Guatemala und Mexiko – und irgendwann an die Grenze zu Texas. Zwischendurch müssen sie aber mindestens einmal das Flugzeug nehmen, denn Nicaragua machte Ende 2015 seine Grenze zu Costa Rica dicht. Angeblich folgte Nicaraguas linkspopulistischer Präsident Daniel Ortega einem Wunsch des kubanischen Staatschefs Raúl Castro, der die Massenabwanderung aus seinem Land stoppen will.

Warum fliehen die Kubaner in Scharen, gerade jetzt, da ihr Land sich zu öffnen scheint?

Erstens lässt der wirtschaftliche Aufschwung dort weiter auf sich warten, noch haben die Castros das Heft fest in der Hand. Außerdem gibt es gute Gründe, gerade jetzt in die USA – immer noch offiziell Kubas Klassenfeind – zu flüchten, bevor sich die Beziehungen beider Länder weiter normalisieren. Denn noch können Kubaner bei der Einreise um politisches Asyl bitten und so problemlos ein Aufenthaltsrecht für ein Jahr erhalten. Danach winkt ihnen im Schnellverfahren die Green Card, also die unbegrenzte Aufenthaltserlaubnis.

Diese Vergünstigung für Kuba-Flüchtlinge dürfte bald fallen, vielleicht schon bei Obamas Besuch in Kuba. Damit könnte der Präsident Kritiker seiner Entspannungspolitik gegenüber dem Castro-Regime besänftigen. Seine Botschaft würde dann nämlich lauten: Annäherung ja, leichte Einreise nein.

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