Bei Olympia US-Vizepräsident Pence meidet Kontakt mit Nordkoreas Präsidenten

Auf den Winterspielen ist US-Vize Pence Nordkoreas Präsident ausgewichen. Kurz zuvor hatte er schärfere Sanktionen gegen Nordkorea gefordert.

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Trotz Bemühungen, Südkoreas Staatsoberhaupt zu umgehen, traf US-Vizepräsident Mike Pence auf der Ehrentribüne auf das südkoreanische Präsidentenpaar. Sie waren Sitznachbarn. Quelle: Reuters

Pyeongchang
In den Beziehungen zwischen den USA und Nordkorea herrscht weiter Eiszeit. Bei der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Südkorea wich US-Vizepräsident Mike Pence am Freitag einem direktem Kontakt mit dem nominellen Staatsoberhaupt des Erzfeindes, Kim Yong Nam, aus. Dagegen begrüßte Südkoreas Präsident Moon Jae In, der die Spiele als Eisbrecher in den Beziehungen zum Norden nutzen will, sowohl Kim als auch die Schwester von Machthaber Kim Jong Un, Kim Yo Jong. Bei der Eröffnungsfeier zogen die Athleten der beiden koreanischen Staaten gemeinsam ins Stadion ein. Gegner einer Annäherung der beiden Koreas lieferten sich in der Nähe des Stadions Zusammenstöße mit den Sicherheitskräften.

Wegen des international geächteten Raketen- und Atomprogramms Nordkoreas hatten sich die Spannungen zwischen der Führung in Pjöngjang und den USA im vergangenen Jahr immer weiter erhöht. Der Besuch der hochrangigen nordkoreanischen Delegation bei den Winterspielen gilt als Entspannungssignal. So besucht mit Kims Schwester erstmals ein Mitglied der Herrscherfamilie überhaupt den Süden.

Bei einem Empfang des südkoreanischen Präsidenten vor der Eröffnungsfeier blieb Pence nur kurz. In südkoreanischen Medien hatte es geheißen, Pence und der Nordkoreaner Kim sollten sich bei dem Empfang an einem Zwölfertisch gegenüber sitzen. Nach Angaben des südkoreanischen Präsidialamtes hatte Pence aber einen Termin mit US-Sportlern und wollte daher nur kurz bleiben, um andere hohe ausländische Politiker zu begrüßen. Er habe ihnen, darunter der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe, kurz die Hand geschüttelt, dem Nordkoreaner Kim aber nicht, heißt es in einer Mitteilung des Präsidialamtes.

Kurz vor der Eröffnung hatte Pence die Absicht der USA bekräftigt, den Druck auf Nordkorea zu erhöhen. Der südkoreanische Präsident Moon stimme mit den USA überein, dass es weitere Sanktionen gegen den isolierten Staat geben müsse, sagte Pence nach dem Besuch eines Denkmals, mit dem 46 südkoreanische Matrosen geehrt werden. Sie wurden 2010 beim Untergang eines Kriegsschiffes getötet. Die Regierung in Seoul wirft Nordkorea vor, das Schiff mit einem Torpedo versenkt zu haben.

Bei der Eröffnungsfeier saßen Pence und seine Frau neben dem südkoreanischen Präsidentenpaar in der ersten Reihe auf de Ehrentribüne. Hinter dem südkoreanischen Paar saßen die beiden Spitzenvertreter Nordkoreas. Neben der Schwester von Machthaber Kim saß die Ehefrau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Elke Büdenbender, daneben und direkt hinter Pence Steinmeier. Deutschland ist einer der wenigen Staaten, die diplomatische Beziehungen zu Nordkorea unterhalten.

Die Sportler der beiden koreanischen Staaten, die sich formell noch im Kriegszustand befinden, zogen unter einer neutrale Flagge mit den Umrissen der koreanischen Halbinsel in das Stadion ein. Sie wurden mit Jubel begrüßt. Südkoreas Präsident Moon drehte sich während des Einmarsches zu den nordkoreanischen Spitzengästen um und schüttelte ihnen die Hand. Für Sonntag ist ein Mittagessen von Moon mit den nordkoreanischen Spitzenvertretern vorgesehen.

Vor der Eröffnungsfeier lieferten sich unweit des Stadions Gegner Nordkoreas Zusammenstöße mit der Polizei. Einige Demonstranten trugen Transparente mit der Aufschrift: „Das Moon-Regime führt Korea in den Untergang.“

Im Stadion stieß während des Vorprogramm der Eröffnungsfeier eine nordkoreanische Darbietung auf wenig Begeisterung. Als die Nordkoreaner Taekwon Do vorführten und unter lautem Schreien Bretter und Betonblöcke zerschmetterten, verstummten die Zuschauer im weiten Rund. Lediglich zwei Gruppen nordkoreanischer Cheerleader bejubelten die Darbietung.

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