Ben Carson Ex-Neurochirurg will US-Präsident werden

Vom Neurochirurgen zum US-Präsidenten: Ben Carson will 2016 für die Republikaner zur Wahl antreten. Berühmt wurde er durch eine Operation an siamesischen Zwillingen, die am Hinterkopf zusammengewachsen waren.

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Der Neurochirurg wurde durch die erfolgreiche Trennung von siamesischen Zwillingen bekannt. Quelle: ap

Washington In den USA wächst die Zahl der republikanischen Bewerber um das Präsidentenamt. Der bekannte Neurochirurg Ben Carson steigt ins Vorwahlrennen der Republikaner ein, kündigte er am Sonntagabend in einem Interview des TV-Senders „WKRC“ an. Der wortgewandte Politneuling ist bislang der einzige afroamerikanische Kandidat bei den Konservativen.

Weit über die Grenzen der USA hinaus kam Carson als Chefarzt der Neurochirurgie an der Johns Hopkins Kinderklinik in Baltimore zu Ruhm. Den Posten hatte er 29 Jahre lang inne. Carson leitete die ersten Operation an siamesischen Zwillingen, die am Hinterkopf zusammengewachsen waren. Seine Karriere wurde sogar zum Filmstoff: Im Drama „Gifted Hands“ (zu deutsch „Begnadete Hände“) von 2009 verkörperte Hollywoodstar Cuba Gooding Jr. den geschickten Chirurgen. Auch als Buchautor ist Carson erfolgreich.

Er habe sich zur Kandidatur entschlossen, nachdem ihn viele Menschen dazu ermutigt hätten, obwohl er ein politischer Neuling sei, sagte der 63-Jährige in einem Interview des TV-Senders „WPEC“. Der 63-Jährige bekleidete noch nie ein politisches Amt. Trotzdem gilt er unter konservativen Aktivisten als Star, seitdem er 2013 bei einer Gebetsveranstaltung in Washington eine fulminante Rede hielt. Carson übte scharfe Kritik am modernen Wohlfahrtsstaat und der Richtung, in die die USA gehen. Präsident Barack Obama saß damals nur wenige Meter entfernt.

Seit dem denkwürdigen Auftritt hat sich Carson immer wieder mit Verbalattacken auf den Staatschef zu Wort gemeldet. Mal nimmt er Obamas Gesundheitsreform aufs Korn, mal dessen Außenpolitik. Zuletzt äußerte sich Carson zu den Unruhen nach dem mysteriösen Tod des Afroamerikaners Freddie Gray in Baltimore, wo der ehemalige Starmediziner immer noch lebt. In einem Meinungsartikel im Magazin „Time“ verurteilte Carson die gewaltsamen Proteste und den Vandalismus als „krasses Fehlverhalten“.


Sozialkonservative Agenda

Nun hofft Carson aus seinem Nimbus als Arztlegende, Buchautor und Redetalent Kapital zu schlagen. Seine politische Unerfahrenheit ficht ihn nicht an. Er sehe diesen Umstand vielmehr als Gewinn, sagte er der Nachrichtenagentur AP vor kurzem. „Ich betrachte mich selbst als logischen Amerikaner mit Menschenverstand. Ich denke, dass das bei vielen Amerikanern Widerhall finden wird, ungeachtet ihrer politischen Partei.“

Carson ist der erste Afroamerikaner unter den nunmehr vier Kandidaten der Republikaner für die Wahl im November 2016 und gilt als Liebling der erzkonservativen Tea-Party-Bewegung der Partei. Er tritt für niedrige Steuern und gegen die Gesundheitsreform von Präsident Barack Obama ein.

Nach seinem Abschied von der John Hopkins Klinik in Baltimore zog Carson nach Palm Beach in Florida. Für den offiziellen Startschuss seiner Präsidentschaftskampagne wählte er jedoch seine Heimatstadt Detroit, wo seine Mutter ihn und seinen Bruder in ärmlichen Verhältnissen aufzog. Seine sozialkonservative Agenda führt Carson denn auch auf seine bescheidene Herkunft zurück. Noch heute erzählt er davon, dass seine Mutter auf Sozialhilfe angewiesen gewesen sei. Er sei für ein „Sicherheitsnetz für jene Menschen, die ein Sicherheitsnetz“ bräuchten. Er ist gegen das Recht auf Abtreibung und die Homo-Ehe, was er mit seinem christlichen Glauben begründet.

Carson rückt in ein dicht gedrängtes republikanisches Kandidatenfeld mit bis zu zwei Dutzend Anwärtern. Die Senatoren Marco Rubio aus Florida, Ted Cruz aus Texas und Rand Paul aus Kentucky haben sich bereits erklärt. Von Jeb Bush wird erwartet, dass er seinen Hut auch bald in den Ring wirft. Bush war früher Gouverneur von Florida und ist der Bruder von Ex-Präsident George W. Bush und der Sohn von dessen Vorvorgänger George H.W. Bush. Bei Obamas Demokraten gilt Ex-Außenministerin Hillary Clinton als Favoritin.

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