Briten tendieren zum Verbleib in der EU Aufwind für die Brexit-Gegner

Großbritannien bleibt in der EU – zumindest nach aktuellen Umfragen wollen die meisten Briten im Juni so abstimmen. Der größte Gegner der Brexit-Fans bleibt Experten zufolge eine hohe Wahlbeteiligung.

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Nach aktuellem Stand wird London der EU auch nach dem Referendum erhalten bleiben. Quelle: dpa

London Gut fünf Wochen vor dem Referendum in Großbritannien liegen einer Umfrage zufolge die Befürworter eines Verbleibs in der EU deutlich in Führung. In der am Dienstag vom „Telegraph“ veröffentlichten Erhebung des Forschungsinstituts ORB plädierten 55 Prozent der Briten für einen Verbleib in der Europäischen Union (EU), für einen Austritt sprachen sich 40 Prozent aus.

Allerdings zeigen andere Untersuchungen, dass es auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen hinausläuft. Dennoch gab die ORB-Umfrage dem Pfund, das wegen der unsicheren Ausgangslage seit Wochen unter Druck ist, am Dienstag Auftrieb. Die Devise stieg vorübergehend auf den höchsten Stand seit zweieinhalb Wochen.

Die Briten stimmen am 23. Juni darüber ab, ob das Land die Gemeinschaft verlassen soll oder nicht. In der Summe zeigen Umfragen bislang keine eindeutige Tendenz. So lagen in einer am Montag veröffentlichten Online-Umfrage des Instituts ICM die Brexit-Befürworter vorn, in einer Telefon-Umfrage des gleichen Instituts hingegen die Verfechter eines Verbleibs in der EU. Und in einer Umfrage von TNS sprachen sich erstmals seit Februar bei diesem Institut mehr Briten für einen Brexit (41 Prozent) aus als für einen Verbleib (38 Prozent). Premierminister David Cameron wirbt für einen Verbleib in der EU. Zu den prominentesten Befürwortern eines sogenannten Brexits gehört Camerons Parteikollege und ehemalige Londoner Bürgermeister Boris Johnson.

Der Politikexperte und frühere Wahlkampfstratege von Cameron, Lynton Crosby, sieht es als größte Herausforderung für Befürworter der britischen EU-Mitgliedschaft, die Menschen zu bewegen, auch zur Abstimmung zu gehen. „Die Wahlbeteiligung bleibt ein Knackpunkt“, schrieb Crosby im „Telegraph“.

ORB-Meinungsforscher Johnny Heald sagte, die sogenannten In-Anhänger müssten den Wählern mehr positive Gründe für eine Mitgliedschaft in der EU aufzeigen. Bisher habe eher die Drohkulisse eines Austritts aus der Gemeinschaft im Mittelpunkt gestanden. Aus Befragungen wisse er aber, dass die Menschen auch mit positive Argumenten überzeugt werden wollten. Wie Crosby sieht auch Heald in einer hohen Wahlbeteiligung einen Schlüssel für einen Erfolg des In-Lagers. Sollten die Befürworter des Verbleibs nicht genügend der eigentlich der EU-gewogenen Briten mobilisieren können, dürfte es für sie am 24. Juni ein böses Erwachen geben.

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