Bürgerkrieg in Afghanistan Taliban-Führer Mansur möglicherweise tot

Bei einem Angriff mit einer US-Drohne soll der afghanische Rebellenführer Mullah Achtar Mansur ums Leben gekommen sein. Die USA und die Taliban wollen den Tod noch nicht bestätigen.

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Mullah Achtar Mansur soll bei einem US-Drohnenangriff ums Leben gekommen sein. Quelle: dpa

Kabul Gut ein Jahr nach der offiziellen Übernahme der Taliban-Führung ist Mullah Achtar Mansur nach Angaben eines seiner Kommandeure bei einem US-Drohnenangriff getötet worden. Die afghanische Regierung und das US-Verteidigungsministerium bestätigten einen Luftangriff mit dem Ziel, Mansur zu töten, aber zunächst nicht den Tod des Taliban-Führers. Der afghanische Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah nannte seinen Tod aber „mehr als wahrscheinlich“.

Taliban-Kommandeur Abdul Rauf sagte der Nachrichtenagentur AP, Mansur sei bei einem Drohnenangriff am Freitagabend im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet getötet worden. Rauf hatte sich zeitweise in den Machtkämpfen innerhalb der Taliban nach dem im Sommer 2015 öffentlich gemachten Tod des langjährigen Taliban-Chefs Mullah Omar gegen Mansur gestellt. In diesem Jahre erklärte er aber Mansur wieder seine Gefolgschaft im Interesse der Einheit der Bewegung, wie es hieß.

Abdullah sagte in einer vom Fernsehen übertragenen Kabinettssitzung, Mansurs Tod würde eine positive Auswirkung auf die Bemühungen um einen Frieden in Afghanistan haben, wo die Taliban seit 15 Jahren gegen die international unterstützte Regierung kämpfen. Mansur sei die Hauptperson gewesen, „die die Taliban davon abgehalten hat, dem Friedensprozess beizutreten“, sagte Abdullah. „Von dem Tag an, an dem er nach dem Tod von Mullah Omar an die Spitze der Taliban trat, hat er die Gewalt gegen normale Bürger vor allem in Afghanistan intensiviert“, sagte Abdullah.

Das Büro des afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani bestätigte den Luftangriff, zunächst nicht aber Mansurs Tod. Zuvor hatte das US-Verteidigungsministerium einen solchen Luftangriff gemeldet, der sich gegen Mansur gerichtet habe. Den Tod Mansurs dabei bestätigte auch das Pentagon zunächst nicht.

Aus afghanischen Sicherheitskreisen verlautete, der Drohnenangriff habe in der pakistanischen Provinz Baluchistan stattgefunden, in der Region Ahmad Wal. Die afghanische Regierung wirft Pakistan seit langem vor, afghanischen Taliban Unterschlupf auf ihrem Gebiet zu ermöglichen.


Drohne attackiert Auto

Aus US-Militärkreisen hieß es, die Drohne habe ein Auto ins Visier genommen, in dem Mansur mit einer anderen Person unterwegs gewesen sei. Aus Taliban-Kreisen verlautete, bei dem zweiten Mann im Auto habe es sich um Mohammed Asam Hassanai gehandelt. Das Auto sei von dem Drohnentreffer komplett zerstört worden.

Die Taliban hatten den Tod von Mullah Omar jahrelang geheim gehalten, offenbar um Machtkämpfe innerhalb der Aufständischen zu vermeiden. Mansur war Omars langjähriger Stellvertreter gewesen und galt nach Angaben der Regierung in Kabul seit Jahren als De-Facto-Chef der Taliban.

Die Taliban gelten als die mächtigste Rebellengruppe in Afghanistan, wo allein im vergangenen Jahr Schätzungen zufolge 11.000 Zivilisten getötet oder verletzt und 5500 Regierungssoldaten und Polizisten umkamen.

Die Taliban hatten 1996 in Afghanistan die Macht übernommen und mit einer harschen Auslegung des islamischen Rechts der Scharia regiert, ehe sie nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 durch eine US-geführte Invasion verdrängt worden waren.

Fast 15 Jahre später sind rund 13.000 Soldaten der US-Nato-Koalition im Land, darunter rund 9800 Amerikaner. Sie konzentrieren sich weitgehend auf die Ausbildung der örtlichen Sicherheitskräfte. Rund 300 Soldaten führen Anti-Terror-Operationen gegen die Taliban und andere Gruppen wie Al-Kaida und den IS aus.

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