Bürgerkrieg in Libyen Vier italienische Journalisten entführt

In Libyen sollen vier italienische Journalisten in der Hand von Gaddafi-Milizen sein. In Tripolis leisten sich Rebellen und Anhänger Gaddafis weiter heftige Gefechte. Vom Diktator fehlt jede Spur.

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Libysche Rebellen suchen gezielt nach Verwandten von Diktator Gaddafi. Quelle: handelsblatt.com

Vier italienische Journalisten sind am Mittwoch in Libyen entführt worden. Das teilte das römische Außenministerium am Abend in Rom mit. Nach ersten Angaben handelt es sich um zwei Journalisten des „Corriere della Sera“ sowie um je einen Vertreter der katholischen Zeitung „Avvenire“ und von „La Stampa“.

Der regionale italienische Journalistenverband von Latium bestätigte die Entführung. Die Kollegen seien vermutlich in der Hand von Getreuen des Diktators Muammar al-Gaddafi. Männer hätten die Journalisten auf dem Weg nach Tripolis angehalten und den Fahrer wahrscheinlich erschossen. Das habe einer der Entführten per Telefon mitgeteilt, berichtete Verbandpräsident Bruno Tucci der italienischen Nachrichtenagentur Ansa.

„Es geht uns gut“, sagte der Korrespondent von „Avvenire“ in dem Telefongespräch, das ihm von einer Wohnung aus ermöglicht worden sei. Unter den vier Entführten ist eine Frau, Journalistin der Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“. Wie der TV-Sender „SkyTG24“ berichtete, sollen die Medienvertreter von „gemeinen Kriminellen“ angehalten, ausgeraubt und dann an Gaddafi-Milizen übergeben worden sein. Man habe sie offensichtlich in ein Haus auf dem Land gebracht. Unterdessen wurden die tagelang in einem Hotel in Tripolis von Gaddafi-Getreuen festgehaltenen internationalen Journalisten überraschend freigelassen.

In Tripolis haben sich Rebellen und Anhänger des langjährigen Machthabers Muammar al Gaddafi am Mittwoch unverändert teils heftige Gefechte geliefert. Regimetreue Scharfschützen schnitten den Weg zum Flughafen ab, zudem wurde die von den Aufständischen eingenommene Residenz Gaddafis von dessen Streitkräften wiederholt angegriffen.

Die Aufständischen erklärten, sie hätten fast ganz Tripolis unter ihrer Kontrolle. Gaddafi selbst kündigte in einer vom libyschen Fernsehen übertragenen Audiobotschaft an, bis zum Sieg kämpfen oder als Märtyrer sterben zu wollen.

Einen Tag nach der Eroberung der Residenz Gaddafis durch libysche Aufständische kam es am Mittwoch in dem nahe gelegenen Stadtteil Abu Salim zu heftigen Gefechten. In dem Viertel befindet sich ein berüchtigtes Gefängnis, zudem wird es als eine der letzten Hochburgen des Regimes in der Hauptstadt angesehen.

Am Morgen hatten die Rebellen mitgeteilt, sie würden den Großteil von Gaddafis Residenz, dem Militär- und Wohnkomplex Bab al Asisija, kontrollieren. Von Gaddafi fehlt immer noch jede Spur, doch die Stadt schwirrt nur so von Gerüchten über seinen Verbleib.

Gaddafis Sohn Al Saadi versucht laut dem amerikanischen Fernsehsender CNN, einen Waffenstillstand in Tripolis auszuhandeln. Wie CNN auf seiner Website berichtet, sei Al Saadi um Kontaktaufnahme mit den amerikanischen Behörden und den Aufständischen bemüht. Einem Rebellensprecher zufolge haben libysche Geschäftsleute ein Kopfgeld in Höhe von zwei Millionen Dollar auf Gaddafi ausgesetzt.

Der libyschen Außenminister Abdul Ati al Obeidi sagte dem britischen Rundfunksender Channel 4 am Mittwoch, Gaddafi verfüge über keinen Einfluss mehr im Land. Alles deute daraufhin, dass Gaddafi alle seine Optionen ausgeschöpft habe.

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