Bürgerkrieg Jemen steht vor einer Katastrophe

Seit zwei Jahren tobt ein Bürgerkrieg im Jemen, in den sich seit März Nachbarstaaten eingeschaltet haben. Eine Untersuchung der Hilfsorganisation Oxfam fördert Erschreckendes zutage – auch in wirtschaftlicher Hinsicht.

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Nach einem Luftangriff der von Saudi-Arabien geführten Koalition: Ein Mann untersucht ein beschädigtes Haus in der Unesco-Welterbe-Stadt Sanaa im Jemen. Quelle: dpa

Berlin Die internationale Hilfsorganisation Oxfam hat angesichts der andauernden Kämpfe und Luftangriffe im Jemen vor einer humanitären Katastrophe gewarnt. Arbeitslosigkeit, Verschuldung und steigende Lebensmittelpreise machten es immer mehr Menschen des Landes im Süden der Arabischen Halbinsel immer schwerer, ihr Überleben zu sichern, schrieb Oxfam in einem am Mittwoch vorgestellten Bericht.

Kriminalität und soziale Unruhen würden zunehmen. Notwendig seien größere internationale Anstrengungen für eine Friedenslösung und eine deutliche Aufstockung der humanitären Hilfsleistungen, forderte die Organisation.

Oxfam befragte nach eigenen Angaben im Jemen rund 1000 Menschen, die vor den Kämpfen in andere Landesteile fliehen mussten. Drei Viertel von ihnen seien von Luftangriffen in die Flucht getrieben worden, bei denen zudem die Wohnhäuser von 20 Prozent der Befragten zerstört worden seien. Fast zwei Drittel hätten angegeben, enge Familienangehörige seien getötet oder verletzt worden. Fast die Hälfte aller Familien habe unbegleitete Kinder bei sich aufgenommen.

Wer in seinen Heimatort zurückkehrt, finde dort zerstörte Schulen, Fabriken und Krankenhäuser vor. Nicht detonierte Granaten, Minen und Bomben stellten eine ständige Gefahr dar. Die Wirtschaft liege am Boden: Ein Viertel aller Unternehmen musste schließen, 70 Prozent der Arbeitskräfte wurden entlassen. Der Konflikt verursachte bislang Zerstörungen in Höhe von sieben Milliarden Dollar (6,25 Milliarden Euro) und ökonomische Verluste in Höhe von 12 Milliarden Dollar.

Im bitterarmen Jemen tobt seit rund zwei Jahren ein Bürgerkrieg. Huthi-Rebellen aus dem Norden des Landes haben große Teile des Landes überrannt. Die Hafenstadt Aden steht unter Kontrolle von Kräften, die an der Seite der Regierung kämpfen.

Eine von Saudi-Arabien angeführte Koalition arabischer Staaten bombardiert seit März vergangenen Jahres die Aufständischen. Das Bündnis wirft den schiitischen Huthis vor, vom ebenfalls schiitischen Iran unterstützt zu werden. Saudi-Arabien betrachtet den Iran als Erzrivalen in der Region. Die Luftangriffe unterstützen den international anerkannten Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi.

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