Bürgermeister-Wahl in New York Michael Bloomberg vor dritter Amtszeit

Bürgermeister-Wahl in New York. Amtsinhaber Bloomberg lag in Umfragen deutlich vorn. Um ein drittes Mal kandidieren zu können, hatte er das Gesetz geändert. So bleibt ein fader Beigeschmack trotz seiner politischen Errungenschaften.

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New York Mayor Michael Quelle: AP

Alles sieht danach aus, dass Michael Bloomberg heute zum dritten Mal als Bürgermeister von New York gewählt wird. Nach den letzten Wahlumfragen liegt der parteilose „Selfmade-Poltiker“, mit 53 zu 38 Prozent deutlich vor seinem demokratischen Herausforderer William Thompson – und das in der Demokraten-Hochburg New York.

Der bedächtige und ruhige Thompson (56), langjähriger Rechnungsprüfer der Stadt, hat es gegen den eloquenten Finanzmogul Bloomberg, der aufgrund seines Milliarden-Vermögens für den symbolischen Lohn von einem Dollar arbeitet, nicht geschafft, sein Pfund als Sohn einer karibischen Einwandererfamilie auszuspielen und sich als „Mann der kleinen Leute“ zu profilieren.

Auf Bloombergs Druck wurde Wahlgesetz geändert

Dabei hat Bloomberg trotz seiner Popularität mit einem erheblichen Makel zu kämpfen: Nachdem er im vergangenen Jahr auf eine Kandidatur für das US-Präsidentenamt verzichtet hatte, meldete er überraschend seinen Anspruch auf eine dritte Runde an der Stadtspitze an und warf damit kurzerhand das Gesetz über den Haufen. „Ein Versuch, die Demokratie auszuhebeln“, schäumte Thompson damals. Und die Bürgerrechtsorganisation Public Interest Research Group sprach gar von einer „Bananenrepublik“.

Denn die Stadtgesetze verbieten eine dritte Amtszeit. Die Bürger hatten die Beschränkung erst 1993 mit einem Volksentscheid eingeführt und 1996 nochmals bekräftigt. Milliardär Bloomberg argumentierte, angesichts der Wirtschaftskrise seien Erfahrung und Kontinuität gefragt: „Mein ganzes Leben hat mich auf diese Herausforderung vorbereitet.“ Nach hitzigen Debatten gab der Stadtrat mit 29 zu 22 Stimmen denkbar knapp grünes Licht.

New York City Comptroller Quelle: Reuters

Bei vielen Wählern blieb ein fader Nachgeschmack, auch wenn Bloombergs Verdienste um New York unbestreitbar sind. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 schaffte er es als Nachfolger des legendären Law-and-Order-Mannes Rudolph Giuliani, der Stadt neuen Lebensmut zu vermitteln. Bis zum Beginn der Wirtschaftskrise entstand fast eine Viertelmillion neuer Arbeitsplätze, eine strikte Finanzpolitik verhinderte danach den großen Kollaps.

Daneben packte Bloomberg die Reform des verrotteten Schulsystems an, setzte auf Umwelt- und Gesundheitsschutz, sozialen Wohnungsbau und Kriminalitätsbekämpfung - New York gehört inzwischen zu den sichersten Städten der USA. „Wir unterstützen die Wiederwahl von Bürgermeister Bloomberg voller Enthusiasmus“, gab die mächtige „New York Times“ kürzlich als ihre offizielle Empfehlung aus. „Er hat in seinen acht Jahren Amtszeit das unberechenbare New York erstaunlich gut geführt.“

Für viele New Yorker verkörpert „King Mike“ das eigene Lebensgefühl. Als Sohn einer einfachen jüdischen Familie geboren, baute er nach seinem Rauswurf bei einer Investmentbank mit der Abfindung seinen eigenen milliardenschweren Finanzdatenkonzern Bloomberg auf.

100 Millionen für den Wahlkampf

Für den aktuellen Wahlkampf soll er bereits 100 Millionen Dollar ausgegeben haben und beispielsweise pausenlos TV-Spots geschaltet. Thompson dagegen konnte gerade mal sechs Millionen Dollar an Spenden zusammenkratzen und führt seine Kampagne unter dem Motto: „New York ist nicht käuflich.“ Wenige Tage vor der Wahl gab ein Drittel der Bürger in Umfragen an, ihn gar nicht zu kennen.

Zwei New Yorker Künstler haben sich mit einer Satire-Kampagne für Monty Burns gestartet, den bitterbösen Kapitalisten aus der TV-Serie „Die Simpsons“, ebenfalls am Wahlkampf beteiligt. Unter dem Slogan „No third terms – vote for Burns“ zogen sie gegen die dritte Amtszeit zu Felde. „Wir machen uns lustig über eine Wahl, die an sich schon ein Witz ist“, erklärte Mitinitiator Kenny Komer.

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