Chaos in den Nachbarländern Der syrische Bürgerkrieg greift um sich

Islamisten erobern Gebiete im Irak und kämpfen gegen die Armee im Libanon. Immer deutlicher greift der syrische Bürgerkrieg auf die Region über – Jordanien reagiert mit drastischen Mitteln.

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Attentate, Grenzkämpfe, ausgewiesene Flüchtlinge. Der Bürgerkrieg in Syrien breitet sich auf die Nachbarländer aus. Längst brennt es buchstäblich an allen Fronten. Quelle: dpa

Beirut Immer deutlicher wirken sich die Schrecknisse des syrischen Bürgerkrieges auf die Nachbarländer aus. Nach den raschen Eroberungen großer Teile des Irak durch die in Syrien stationierte Islamistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) kämpfen nun auch im Libanon Extremisten aus Syrien gegen das dortige Militär. IS-Kämpfer selbst attackieren neben christlichen Dörfern im Irak erneut auch Militärbasen in Syrien.

In der an der Grenze zu Syrien gelegenen libanesischen Stadt Arsal bekämpfen sich seit einer knappen Woche das libanesische Militär und dschihadistische Extremisten. Bei den Dschihadisten handelt es sich nach Angaben eines Militärsprechers um Anhänger der Al-Kaida nahe stehenden Rebellenmiliz Al-Nusra-Front. Am Samstag hatten sie Stellungen in Arsal angegriffen und mehrere libanesische Polizisten als Geiseln genommen.

Nach Angaben der libanesischen Nachrichtenagentur NNA hat die Armee am Donnerstag sieben Polizisten aus der Gewalt der Extremisten befreien können. Die Polizisten seien beim Sturm auf ein von den Extremisten besetztes Krankenhaus befreit worden. 20 Soldaten befänden sich hingegen noch in Geiselhaft, sagte ein Armeesprecher der dpa. Mindestens 16 Soldaten wurden bei den Gefechten bisher getötet.

Die Kämpfe in Arsal waren am Mittwoch von einer mehrstündigen Waffenruhe unterbrochen worden. Muslimische Geistliche aus der libanesischen Hafenstadt Tripolis hatten die Feuerpause vermittelt. Ein Sprecher sagte, bei den Dschihadisten handele es sich um mehrere verschiedenen Gruppen.

Nach Schätzungen libanesischer Medien sind rund 40 000 Bürger und 120 000 syrische Flüchtlinge in der Region um Arsal eingeschlossen. Ali Hudschairi, der Bürgermeister von Arsal, sagte der dpa in einem Telefongespräch, es gebe bereits eine Vielzahl ziviler Verletzter. Vor Ort habe man jedoch nur ein Krankenhaus und fast keine Medikamente mehr.

Auch in Syrien sprengten sich am Donnerstag drei Selbstmordattentäter an einer Militärbasis im syrischen Al-Rakka in die Luft. Mindestens 27 Soldaten seien dabei ums Leben gekommen. Insgesamt kontrolliert die IS fast ein Drittel Syriens, vor allem die Provinzen Al-Rakka und Dair as-Saur im Osten des Landes.

In Jordanien haben die Behörden ein Einreiseverbot für palästinensisch-stämmige Syrer erteilt. Das berichtet die Organisation Human Rights Watch. Demnach wird nicht nur Flüchtlingen kein Asyl gewährt - auch bereits nach Jordanien geflohene syrische Palästinenser seien nach Syrien zurück gebracht worden. Syrisch-stämmige Flüchtlinge - in Jordanien sind seit Beginn des Bürgerkrieges rund 607 000 untergekommen - würden hingegen nicht belangt. Human Rights Watch gründet seinen Report auf Interviews mit über 30 Flüchtlingen.

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