China gegen die Philippinen Der Inselstreit berührt auch deutsche Handelsinteressen

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„China hat sich in eine schwierige Situation manövriert.“


Was hat das UN-Schiedsgericht entschieden?
Am Dienstag hatte das UN-Schiedsgericht in Den Haag entschieden, dass es für die chinesischen Gebietsansprüche keine Grundlage gibt. „Mit dem Urteil hat der Gerichtshof in Den Haag klargestellt, dass er die historischen Ansprüche der Neun-Striche-Linie Chinas nicht akzeptiert“, sagt Eder. Die besetzten Riffe seien lediglich als sogenannte Niedrigwasser-Bodenerhebungen einzustufen, und nicht als Insel. Damit habe China eine schwere rechtliche Niederlage erlitten.  
China hat demnach die Ansprüche der Philippinen etwa am Riff Scarborough Shoal verletzt. Das heißt auch: Kein Teil der von China reklamierten Spratly-Inseln gehören zum exklusiven Wirtschaftsgebiet Pekings. Wem genau sie zuzurechnen sind, entschieden die Richter allerdings nicht.

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Welche Konsequenzen hat das Urteil?
Das Urteil ist rechtlich bindend, doch gibt es keine konkreten Mittel, seine Umsetzung zu erzwingen. China hatte dem Gericht vorab bereits die Zuständigkeit abgesprochen und erkennt daher das Urteil nicht an. „Der Schiedsspruch ist ein bedeutender Einschnitt, denn damit ist klar: China hat Völkerrecht gebrochen.“

Welche Position vertritt China?
Nach Ansicht Chinas ist das Seegericht nicht zuständig, deshalb hat Peking bereits im Vorfeld angekündigt, das Urteil zu ignorieren. Peking akzeptiere „mit Blick auf territoriale Streitigkeiten und maritime Abgrenzungsfragen keine Schlichtung durch Dritte“, so das Außenministerium.
Durch solche „harschen Aussagen“, habe sich China in eine schwierige Situation gebracht hat, so Eder. „China wird das Urteil ignorieren, und auch auf dem im September anstehenden G20-Gipfel versuchen, das Thema von der Agenda zu halten.“ Das werde der Volksrepublik allerdings nicht gelingen. Dafür sei das Interesse der anderen Staaten am Inselstreit zu groß.

von Melanie Bergermann, Martin Seiwert

Inwiefern wären Deutschland und andere europäische Staaten von einer Eskalation betroffen?
Laut der deutschen Industrie- und Handelskammer ist der Handel mit Asien im Vergleich zu 2014 im vergangenen Jahr kräftig gestiegen: Die deutschen Exporte in die Region um 2,7 Prozent, bei den Importen war ebenfalls ein Zuwachs von 10,8 Prozent zu verzeichnen. Aus China führte Deutschland sogar fast  15 Prozent mehr ein, als im Vorjahr. China rangiert damit unter den wichtigsten Herkunftsländern für deutsche Importe 2015 auf Platz eins vor den Niederlanden.

„Der gesamte Handel zwischen Europa und Ostasien wäre massiv von einer Eskalation des Inselstreits betroffen“, warnt Eder. Nicht nur die Importe von China nach Deutschland (Handelsvolumen 2015: mehr als 90 Milliarden Euro), sondern auch die Exporte deutscher Industriegüter (Handelsvolumen 2015: mehr als 71 Milliarden Euro) würden starken Einschränkungen erliegen. Wenn durch weitere Manöver die Sicherheit der Handelsroute beeinträchtigt würde, könnten die Versicherungssummen für die Reedereien steigen, oder die Schiffe müssten im Extremfall auf längere und teurere Routen umgelenkt werden, so Eder.

 

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