Chinesischer Student erschossen Gewalttätige Proteste in Paris

Warum wurde ein chinesischer Mann in Paris von der Polizei erschossen? Die Umstände in dem Todesfall sind unklar. Nach Protesten in der französischen Hauptstadt schaltet sich das Außenministerium in Peking ein.

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Im 19. Arrondissement demonstrieren Mitglieder der asiatischen Gemeinde gegen die Polizei. Zuvor war ein chinesischer Student von einem Polizisten erschossen worden. Quelle: AP

Paris Nach dem Tod eines Chinesen durch Polizeischüsse hat es in Paris gewalttätige Zusammenstöße zwischen Polizisten und Demonstranten gegeben. Drei Polizeibeamte wurden dabei verletzt, 35 Personen festgenommen, wie die Behörden am Dienstag mitteilten. Das chinesische Außenministerium erklärte, es sei beunruhigt über die Tötung des Mannes am vergangenen Sonntag.

Die Wut der hauptsächlich aus der asiatischen Gemeinde der Stadt stammenden Demonstranten entflammte sich an Gerüchten, wonach der Mann bei einer Razzia in seiner Unterkunft bei der Zubereitung von Fisch und vor den Augen seiner Kinder von einem Polizisten erschossen worden sei. Die Polizei gab jedoch an, in Notwehr gehandelt zu haben, da der Mann einen Polizisten mit einer Waffe mit scharfer Klinge verletzt habe.

Nach Angaben des chinesischen Außenministeriums wurde der Mann von einem Polizeibeamten in Zivil erschossen. In Peking sei ein Vertreter der französischen Botschaft einbestellt worden, sagte Außenamtssprecherin Hua Chunying. Frankreich sei aufgefordert worden, dem Vorfall auf den Grund zu gehen.

Das französische Außenministerium antwortete darauf am Dienstag mit der Versicherung, dass die Sicherheit von Chinesen in Frankreich „eine Priorität“ besitze. Eine Untersuchung des Zwischenfalls sei in die Wege geleitet worden.

Die Demonstranten versammelten sich laut einer Sprecherin der Staatsanwaltschaft am Montagabend im multikulturellen 19. Distrikt von Paris, wo der Mann gelebt hatte. Aus Kerzen bildeten sie den Schriftzug „Opposition zu Gewalt“, immer wieder wurde „Mörder“ gerufen. Barrikaden wurden niedergerissen, Autos in Brand gesteckt. Die Auseinandersetzungen dauerten mehrere Stunden. Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, dass dabei ein aus China stammender Mann verletzt worden sei.

Auch am Dienstagnachmittag kamen gut 100 Demonstranten vor einer Polizeiwache zusammen, um Gerechtigkeit in dem Fall zu fordern. Unter den Teilnehmern waren diesmal Familienangehörige und Freunde von denen, die in Gewahrsam genommen worden waren.

In Frankreich ist die größte Gruppe ethnischer Chinesen im Ausland zu Hause. Die chinesische Gemeinde wirft der französischen Polizei häufiger vor, sie nicht ausreichend gegen Rassismus zu schützen. Im vergangenen September waren deswegen 15.000 Menschen in Paris auf die Straße gegangen.

„Chinesen sind die Opfer rassistischer Haltungen in Frankreich – besonders von anderen ethnischen Gruppen wie Arabern. Sie sind Ziele für Straftäter, weil sie oft Geld bei sich tragen und viele keine Aufenthaltsgenehmigungen besitzen, so dass sie leicht bedroht werden können“, sagte ein China-Experte der Universität Paris VIII, Pierre Picquart. Sie seien deshalb wütend, weil sie die Polizei nicht genügend schütze. Seinen Angaben zufolge leben schätzungsweise zwei Millionen Menschen chinesischer Herkunft in Frankreich.

In jüngster Vergangenheit hatte es in Frankreich immer wieder Proteste gegen Polizeigewalt gegeben. Zuletzt gab es Proteste, nachdem ein 22-Jähriger von Polizisten mit einem Schlagstock vergewaltigt worden sein soll.

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