Comey-Anhörung Die Angst des Ex-FBI-Chefs vor Trumps Lügen

Der ehemalige FBI-Chef James Comey belastet in der Anhörung vor dem Senatsausschuss Donald Trump nicht nur schwer, sondern greift dessen Integrität an. In den Augen von Comey ist der US-Präsident ein Lügner.

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Der Ex-FBI-Chef nannte drei Gründe für seine Entscheidung, jedes Treffen mit Trump im Nachhinein schriftlich festzuhalten. Quelle: AP

New York Tiefe Ringe unter den Augen, eingefallene Wangen – James Comey sah sichtlich mitgenommen aus, als er in der Anhörung des US-Senatsausschusses saß. Der vor wenigen Wochen von Donald Trump gefeuerte FBI-Chef sprach von „großen persönlichen Leiden“, die ihm das vergangene Jahr brachte: Die E-Mail-Affäre von Kandidatin Hillary Clinton, jetzt die Untersuchung der russischen Manipulation von den Präsidentschaftswahlen im vergangenen November.

Fast drei Stunden beantwortete er zahlreiche Fragen von Senatoren. Dabei hielt er sich nicht mit Kritik am Präsidenten zurück. Gleich in seinem Statement bezichtigte er Trump als Lügner. Der hatte beim Rauswurf von Comey den Zustand im FBI bemängelt, die Bundespolizeibehörde sei in „Unordnung“ und habe das „Vertrauen in die Führung“ verloren. Das genaue Gegenteil sei wahr: „Das FBI ist ehrenhaft, stark und unabhängig“.

Insgesamt neun Mal habe Trump sich mit Comey getroffen oder mit ihm telefoniert. Das sei in der kurzen Zeit mehr als ungewöhnlich gewesen. Präsident Barack Obama habe sich mit Comey in seinen mehr als drei Jahren als FBI-Chef nur zweimal mit ihm getroffen, sagte Comey. Auch bei Präsident George W. Bush, bei dem Comey als stellvertretender Justizminister arbeitete, sei das so gewesen. „Bei keinem ist es mir in den Sinn gekommen, die Treffen schriftlich festzuhalten“, sagte Comey.

Bei Trump war das anders. Comey nannte drei Gründe für seine Entscheidung, jedes Treffen im Nachhinein schriftlich festzuhalten. Die Umstände seien dubios gewesen. So habe Trump die Anwesenden aus dem Oval Office im Weißen Haus herausgebeten, um mit Comey allein zu sprechen. Laut dem ehemaligen FBI-Direktor hätten Trumps Schwiegersohn und Berater Jared Kushner sowie der Justizminister Jeff Sessions gezögert, den Raum zu verlassen: „Sessions wusste, dass er im Raum hätte bleiben müssen“.

Der Chef vom FBI ist zwar Teil der Exekutive und damit dem Präsidenten unterstellt. Allerdings wird der Direktor auf zehn Jahre bestellt, um ihn unabhängiger vom politischen Einfluss zu machen, wie Comey mehrfach betonte: „Damit es nur um die Fakten und das Gesetz geht“.

Für sein Misstrauen nannte Comey als weiteren Grund die Gesprächsinhalte mit Trump. Der verlangte „Loyalität“, bei einem Abendessen drohte er indirekt: „Es gibt viele, die den Job haben wollen“. Eine Frage eines Senators an Comey, ob jemals zuvor ein Präsident seine Ergebenheit eingefordert hatte, verneinte er: „Als FBI-Chef sollte man keine politische Loyalität zu einer Person fühlen“.

Bei einem Treffen am 14. Februar 2017 im Oval Office sagte Trump Comey, er „hoffe, dass die Wolke der Untersuchung sich hebt“. Die Nachfrage des republikanischen Senators Jim Rich an den früheren FBI-Chef, ob Trump ihn direkt angewiesen habe, die Untersuchung einzustellen, verneinte Comey. Aber für ihn war es auch so klar: „Ich habe das als Anweisung verstanden“.

Vernichtend war der dritte Grund, den Comey für seine Memos nannte: Die „Natur der Persönlichkeit“ von Trump habe ihn dazu bewegt, die Treffen schriftlich festzuhalten: „Er könnte später lügen“. Um in einer Situation, in der Wort gegen Wort steht, etwas in der Hand zu haben, habe er die Inhalte aufgeschrieben. Comey hatte einigen Grund, Trump früh zu misstrauen. Der lobte ihn zuvor öffentlich und privat. Einmal flüsterte er ihm gar ins Ohr: „Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit“. Dann kam die Kritik, schließlich der Rauswurf.

Nach Bekanntwerden der Memos deutete Trump auf Twitter an, dass es Mitschnitte von den Treffen gäbe. „Ach Gottchen, ich hoffe es gibt die Bänder“, kam es Comey vor dem Ausschuss spontan aus dem Herzen. Die Aussage mit dem amerikanischen Ausdruck „Lordy“ führte im Internet rasch zu großer Verbreitung. Entsprechende T-Shirts oder Aufkleber dürfte es bald überall zu sehen geben.

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