Davos China wirbt für Freihandel

Der künftige US-Präsidentwill die Wirtschaft seines Landes mit Strafzöllen abschotten und Freihandelsabkommen aufkündigen. Das ist der falsche Ansatz, meint Xi Jinping - und ruft zur Zusammenarbeit auf.

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Chinas Präsident Xi Jinping Quelle: AP

Wenige Tage vor dem Amtsantritt des neuen US-Präsidenten Donald Trump hat der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping mit Nachdruck vor neuen Handelskriegen gewarnt. „Wir sind eine Schicksalsgemeinschaft“, sagte er am Dienstag zum Auftakt der 47. Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums in Davos. Alle Länder seien voneinander abhängig. „Niemand kann als Gewinner aus einem Handelskrieg herausgehen.“ Zugleich warb Xi für Freihandel.

Die illustre Gästeliste von Davos
Chinas Staatschef Xi JinpingEr ist der „Star“ des diesjährigen Wirtschaftstreffens: Der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping reist an der Spitze einer großen Delegation erstmals nach Davos. Peking hat nach Expertenmeinung seit dem Wahlsieg Trumps und dem Brexit-Votum seine Bemühungen forciert, mithilfe regionaler Freihandelsabkommen und der Bereitschaft zum Kampf gegen den Klimawandel eine gewichtigere weltpolitische Rolle zu spielen. Quelle: AP
US-Außenminister John KerryKerry ist der am meisten gereiste Außenminister in der Geschichte der USA. Zum Abschluss seiner letzten Reise als Chefdiplomat wird er am Weltwirtschaftsforum in Davos teilnehmen. Zwei Tage später wird Donald Trump zum US-Präsidenten vereidigt. Der ehemalige Ölunternehmer Rex Tillerson soll Kerrys Amtsnachfolger werden. Quelle: REUTERS
Trump-Berater Anthony ScaramucciProminente Namen aus dem Umfeld des künftigen US-Präsidenten sucht man vergebens. Lediglich der Name Anthony Scaramucci taucht auf der Teilnehmerliste auf. Der New Yorker Financier soll Trump künftig als Berater im Weißen Haus zur Seite stehen. Quelle: AP
US-Vizepräsident Joe BidenDie Delegation der abtretenden Regierung Obama ist hingegen ziemlich hochkarätig besetzt. Neben Außenminister John Kerry reist auch Vizepräsident Joe Biden nach Davos. Quelle: AP
IWF-Chefin Christine LagardeAuch Christine Lagarde kann man in Davos antreffen. Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) wurde erst kürzlich von einem Gericht für schuldig erklärt, in ihrer Zeit als französische Finanzministerin fahrlässig gehandelt zu haben. Quelle: AP
Saudischer Energieminister Khalid al-FalihNachdem sich die Opec-Mitglieder und Nichtmitglieder auf eine Ölförderquote geeinigt haben, wird mit Spannung erwartet, ob sich alle Förderstaaten an das Abkommen halten. Saudi-Arabien hat laut Energieminister Khalid Al-Falih seine Ölförderung erst kürzlich auf weniger als 10 Millionen Barrel pro Tag reduziert. Die Förderung liegt damit unter dem mit dem Ölkartell Opec und anderen Ölförderländern vereinbarten Niveau. Quelle: REUTERS
Facebook-Managerin Sheryl SandbergEin zentrales Thema in Davos: Was bedeutet die fortschreitende Digitalisierung für die Menschheit? Unter den IT-Vertretern sticht vor allem der Name von Facebook-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg heraus. Quelle: AP

„Wir müssen Nein sagen zum Protektionismus“, betonte er. „Protektionismus heißt, sich abzuschließen wie in einer Dunkelkammer, wo es möglicherweise weder Wind noch Regen gibt, aber eben auch weder Luft noch Licht.“ China wolle seinerseits globalen Handel ermöglichen. „Wir stehen für offene und transparente Freihandelsabkommen“, sagte Xi. „Die dringendste Aufgabe ist es, die Weltwirtschaft aus schwierigem Fahrwasser herauszuführen.“

Vorwürfe von Globalisierungskritikern wies Xi zurück. Die Weltwirtschaft mit ihren vielen Warenströmen sei ein großer Ozean. „Jeder Versuch, Ströme abzubrechen oder zu blockieren und sie vom Ozean abzuschneiden und in kleine Bäche oder Seen zurückzuführen, wird nicht funktionieren“, sagte er. Zugleich räumte Xi Probleme wie die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich ein. Daher sei es wichtig, gemeinsam die Globalisierung zu gestalten und alle einzubinden. Nur so könnten ihre positiven Auswirkungen zum Vorschein kommen.

Die Länder mit den meisten Teilnehmern beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos

Kein Land dürfe Politik auf Kosten anderer betreiben. Internationale Vereinbarungen wie das Pariser Klimaabkommen dürften nicht aufgekündigt werden. Sonst sei die Zukunft der kommenden Generationen gefährdet.

Den künftigen US-Präsidenten Trump nannte Xi namentlich nicht. Trump hatte wiederholt angekündigt, globale Handelsabkommen aufzukündigen und die US-Wirtschaft auch mithilfe hoher Schutzzölle abzuschotten.

Xi kündigte beim ersten Besuch eines chinesischen Staatsoberhaupts in Davos zudem an, den Marktzugang für ausländische Unternehmen zu vereinfachen und Rechtssicherheit zu verbessern. Auch deutsche Firmen kritisieren sehr hohe Hürden bei Übernahmen in China.

Am Weltwirtschaftsforum (WEF) nehmen in diesem Jahr etwa 3000 Spitzenpolitiker, Topmanager und Wissenschaftler teil - so viele wie nie zuvor. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) bleibt jedoch wie im Vorjahr fern. Für die Bundesregierung sind Finanzminister Wolfgang Schäuble, Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und Gesundheitsminister Hermann Gröhe (alle CDU) in Davos. Aus dem Wirtschaftsministerium kündigte sich Staatssekretär Matthias Machnig an.

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