Dass das Teil der Reform und nicht Teil deren Rückdrehung sei, sagt auch Jian Jianging, Chairman der ICBC-Bank. „China hat einen Punkt erreicht, an dem es die Reformen nicht mehr zurückdrehen kann. Es muss aber sein Geschäftsmodell nun ändern, um als Volkswirtschaft auch die nächste Entwicklungsstufe erreichen zu können.“
Das Problem ist vermutlich: Was Chinesen unter Anpassung verstehen, kann den Rest der Welt trotzdem gefährden. Ray Dalio, Chairman von Bridgewater, rechnet damit, dass die Anpassungsphase „drei Jahre dauern und natürlich Auswirkungen auf den Rest der Welt haben wird.“
„Die Welt normalisiert sich“, findet der ehemalige Bundesbankchef Axel Weber, heute Verwaltungsratschef der Schweizer Großbank UBS. Er sei sehr optimistisch was China angehe. „Es ist eine harte Angleichung derzeit, aber eine, die in die richtige Richtung führt.“ China habe bereits große Schritte auf dem Weg von der Schwerindustrie- zur Dienstleistungswirtschaft geschafft – davon profitiere am Ende China und die Welt. Um seine Zuversicht zu unterstreichen, ergänzt er: „Wir werden unsere Arbeitsplätze in den nächsten fünf Jahren in China verdoppeln.“
Diese 10 Länder werden die weltbesten Talente anwerben
Finnland
Wenig überraschend ist es bei dem Pisa-Dauersieger aus dem hohen Norden das Bildungssystem, das das Land in den Augen der Studien-Autoren zur Weltspitze gehören lässt.
Kanada
Ein herausragendes Bildungssystem sorgt in dem Land dafür, dass sowohl für Einwanderer wie für ursprüngliche Kanadier die soziale Mobilität besonders hoch ist.
Norwegen
Wie bei allen Skandinaviern sorgen auch bei Norwegen vorbildliche soziale Durchlässigkeit und eine hervorragende Gleichstellung der Geschlechter für einen vorderen Platz.
Großbritannien
Das Königreich ist aus zwei Punkten interessant: Zum einen, weil es bei keinem der untersuchten Punkte außerordentlich gut ist, sondern eher durch konstante Unauffälligkeit auffällt. Zum anderen, weil es dem Land besser gelingt, junge Talente von außen anzulocken, als dem eigenen Nachwuchs besonders attraktive Entwicklungschancen zu bieten. Das Königreich ist gut im integrieren von ausländischen Talenten, aber schlecht bei der Durchlässigkeit des eigenen Bildungssystems.
Schweden
Nahezu Gleichberechtigung, gute soziale Durchlässigkeit und hohe Aufgeschlossenheit und Fremdsprachenkompetenz der Bevölkerung, sind die Werte, die Schweden weit nach oben in dem Ranking spülen.
Dänemark
Obwohl derzeit eher durch rechtspopulistische Eigentümelei auffallend, bescheinigen die Studien-Autoren dem skandinavischen Land eine hohe Attraktivität für die großen Talente dieser Welt. Unangefochtener Spitzenreiter ist das Land beim Thema soziale Durchlässigkeit.
USA
Das erste Nicht-Zwergenland unter den Top 10. Den USA kommt bei der vorliegenden Studie vor allem ihre beispiellose Landschaft an Elite-Universitäten zu Gute. Zudem hätten die USA es verstanden, vor allem jene Ausländer auf Dauer in den Arbeitsmarkt zu integrieren, von denen das Land profitiere.
Luxemburg
Wenn auch unter europäischen Politikern nicht mehr sonderlich beliebt, schneidet der Zwergenstaat gut ab. Begründung: Luxemburgs Arbeitsmarkt sei für Menschen aus aller Welt hervorragend geöffnet, das Wirtschaftsmodell sei nachhaltig erfolgreich.
Singapur
Der Stadtstaat überzeugt die Studien-Autoren vor allem durch die Möglichkeiten, die er Wachstumsbranchen bietet und seine Aufgeschlossenheit gegenüber Expats. Große Schwäche: Das mäßig demokratisch regierte Land schafft es nicht, die eigenen Einwohner hervorragend auszubilden. Was angesichts des Angebots an hochqualifizierten Expats womöglich ein Anreizproblem ist.
Schweiz
Das Ergebnis scheint angesichts des Werts der gesellschaftlichen „Offenheit“ zunächst paradox. Doch hier stellen die Studien-Autoren fest: Scheinbar negative Entwicklungen wie das Referendum zur Begrenzung der Einwanderung hätten bisher kaum praktische Folgen. Stattdessen beeindrucke die Schweiz durch ein sehr gutes und durchlässiges Bildungssystem, seine gute Berufsausbildung und die gute soziale Mobilität. Aufholbedarf hat das Land allein beim Thema Frauen in Führungspositionen – hier landet die Schweiz unter 109 Ländern auf Platz 76.
Von den aktuellen Turbulenzen sieht er vor allem Volkswirtschaften jenseits der Industrieländer betroffen. Das sei aber zum Teil wegen derer hohen Abhängigkeit von Rohstoffexporten vor allem nach China selbst verschuldet: „Wir sehen, dass einige Schwellenländer stark gewachsen sind, einige, wie Indien, haben es sinnvolle genutzt, andere wie Brasilien nicht.“ Europa wiederum werde sogar etwas stärker wachsen als zuletzt.
Das China-Problem, sagt auch Lagarde, lasse sich relativ zügig lösen. Und nennt drei Schritte: „China braucht 1. Klare Kommunikation. 2. Klare Ziele, 3. Eine verbindliche Umsetzung der angekündigten Reformen.“
Viel mehr Sorgen als China oder der Einbruch des Ölpreises - oder gar die Flüchtlingskrise, die ohnehin nur die Europäer wirklich umtreibt – bereitet den Ökonomen in Davos ein ganz anderes Phänomen – dass die Weltwirtschaft seit Jahren insgesamt kaum noch produktiver wird.
Der indische Notenbankpräsident Raghuram Rajan erklärt das so: „Wir haben technischen Fortschritt noch nicht monetarisiert.“ Die Effizienzgewinne, die die Internet-Technik bringt, sind bisher kaum in Investitionen in den Wohlstand von morgen umgemünzt worden, sondern werden entweder verkonsumiert oder von einigen wenigen privaten Profiteuren vereinnahmt. Wie sich das ändern lässt, das sehen viele Davos-Ökonomen und Politiker als die wirkliche entscheidende Frage.
IWF-Chefin Lagarde im übrigen gerät in Davos nur ein einziges Mal aus der Ruhe – als sie nach ihrem Ambitionen für eine zweite Amtszeit gefragt wird. Angeblich soll sie sich die Stimmen der USA, Frankreichs und Deutschlands gesichert haben. Da rutscht Madame ein wenig auf dem Stuhl und die, die sonst immer sofort eine präzise Antwort hat, sagt verlegen: „Für diese Antwort brauche ich Zeit.“