Der Trump-Kodex Wie ein Anwalt Donald Trump belehren will

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Tabu für Präsidenten

So entschieden er in der Sache ist, so verbindlich ist Eisen im persönlichen Umgang. Er bittet wortreich um Verzeihung, als wieder mal sein Handy klingelt. Richard Painter ist am Apparat, Rechts- und Ethikberater des früheren republikanischen US-Präsidenten George W. Bush. Eisen hat ihn ins Boot geholt, um sich nicht den Vorwurf der Parteilichkeit auszusetzen. Täglich tüfteln Eisen und Painter an Vorschlägen, wie Trump sich aus ihrer Sicht im Weißen Haus zu verhalten habe, an ihrem Trump-Kodex, den sie rechtzeitig zur Amtseinführung öffentlich präsentieren wollen.

Das Juristen-Duo glaubt, seine Appelle hätten schon Wirkung gezeigt, etwa zur Frage, ob Trump seinen Kindern Topjobs im Weißen Haus zuschanzen dürfe. Das hat er sich bislang nicht getraut. Andere Themen werden umstritten bleiben, etwa ob es überhaupt noch Trump-Hotels in der Welt geben sollte. Painter hält sie für eine Gefahr: „Der Namenszug des US-Präsidenten an Prachtbauten könnte eine Einladung für Terroristen sein.“ Es gibt jedoch kein Gesetz, dass solche Marketingdeals verbietet.

Juristisch ist auch nichts gegen Donald Trumps Umgang mit dem Kurznachrichtendienst Twitter einzuwenden. Die Meinungsfreiheit deckt seine Attacken gegen politische Gegner, Medien und Konzerne. „Nicht strafbar, aber eines Präsidenten unwürdig“, urteilt Norman Eisen. „Ich rate ihm, sich aus Selbstschutz von Twitter zu verabschieden.“

Wie Trump-Tweets US-Unternehmen beeinflussen
Der Twitter-Account des desgnierten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Donald Trump Quelle: dpa
Autobauer General Motors /GM) Quelle: dpa
Ford-Chef Mark Fields Quelle: AP
Die Zentrale des US-amerikanischen Autokonzerns General Motos (GM) in Detroit Quelle: dpa
Der nächste US-Präsident Donald Trump Quelle: dpa
Boeing Quelle: REUTERS
Lockheed Martin F-35 Joint Strike Fighter Quelle: AP

Tabu für Präsidenten

Stattdessen solle er den Dialog mit den Hauptstadtmedien suchen, raten die Experten. Zuletzt schränkte Trump den Zugang der Berichterstatter jedoch stark ein. „Donald Trump kann sprechen, mit wem er will“, sagt Eisen. „Aber er sollte respektieren, dass der freie Zugang zu Informationen eine Voraussetzung für das Funktionieren einer Demokratie ist.“

Nur mit wohlgesinnten Journalisten zu reden, in die eigene Tasche zu wirtschaften, dünnhäutig auf Kritik zu reagieren – all dies seien Züge von Autokraten und Diktatoren, sagt der Washingtoner Jurist. Und deshalb eigentlich tabu für einen US-Präsidenten.

Aber wird Trump derlei Kritik beeindrucken? Einmal hat dessen Team den Kontakt mit Eisen und Painter gesucht. Doch das ist schon sechs Wochen her. Ob er glaubt, dass Trump sich einhegen lässt? Eisen zögert. Dann sagt er: „Ich hoffe es.“

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