Der „Trumpel“ Die Peinlichkeiten des US-Präsidenten 2017

Kaum ein Jahr im Amt hat Donald Trump die Befürchtungen vieler erfüllt: Kaum politisches Gespür, stets auf Krawall aus und kein Fettnäpfchen auslassen. Die Peinlichkeiten des Präsidenten in diesem Jahr sind zahlreich.

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Der Tweet blieb mehrere Stunden online, bevor er gelöscht wurde. Quelle: AP

Düsseldorf Diese Szene dürfte sich insbesondere bei Franzosen ins Gedächtnis eingebrannt haben: „You know, you're in such good shape“ („Wissen Sie, Sie sind gut in Form“), sagte Donald Trump bei seinem Frankreich-Besuch im Juli in Richtung Brigitte Macron. Um das gleich nochmal in Richtung des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron zu bestätigen: „She's in such good physical shape“ – „Beautiful“ („Sie ist in toller körperlicher Verfassung“ – „Wunderschön“). Die Anspielung auf Alter und Aussehen von Frankreichs First Lady war vielleicht gut gemeint, der Tritt des US-Präsidenten ins Fettnäpfchen sorgte allerdings für Aufregung in Frankreich.

Es war nicht die einzige Verfehlung des US-Präsidenten auf internationalem Parkett in diesem Jahr. Ob Beschimpfung anderer Staatschefs, übertriebene Huldigungen durch die eigenen Regierungsmitglieder oder unverständliche Tweets bei Twitter – immer wieder gab es weltweites Aufsehen.

Am 20. Januar 2017 wurde mit Donald Trump ein politischer Nobody zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt. Bei seiner ersten Rede als US-Präsident im Anschluss schlug er keine versöhnlichen Töne an wie seine Vorgänger, sondern blieb – wie während seines Wahlkampfs – im Krawallmodus. Er sprach vom „Einheimsen der Belohnungen durch Einzelne“, dem „Amerikanischen Blutbad“ und der „Ausrottung“ islamischer Terroristen. Die Folge: Landesweite Proteste gegen den frisch vereidigten Präsidenten.

Als im März Bundeskanzlerin Angela Merkel zu Besuch ins Weiße Haus kam, deutete sich an, dass Donald Trump Probleme mit der Etikette gegenüber Frauen hat. Nach einem 15-minütigen Vieraugengespräch wurden beide von Fotografen gebeten, sich die Hände zu schütteln. Dabei ignorierte der US-Präsident die ausgestreckte Hand der deutschen Bundeskanzlerin. Auch der erneute Hinweis Merkels zeigte keine Wirkung; Donald Trump starrte einfach in eine andere Richtung. Der offiziell von Trumps damaligem Sprecher Sean Spicer verkündete Grund: Der US-Präsident habe die Frage nicht gehört.

„Rocket Man“ und „Geistig umnachteter seniler Amerikaner“

Als Trump im September zum ersten Mal vor den Vereinten Nationen sprach, schwelte der Atomkonflikt mit Nordkorea, nachdem das kommunistische Land bereits mehrere Raketentests durchgeführt hatte. Trump polterte gegen Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un und bezeichnete ihn spöttisch als „Raketenmann auf Selbstmordmission“. Der holte zum verbalen Gegenschlag aus und nannte Trump einen „geistig umnachteten senilen Amerikaner“.

Wenn man nicht genug gelobt wird...

... muss man sich halt selber loben. Amerikanische Medien bezeichnet das, was sich am 12. Juni im Weißen Haus abspielte, als „eine der peinlichsten öffentlichen Veranstaltungen“. Es war die erste Sitzung des Trump-Kabinetts. Erste Gesetzesvorhaben und Verordnungen des Präsidenten wurden selbst von den Republikanern blockiert oder gerichtlich gekippt. Das hinderte Trump aber nicht daran, sich zu Beginn der Kabinettssitzung als erfolgreichsten Präsidenten aller Zeiten zu erklären. Mit wenigen Ausnahmen habe nie ein Amtsinhaber mehr geschafft als er. „Nach so kurzer Zeit sehen wir schon erstaunliche Ergebnisse“, sagte Trump. „Die Menschen sind überrascht, dass es so schnell funktioniert.“

„Es ist die größte Ehre meines Lebens, dem Präsidenten als Vize zu dienen, der gegenüber den Amerikanern sein Wort hält“, sagte beispielsweise Vize-Präsident Mike Pence, der als Erster an der Reihe war – und setzte damit direkt die Messlatte für die übrigen Kabinettsmitglieder hoch. Reihum stellte sich jedes Kabinettsmitglied vor und lobte die Politik Trumps. „Danke für die Chance, mit Ihnen arbeiten zu dürfen“, sagte US-Bauminister Ben Carson. Energieminister Rick Perry schloss sich an: „Es ist eine Ehre für mich, in Ihrem Team zu sein.“ Und Gesundheitsminister Tom Price meinte: „Was für eine unglaubliche Ehre für mich, dem Gesundheitsministerium zu dienen – unter Ihrer Führung“. Die Meinung der US-Medien zu dieser Show: „Bizarr!“

Und dann auch noch ein Liebeslied für den Präsidenten

Was mag den philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte, der eigentlich als harter Hund gilt, dazu bewogen haben, ein Lied für den US-Präsidenten anzustimmen? „Du bist das Licht in meiner Welt“, trällerte Duterte in seiner Landessprache in Richtung Donald Trump bei dessen Staatsbesuch im November. Der war von so viel Zuneigung fasziniert – und sprach die Missachtung von Menschenrechten durch das philippinische Regime lieber nicht an.

Aber eine Frau schlägt zurück

Als der US-Präsident mit seiner Frau Melania Anfang Juli Polen besuchte, zeigte ihm Polens First Lady Agata Kornhauser-Duda bei der offiziellen Begrüßung die kalte Schulter. Schnurstracks rannte sie an Donald Trumps ausgestreckter Hand vorbei, um zunächst Melania Trump zu begrüßen. Der US-Präsident blieb mit seiner ausgetreckten Hand stehen.

Er twittert und twittert und twittert

Wer viel twittert, macht auch mal Fehler. Ende Mai fragte sich die Twitter-Gemeinde, was Donald Trump mit dem Tweet „Despite the constant negative press covfefe“ sagen wollte, der über mehrere Stunden nicht korrigiert wurde. Aufmerksamkeit war Trump sicher, Spott auch. Und manche nutzten auch die Vorlage – zum Beispiel die deutsche Airline Eurowings: „Wir fliegen auch nach #covfefe“, postete das Social-Media-Team; sagte aber auch nicht, wo der Ort liegt und wie lange die Flugzeit dorthin beträgt.

Waren es zu viele peinliche oder aggressive Tweets? Anfang November sperrte ein Twitter-Mitarbeiter an seinem letzten Arbeitstag das Konto des US-Präsidenten – angeblich unabsichtlich. Für den elfminütigen Offline-Modus für Trump gab es viel Lob im Netz. Manche wünschten sich, der Zustand würde ewig andauern.

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