Deutsche Geisel in Nigeria Boko Haram hält Deutschen fest

Hinter der Entführung eines Deutschen in Nigeria steckt offenbar die Terrormiliz Boko Haram. Die Hoffnungen auf einen Friedensvertrag zwischen den Terroristen und der Regierung Nigerias haben sich indes zerschlagen.

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Kämpfer der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram: In der Mitte ist der Chef der Gruppe, Abubakar Shekau, zu sehen. Quelle: AFP

Lagos/Kano Die Islamistengruppe Boko Haram hält nach eigenen Angaben einen im Juli im Nordosten Nigerias entführten Deutschen als Geisel. Das sagte Boko-Haram-Anführer Abubakar Shekau am Freitag in einem Video, das der Nachrichtenagentur AFP vorlag. Das Auswärtige Amt in Berlin wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Fall äußern.

Der Deutsche war am 16. Juli von Bewaffneten auf Motorrädern verschleppt worden. Der Überfall ereignete sich in der Stadt Gombi, die rund 100 Kilometer von der Hauptstadt des Bundesstaates Adamawa, Yola, entfernt liegt. Der Deutsche leitete in Gombi ein staatliches Bildungszentrum. Zu der Entführung hatte sich zunächst niemand bekannt.

Boko Haram hatte in der Vergangenheit wiederholt Ausländer entführt, darunter im Januar 2012 einen deutschen Bauingenieur. Der Mann wurde Wochen später bei einer missglückten Befreiungsaktion getötet. Die Extremistengruppe kämpft seit Jahren mit Gewalt für einen islamischen Staat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias. Seit 2009 tötete Boko Haram bei Anschlägen und Angriffen auf Polizei, Armee, Kirchen und Schulen mehr als 10.000 Menschen.

Weltweit Schlagzeilen machten die Islamisten im April mit der Entführung von 276 Schülerinnen aus dem Ort Chibok. Die meisten Mädchen sind noch immer in der Gewalt ihrer Entführer. Boko-Haram-Anführer Shekau behauptete in dem Video vom Freitag, dass 219 verschleppte Schülerinnen zum Islam konvertiert und verheiratet worden sein.


Boko Haram dementiert Waffenruhe

Die Terrororganisation Boko Haram hat Angaben der nigerianischen Regierung über eine Waffenruhe mit den Islamisten dementiert. Boko-Haram-Chef Abubakar Shekau habe in einem am Freitag veröffentlichten Video erklärt, er kenne Danladi Adamu nicht, den angeblichen Vertreter der Islamistenmiliz, der mit der nigerianischen Führung verhandelt habe, berichteten die Zeitung „Premium Times“ und andere Medien in Nigeria am Samstag übereinstimmend.

Mit dem Dementi schwinden auch die Hoffnungen auf eine Freilassung der mehr als 200 Schülerinnen, die Mitte April in Chibok im Nordosten des Landes von der radikalislamischen Gruppe verschleppt worden waren. „Das Thema Mädchen gehört schon lange der Vergangenheit an, weil ich sie längst verheiratet habe“, sagte der Boko-Haram-Anführer.

Die nigerianische Regierung hatte am 17. Oktober erklärt, sich bei Verhandlungen mit Boko Haram auf eine Waffenruhe geeinigt zu haben. Ungeachtet dessen war es in den vergangenen beiden Wochen weiter zu Gewalt in Nigeria gekommen. Erst am Freitag waren bei einem Bombenanschlag auf einem Busbahnhof in der Stadt Gombe im Nordosten Nigerias nach Krankenhausangaben 30 Menschen ums Leben gekommen.

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