Die größte Wette seines Lebens Was hat Peter Thiel als Trumps Berater vor?

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Philosophie und Jura in Stanford

Thiel ist wie viele im Valley Einwanderer. Sein Vater Klaus brachte seine junge Familie 1968 in die USA, wo er Ingenieurtechnik studierte. Ein Jahr alt war Thiel da. Die Familie ist viel um die Welt hin- und hergezogen. Sieben Schulen besuchte Peter, bevor sich die Thiels schließlich im Silicon Valley niederließen. Dort vertrieb er sich die freie Zeit mit Science-Fiction-Romanen, in denen die Menschen Unterwasserstädte aufbauten und Siedlungen auf dem Mars gründeten. Thiel war ein mathematisches Wunderkind und ein hochbegabter Schachspieler.

Als er 1985 die Highschool als Jahrgangsbester abschloss, bewarb er sich an mehreren Eliteuniversitäten und wurde überall angenommen. In Stanford studierte er Philosophie und Jura, der Grundstein einer Ausnahmekarriere. Und der Beginn des Aufstiegs eines konträren Geistes, der sich oft selbst widerspricht.

Heute sagt Thiel etwa, die Ausbildung an den Eliteeinrichtungen sei entwertet. Deshalb vergibt er an junge Talente 100.000 Dollar, wenn sie ihre Ausbildung abbrechen und unter die Unternehmer gehen. Er echauffiert sich gerne darüber, dass „wir statt fliegender Autos 140 Zeichen erhalten haben“, ein Seitenhieb auf Twitter. Dabei hat er sein Vermögen selbst nicht nur mit Investitionen in neue Technologien, sondern auch mit schnöden Wetten auf Devisen und Rohstoffe verdient. Thiel hat für journalistische Projekte gespendet, zugleich eine Klage des Wrestlers Hulk Hogan gegen das New Yorker Medienhaus Gawker finanziert und dieses in den Bankrott getrieben.

Gawker hatte ihn einst als homosexuell geoutet. Welche Überzeugung hat er wirklich?

Herbst 2016: Keine Region war im Wahlkampf so gegen Trump eingestellt wie das linkslibertäre Kalifornien. Thiel aber spendete 1,25 Millionen für dessen Wahlkampf. Seine Kritiker verstanden nicht, wie er sich ausgerechnet auf die Seite des gegen Einwanderer hetzenden Trumps stellen könne.


Dabei folgte Thiel nur seinem Lebensprinzip: „Wenn sich das ganze Valley auf eine Seite schlägt, ist es doch logisch, dass Peter die andere wählt“, sagt jemand, der ihn gut kennt. Trump belohnte seinen einzigen prominenten Fan im Valley mit einem Beraterposten. Trump über Thiel: „Wir sind Freunde fürs Leben.“ Bei näherer Betrachtung fügt sich Thiels Engagement für Trump ohnehin sanft wie eine Teslafahrt ein in ein größeres Ganzes.

„Unsere Wirtschaft ist kaputt“, erregt Thiel sich schon seit Langem. Junge Amerikaner hätten heute weniger Aufstiegschancen als ihre Eltern. Die Nation, die einst den ersten Menschen zum Mond schickte, vernachlässige heute die Wissenschaft. „Anstatt zum Mars zu gehen, sind wir im Nahen Osten einmarschiert“, sagt er. Nur ein Außenseiter wie Trump könne dem eingefahrenen Elitensystem, das er selbst so verachtet, einen heilsamen Schock versetzen, glaubt er. Nicht nur durch den Abbau von bürokratischen Hürden, sondern weil er Dinge anders als eingespielte Profis anpacke und sich nicht einmal von seiner eigenen Partei kontrollieren lasse.

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