„Direkter Draht“ Putin, wir haben ein Problem!

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„Wir werden zusammenarbeiten“

Bevor sich Putin den ausgewählten Fragen stellt, zählt er erst einmal auf, welche Fortschritte sein Land gemacht hat. Die Lebenserwartung und die Geburtenrate seien gestiegen. Die Wirtschaft sei im vergangenen Jahr um 0,6 Prozent gewachsen. Die Krise? Treffe Russland weniger hart als gedacht. Aber was ist mit der Inflationsrate von 17 Prozent? Naja, die sei schon schlimm, sagt Putin, aber man müsse eben Geduld haben. Und die westlichen Sanktionen? Wären für Russland eher eine Chance, ihre eigene Wirtschaft voranzutreiben. Wirklich? Aber was ist mit dem Rubel?

Die Währung habe sich zuletzt stabilisiert. Das stimmt, allerdings liegt der Kurs zum Dollar immer noch 25 Prozent unter dem von vor einem Jahr. Trotzdem glaubt Putin, dass sich die russische Wirtschaft in zwei Jahren wieder vollständig erholen könnte.

Hinter der Sendung mit dem Präsidenten steckt ein großer Aufwand, zeitlich und menschlich. Angeblich hat sich Putin zwei Tage lang nur auf die Fragerunde vorbereitet. Und die Mitarbeiter des staatlichen Senders Rossija 1 waren an vielen entlegenen Orten im flächenmäßig größten Land der Welt unterwegs, um Sorgen der Bürger aufzunehmen. Einige Fragen zeigen, in welch schwieriger Lage sich die Menschen in Russland befinden. Vor allem in Regionen fernab der Hauptstadt Moskau.

Fünf Folgen der Wirtschaftskrise in Russland

Eine russische Frau namens Elena bittet Putin um Hilfe für ihr krankes Kind. Die notwendigen Medikamente bekomme sie nur im Krankenhaus, nicht aber in den Apotheken im Ort. „Wladimir Wladimirowitsch, könnten Sie bitte etwas tun?“

Putin fordert die Kontaktdaten der Frau und gibt sich empört. „Das Gesundheitsministerium sagt mir, sie brauchen nicht mehr Geld von der Regierung, um die Medikamentenversorgung sicherzustellen. Wenn das aber nicht funktioniert, ist das ein Verbrechen.“ Das sei kein Einzelfall, sagt ein Moderator. Dann wolle er eben alle Unterlagen haben, befiehlt Putin, deswegen spreche man ja hier!

Egal ob Arbeiter am Weltraumbahnhof Wostotschnij, die keinen Lohn bekommen, oder Pendlerzüge in der Region Saratow, die nicht mehr fahren: Putin will sich den Problemen annehmen, höchstpersönlich versteht sich. „Wie heißen Sie?“, ruft er dem Arbeiter in Wostotschnij zu. „Anton? Iwanowitsch? Berichten Sie mir von dem letzten Rubel, der überwiesen wurde. Wir werden zusammenarbeiten, Sie in Wostotschnij, ich hier in Moskau.“

Und an die zurückgelassenen Pendler: „Sie haben recht, das ist völlig inakzeptabel. Ich werde mir Saratov genauer anschauen, wir müssen die Regionen unterstützen.“ Es klingt immer so ein bisschen nach „Lass das mal den Papa Putin machen“.

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