Donald Trump Friedliche Lösung in Korea-Konflikt könnte scheitern

Donald Trump äußert sich nur wage zu Gesprächen mit Nordkoreas Machthaber. Quelle: AP

US-Präsident Donald Trump zieht das Scheitern einer friedlichen Lösung mit Nordkorea in Betracht. Er äußerte indes scharfe Kritik an Russlands Umgang mit Nordkorea.

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US-Präsident Donald Trump zieht das Scheitern einer diplomatischen Lösung des Atomkonflikts mit Nordkorea ins Kalkül. Er hoffe zwar, dass die Krise friedlich gelöst werden könne, sagte Trump am Mittwoch in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters im Weißen Haus. "Aber es ist sehr gut möglich, dass dies nicht gelingt." Gleichzeitig erhob der US-Präsident schwere Vorwürfe gegen Russland. Die Regierung in Moskau helfe Nordkorea dabei, die internationalen Sanktionen zu unterlaufen. "Russland hilft uns bei Nordkorea überhaupt nicht." Dagegen lobte er China für seine Bemühungen, die Öl- und Kohlelieferungen an das kommunistische Land zu unterbinden, auch wenn die Regierung in Peking mehr tun könnte. Die chinesische Hilfe werde allerdings durch Russland zum Teil aufgehoben: "Russland macht einen Teil dessen zunichte, was China leistet."

Noch sei Nordkorea nicht in der Lage, die USA mit Raketen anzugreifen, ergänzte Trump: "Sie sind noch nicht soweit, aber sie sind nah dran. Und jeden Tag kommen sie dem näher." Nach dem Test einer Interkontinentalrakete im November erklärte die Führung in Pjöngjang, das gesamte Gebiet der USA lägen in der Reichweite nordkoreanischer Atomangriffe.

Während des knapp einstündigen Interviews äußerte Trump Zweifel, ob ein Treffen mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un den Konflikt entschärfen könnte. "Ich bin nicht sicher, ob Gespräche zu irgendetwas Sinnvollem führen könnten", sagte Trump. Auch Verhandlungen seiner Vorgänger hätten Nordkorea nicht dazu gebracht, bei seinem Raketen- und Atomprogramm einzulenken. "Sie haben 25 Jahre gesprochen, und sie haben unsere Präsidenten ausgenutzt, unsere früheren Präsidenten...Ich würde mich hinsetzen, weiß aber nicht, ob das das Problem lösen würde."

In der Vergangenheit hatte Trump direkte Gespräche mit Kim nicht ausgeschlossen. In einem in der vergangenen Woche veröffentlichte "Wall Street Journal"-Interview erklärte er sogar, er habe wahrscheinlich ein sehr gutes Verhältnis zu Kim. Er wich aber der Frage aus, ob er bereits mit ihm gesprochen habe. Die beiden Staatschefs lieferten sich in den vergangenen Monaten einen rhetorischen Schlagabtausch, der die Spannungen erheblich verstärkt hatte.

Mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin erklärte Trump: "Er kann eine Menge tun." Aber unglücklicherweise seien die Beziehungen zu Russland kaum vorhanden. Trump kritisiert Untersuchungen im eigenen Land, wonach die russische Regierung Einfluss auf die Präsidentenwahl genommen haben könnte. Diese schadeten den russisch-amerikanischen Beziehungen, argumentiert Trump. Im Dezember erfuhr Reuters aus westeuropäischen Sicherheitskreisen, dass russische Tanker in den vergangenen Monaten mindestens dreimal Nordkorea mit Treibstoff versorgten. Dabei sei die Ladung auf hoher See übergegeben worden. Der Verkauf von Öl- und Ölprodukten nach Nordkorea verstößt gegen UN-Sanktionen. Das abgeschottete Land ist aber auf Treibstofflieferungen angewiesen, um seine schwer angeschlagenen Wirtschaft am Laufen zu halten. Russland wies die Vorwürfe zurück.

Trump begrüßte die jüngsten Entspannungssignale der beiden koreanischen Staaten. Der Norden will Athleten zu den olympischen Winterspielen entsenden, die im Februar im Süden stattfinden. Die Einigung ist das Ergebnissen von einwöchigen Verhandlungen - den ersten direkten Gesprächen seit mehr als zwei Jahren. Formell befinden sich Nord- und Südkorea nach dem Krieg von 1950 bis 1953 noch immer im Kriegszustand. Die Annäherung könnte dabei helfen, die Krise zu entschärfen, sagte Trump.

Nicht direkt äußern wollte sich der US-Präsident auf die Frage, ob er einen begrenzten Präventivschlag gegen Nordkorea erwogen habe. "Wir spielen ein sehr, sehr hartes Poker-Spiel und dann willst du dir nicht in die Karten schauen lassen."

Tillerson sieht Wirkung der Sanktionen

Nordkorea bekommt nach Ansicht von US-Außenminister Rex Tillerson zunehmend die internationalen Sanktionen zu spüren. Der Druck der Strafmaßnahmen werde die Führung in Pjöngjang letztendlich zu Verhandlungen über ihr Atom- und Raketenprogramm bringen, sagte Tillerson am Mittwoch. Zu den Auswirkungen der Sanktionen auf die Bevölkerung sagte er, das Regime um Machthaber Kim Jong Un entscheide darüber, wie es seine zur Verfügung stehenden Ressourcen verwende. "Wir werden keinerlei Verantwortung für die Tatsache übernehmen, dass er sich entschieden hat, sein eigenes Volk leiden zu lassen".

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