Donald Trump in Asien Eine ungewöhnliche Partnerschaft

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Es lebe das Trump-Management


Stattdessen versuchen die Japaner Trump pragmatisch zu managen und sich ansonsten durch eigene multilaterale Vorstöße abzusichern. Die konfliktträchtigen Verhandlungen über den bilateralen Handel haben die Japaner erfolgreich an Trumps Vizepräsident Mike Pence delegieren lassen können.

Bei dem erhoffen sie sich mehr Verständnis für Japans Position. Schließlich haben gerade die Autohersteller massiv in seiner politischen Heimat Indiana investiert, schon als Pence dort Gouverneur war. Trump blieb daher zahm. „In Freundschaft werden wir einen Erfolg haben, den es bisher selten zwischen zwei Ländern gab“, sagte er auf der Pressekonferenz zu Abe.

Gleichzeitig versucht Abe, das transpazifische Partnerschaftsabkommen (TPP) auch nach dem Austritt von Trumps USA mit den verbliebenen elf Staaten zu retten. Denn für Japan ist der Deal noch immer strategisch wichtig, um in Asien ein Gegenwicht gegen Chinas wachsendes Gewicht zu schaffen. Dies könnte sogar gelingen.

Darüber hinaus hofft Japan, die USA in bilateralen Verhandlungen auf die Zugeständnisse festzunageln, die Japan schon in der TPP gemacht hat. Außerdem hat die Regierung die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass die USA es sich vielleicht später doch noch anders überlegen und beitreten.

Trump ließ zwar keinerlei Gesinnungswandel erkennen. „TPP war nicht die richtige Idee“, sagte Trump zu Japans Firmenbossen. Einige mögen zwar anderer Meinung sein. „Aber letztlich werde ich recht behalten“, so Trump. „Wir werden viel mehr Handel führen als jetzt, und es eine weit weniger komplexe Lage sein.“

Aber die Japaner denken langfristig und multilateral. So einigten sich beide Seiten, gemeinsam neue Strukturen für eine freie und offene indopazifische Region zu schaffen. Als Gerüst schwebt Japan eine Annäherung von Australien, Neuseeland, Indien, Japan und den USA vor. Sicherheitspolitik steht da wohl im Vordergrund, aber die Stoßrichtung ist wie von Japan bevorzugt multilateral.

Das Managen von Trump in Handelsfragen flankierte Abe überdies dadurch, Trumps viel kritisiertes Säbelrassen gegenüber Nordkorea massiv zu unterstützen. Selbst die härtesten Drohungen des US-Präsidenten, Nordkoreas Atom- und Raketenprogramm möglicherweise sogar militärisch auszuschalten, hat Abe nie öffentlich kritisiert. Nicht einmal mögliche Kritik oder Meinungsunterschiede in Telefonaten sickerten durch.

Im Gegenteil: Trump ließ sich zwar am Montag nicht zu neuen Steigerungen seiner Drohungen hinreißen. Aber Abe ließ auf abschließenden Pressekonferenz keinen Spalt zwischen sich und dem martialischen Trump der vergangenen Monate frei. Trump und er hätten die „unerschütterlichen Beziehungen der japanisch-amerikanischen Allianz gezeigt“, sagte Japans Regierungschef. „Wir unterstützen vollsten die Position von Trumps Regierung, dass alle Optionen auf dem Tisch liegen.“

Das bedeutet, dass er auch militärische Schläge der USA gegen Nordkoreas Atom- und Raketenprogramm nicht rundheraus ablehnen würde. Dabei wäre Japan als Hauptbasis der USA in Asien eines der wichtigsten Ziele von Nordkoreas möglicherweise mit atomaren, bakteriologischen oder chemischen Sprengköpfen bestückten Mittelstreckenraketen. So kann Trump nun gut gelaunt zu den schwierigeren Stationen seiner Reise weiterfliegen. Am Dienstag wird er in Südkorea erwartet. Kenner des Landes würden sich allerdings nicht wundern, wenn er dort anders als in Japan auch von Demonstranten begrüßt wird. Denn in Südkorea wird viel lauter Kritik an Trumps Nordkorea-Politik geübt.

Danach wird Trump nach China reisen, bevor es auf die Philippinen und nach Vietnam weitergeht. Und in Peking geht es nicht nur um Handel, sondern auch um Nordkorea. Trump will erreichen, dass China noch deutlich schärfere Sanktionen gegen seinen Schützling umsetzt, um dessen Atom- und Raketenprogramm zu stoppen. Ob ihm gelingt, woran bisher noch jeder seiner Vorgänger gescheitert ist, wird spannend. Aber Trump freut sich anscheinend schon auf ein Wiedersehen mit Chinas Staatschef Xi Jinping. „Ich mag ihn sehr“, sagte Trump auf der Pressekonferenz in Japan. „Ich sehe ihn als Freund an.“

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