Donald Trump Jr. Russland-Kontakte Das Treffen ist nichts anderes als ein Skandal

Die Trump-Kampagne hat keinen Deal mit der russischen Anwältin Veselnitskaja gemacht, sagt Donald Trump Junior. Selbst wenn das stimmt, bleibt das Treffen ein Skandal. Die Konservativen waren bereit, Amerika zu verraten.

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Donald Trump Jr. während eines Interviews Quelle: AP

Die hohen Erwartungen an das Treffen mit der russischen Anwältin Natalia Veselnitskaja waren eine Enttäuschung. So jedenfalls stellt es Donald Trump Junior dar. Ein „Nonsens“-Treffen sei es gewesen, twitterte der älteste Sohn des US-Präsidenten am Dienstagmorgen –kurz bevor er den E-Mail-Verkehr veröffentlichte, der zu dem Gespräch mit der angeblichen Informantin im vergangenen Jahr führte.

Trump Junior kam damit der New York Times zuvor, die die Dokumente innehatte und veröffentlichen wollte – und über die ganz Amerika am Dienstag diskutiert. Denn der Inhalt ist brisant. Ein britischer Freund der Trumps schlägt im Sommer 2016 eine Unterredung mit Veselnitskaja vor. Die habe angeblich belastendes Material von russischen Hackern über Trumps demokratische Konkurrentin Hillary Clinton. Trump Junior ist begeistert. „Wenn es das ist, was du sagst, dann liebe ich es“, antwortet der Milliardärssohn, enger Berater seines Vaters und Mitglied in dessen Wahlkampfteam.

Es kommt zu dem arrangierten Treffen. Neben Trump Junior und der russischen Anwältin sind auch Ex-Wahlkampfmanager Paul Manafort und Trumps Schwiegersohn und Einflüsterer Jared Kushner dabei. Das Meeting habe aber nichts gebracht, sagt Trump Junior später. Die Juristin habe kein Material über Hillary Clinton dabeigehabt, sondern vielmehr über das Recht amerikanischer Familien, russische Kinder zu adoptieren, sprechen wollen. Kein Skandal also, findet Trump Junior. Lediglich „Nonsens“, den die Demokraten in ihrer Verzweiflung zu einem Skandal aufbauschen.

Ähnlich reagieren das Weiße Haus und dessen Unterstützer. Donald Trump twittert, er „applaudiere der Transparenz“ seines Sohnes. Die Sprecherin des Präsidenten, Sarah Sanders, erklärt beim Pressebriefing im Weißen Haus, sie bleibe bei ihrem Statement vom Vortag, wonach „kein Mitglied der Trump-Kampagne“ mit den Russen zusammengearbeitet habe, um die US-Wahlen zu beeinflussen. Alle weiteren Nachfragen seien bitte an die Anwälte von Donald Trump Junior zu richten.

Der konservative Politiker Mike Huckabee beschwert sich über die Aufregung der „liberalen Medien“. Trump Junior hätte die E-Mails einfach löschen sollen. So wie Clinton damals im Zuge ihrer E-Mail-Affäre. Das sei ja für die Medien auch okay gewesen, kommentiert er süffisant. Kommentator Bill O’Reilly sieht ebenfalls keinen Skandal. Trump Junior sei einer Blenderin aufgesessen, die zwar Dinge versprochen, aber nicht geliefert habe. „Das ist die Story.“

"Das bewegt sich in Richtung möglichem Landesverrat"

So sehr die Republikaner auch versuchen, die Debatte zu beruhigen: Sie liegen falsch. Das Treffen der Trump-Kampagne mit der russischen Anwältin ist ein Skandal.

Zum einen ist der Termin verdächtig: Zum Zeitpunkt des Treffens hatten russischen Hacker bereits die Server der demokratischen Partei gehackt und große Datenmengen gestohlen. Unmittelbar nach dem Treffen begannen die Russen, Material ins Internet zu stellen, das den Ruf von Hillary Clinton schwer beschädigte.

Doch selbst wenn das Trump-Team die Wahrheit sagt und es keinen Zusammenhang zwischen dem Treffen mit Veselnitskaja und der Veröffentlichung der „leaks“ gibt, bleibt die Verabredung nicht weniger skandalös.

Denn: Die Bereitschaft, mitten in der heißen Phase des US-Wahlkampfs russische Informanten zu treffen, zeigt – ebenso wie der E-Mail-Verkehr und die Begeisterung von Trump Junior, belastendes Material über die Konkurrentin zu erhalten -, dass die Konservativen zu allem bereit waren, um die Wahlen zu gewinnen. Inklusive der Verbrüderung mit dem Klassenfeind aus Moskau. Das Trump-Team hatte keine Skrupel, das zeigen die E-Mails deutlich, sich mit Wahlkampfmunition von ausländischen Regierungen auszustatten.
„Wir sind nun jenseits des Vorwurfs der Justizbehinderung“, sagt Tim Kaine, seinerzeit Vizepräsidentschaftskandidat der Demokraten. „Das bewegt sich Richtung (…) möglichem Landesverrat.“ Auch muss sich Trump Junior wegen möglicher Falschaussage – etwa vor dem US-Kongress – verantworten.

Und US-Präsident Donald Trump? Der spielt auf Zeit. Doch seine Legende, wonach es keine Beziehungen zwischen seiner Wahlkampagne und Russland, wird immer unglaubwürdiger. Für den Moment wissen wir bereits: Skrupel, einen Pakt mit ausländischen Regierungen einzugehen, hatte sein Lager nicht.

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