Donald Trump kehrt zurück New York verschmäht seinen bekanntesten Sohn

Donald Trump ist durch und durch New Yorker. Er ist in der Metropole geboren und wohnt seit 30 Jahren dort im Trump Tower. Stolz sind die Einwohner aber nicht auf ihn – im Gegenteil: Sie empfangen ihn mit Protesten.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

New York Der Präsident kommt nach Hause. Der geborene New Yorker war seit seiner Amtseinführung Mitte Januar nicht mehr in der Stadt. Nun kehrt er zurück und erinnert an eine Seeschlacht während des Zweiten Weltkriegs. Geplant ist eine Ansprache auf einem stillgelegten Flugzeugträger. Einen freundlichen Empfang wird ihm seine Heimatstadt aber nicht bereiten.

In ganz New York sind für Donnerstag Proteste geplant, in der Nähe der ausrangierten „Intrepid“ genauso wie vor dem Trump Tower. „Tausende Menschen sind bereit, gegen ihn zu demonstrieren“, erklärt Steven Choi, Kodirektor der New York Immigration Coalition, die eine der größten Protestaktionen mit organisiert hat. „Während der ersten Reise des Präsidenten zurück nach New York wird die Welt sehen, wie wir uns erneut auflehnen und gegen ihn Stellung beziehen.“

Noch ist unklar, wie viele Menschen an den Aktionen in der Stadt teilnehmen werden. Die Trump-Kritiker setzen auf die sozialen Medien und rufen zu Versammlung an mehreren Orten in New York auf. Dort sollen sie protestieren gegen Trumps Einwanderungspolitik, das geplante neue Gesetz zur Gesundheitsfürsorge und andere seiner Entscheidungen.

Hunderte Polizisten werden allein den Auftritt Trumps auf der „Intrepid“ sichern, weitere stehen in der Umgebung bereit. Der Trump Tower, in dem der Präsident ein Penthouse besitzt, wird sowieso ständig von Polizei und Secret Service gesichert. Dort leben derzeit Ehefrau Melania und der zehnjährige Sohn Barron. Trump wird aber wohl nicht im Trump Tower übernachten, sondern das Wochenende in seinem Golfclub in Bedminster, New Jersey verbringen, etwa eine Autostunde von New York entfernt.

Anlass seiner Rede ist der 75. Jahrestag der Schlacht im Korallenmeer am 7. und 8. Mai 1942. Damals stoppten australische und amerikanische Truppen den japanischen Vorstoß im Pazifikraum. Eingeladen ist auch der australische Ministerpräsident Malcolm Turnbull, den Trump zum ersten Mal treffen wird.

In Manhattan wandelte sich Trump vom lokalen Immobilienentwickler zu einem US- und später weltweit bekannten Geschäftsmann mit eigener TV-Show. Während des Präsidentschaftswahlkampfs im vergangenen Jahr flog er oft tausende Kilometer, nur um in seinem eigenen Bett im Trump Tower schlafen zu können.

Zuletzt war Trump jedoch am 19. Januar in New York, am Tag vor seiner Amtseinführung. In dem Wolkenkratzer, der seit 30 Jahren sein Zuhause ist, leben neben Melania und Barron auch noch seine beiden erwachsenen Söhne, die die Geschäfte im Namen des Vaters weiterführen.


Das kostet die Sicherheit des Trump-Towers

Zunächst waren Beobachter davon ausgegangen, dass Trump häufig nach Hause zurückkehren würde. In der vergangenen Woche erklärte der Präsident jedoch, das tue er nicht, weil diese Reisen teuer für den Steuerzahler und ein Ärgernis für die Menschen in der Umgebung seien. „Ich hasse es, wenn die New Yorker mit gesperrten Straßen leben müssen“, sagte Trump den TV-Sender Fox News. Für den Secret Service, der für die Sicherheit des Präsidenten verantwortlich ist, seien Aufenthalte in seinen Golfclubs in Florida und New Jersey einfacher zu organisieren.

Im ausgesprochen liberalen New York erhielt der republikanische Präsident nur 18 Prozent der Stimmen. Seine Verbündeten in der Stadt fordern die Einwohner dennoch auf, die historische Bedeutung seines Besuchs zu würdigen. „Trotz aller politischer Differenzen sollten sie zu schätzen wissen, dass der Präsident ein Vollblut-New Yorker ist“, sagt Stadtrat Joe Borelli, der den Wahlkampf für Trump in New York leitete.

Bürgermeister Bill de Blasio, ein liberaler Demokrat und scharfer Kritiker Trumps, wurde nicht zu der Zeremonie auf dem Flugzeugträger eingeladen. Er kritisierte, der Präsident habe seiner Heimatstadt den Rücken gekehrt. „Ich hatte gehofft, dass die kontroverse Rhetorik enden würde“, sagte de Blasio am Montag. „Sie hat nicht aufgehört.“ Stattdessen habe Trump die Stadt und ihre Interessen direkt angegriffen. Eine gemeinsame Basis gebe es offenbar nicht.

Den Unmut der New Yorker Polizei zog Justizminister Jeff Sessions auf sich, als das Justizministerium im vergangenen Monat erklärte, die Stadt gegen nicht hart genug gegen Kriminalität vor – dabei hat die Verbrechensrate einen historisch niedrigen Wert erreicht. Die Stadt beklagt sich außerdem über die hohen Kosten für die Sicherung des Trump Towers, die nach Polizeiangaben bis zu 146.000 Dollar pro Tag betragen, wenn nur Ehefrau und Sohn dort wohnen. Wenn Trump auch da ist, steigen die Kosten auf mehr als 300.000 Dollar pro Tag.

Die New Yorker haben auch schon gegen frühere US-Präsidenten protestiert, zum Beispiel gegen George W. Bush während des Parteitags der Republikaner 2004. Die Demonstrationen gegen Trump seien dennoch einzigartig, „weil es selten ist, dass ein Präsident in seiner eigenen Stadt so unbeliebt ist“, sagt George Arzt, Pressesprecher des früheren demokratischen Bürgermeisters Ed Koch.

New York sei nun einmal tiefblau, erklärte Arzt unter Verweis auf die Farbe der Demokratischen Partei. Darum veranstalte Trump seine Kundgebungen lieber an anderen Orten und versuche dort, ein Image aufzubauen, in dem alle Berichte über seine Unbeliebtheit Fake News seien. „Das ist schwierig, wenn ihm tausende Menschen auf den Straßen Schimpfworte an den Kopf werfen.“

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%