Donald Trump Schaulaufen für das Ministeramt

Barack Obama wählte seine Minister außerhalb des Rampenlichts aus. Ganz anders Donald Trump: Er veranstaltet eine Art Casting für die Kandidaten. Denn ihn interessiert vor allen Dingen eins: die öffentliche Meinung.

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Seit seinem Wahlsieg vor einem Monat hat Trump rund die Hälfte der Mitglieder seines Kabinetts bereits bestimmt und bekanntgegeben. Quelle: AFP

Washington Der künftige US-Präsident Donald Trump begrüßte den TV-Manager Robert Johnson mit einer direkten Frage: „Hast du geglaubt, dass ich gewinne?“ Johnson, Gründer des Fernsehsenders Black Entertainment Television (BET) und seit Jahren mit Trump bekannt, antwortete ebenso direkt: „Nein“ – und erntete dafür ein Lächeln seines Gegenübers.

Johnson ist einer von Dutzenden Gesprächspartnern, die in den vergangenen Wochen auf Einladung Trumps in dessen Büros in New York und New Jersey erschienen. Sie stellten sich für Regierungsämter vor oder wurden um ihre Meinung in politischen Fragen gebeten. Die meisten beschrieben die Treffen als ernsthaft, aber auch locker. Trump habe die Gespräche geleitet und dabei keine Notizen vor sich gehabt.

Der designierte Chefstratege Steve Bannon und der künftige Stabschef des Weißen Hauses, Reince Priebus, waren bei den meisten Treffen anwesend und stellten gelegentlich auch eigene Fragen. Manchmal nahm auch Trumps Schwiegersohn Jared Kushner teil. Die Gespräche, die bis zu eine Stunde dauern, sind nüchtern gehalten, angeboten wird nur ein Glas Wasser.

„Das war kein Kaffeeklatsch“, sagt Sonny Perdue, der ehemalige Gouverneur von Georgia, der als Landwirtschaftsminister gehandelt wird. „Das war ein geschäftliches Treffen, bei dem ein CEO einen Bewerber für einen Job befragt hat.“

Seit seinem Wahlsieg vor einem Monat hat Trump rund die Hälfte der Mitglieder seines Kabinetts bereits bestimmt und bekanntgegeben. Die meisten sind politische Insider, reiche Geldgeber und treue Anhänger Trumps. Er kommt bei der Zusammenstellung des Kabinetts schneller voran als Präsident Barack Obama, der seine Ministerinnen und Minister traditioneller auswählte. Damals prüften Teams aus mehreren Anwälten den Hintergrund der jeweiligen Kandidaten und achteten darauf, dass deren Namen so lange wie möglich geheim blieben.

Bei Trump, einstiger Star des amerikanischen Reality-TV, kommt immer wieder der Entertainer durch. Er wägt öffentlich das Für und Wider der Bewerber ab und lässt sie auf dem Weg zu ihm an einem Tross Journalisten vorbei laufen. Die Treffen finden entweder in Trumps Büro im Trump Tower in Manhattan statt oder in seinem Golfclub in Bedminster, New Jersey.


Absagen werden über Medien mitgeteilt

John Allison, Ex-Vorstand der Investmentgesellschaft BB&T, sprach mit dem künftigen Präsidenten über das Amt des Finanzministers. Er erklärt, das Übergangsteam habe ihn im Voraus nicht um persönliche Informationen oder seinen finanziellen Hintergrund gebeten. Trump und sein Team hätten aber offensichtlich Informationen über ihn eingeholt.

Das bestätigen andere Gesprächspartner. Auch sie sagen, sie hätten keine Informationen vorlegen müssen. Damit stellt sich die Frage, wie der Hintergrund der Kandidaten und ihre finanziellen Verbindungen geprüft werden. Berater Trumps wollten auf diese Frage keine Antwort geben.

Ex-Gouverneur Perdue vermutet, Trump sei offenbar an der Reaktion der Öffentlichkeit auf seine möglichen künftigen Minister interessiert und an den Fragen, die nach den Treffen in den Medien aufgeworfen werden. „Ich glaube, sie lassen diese Dinge langsam durchsickern und warten dann ab, was herauskommt“, erklärt Perdue. „Das ist Teil des Verfahrens.“

Die Geladenen müssen ihren Weg zu Trump selbst organisieren. So auch Mitt Romney, ein Kandidat für das Amt des Außenministers, der am Taxistand am Flughafen John J. Kennedy gesehen wurde. Romney traf Trump in Bedminister, genau wie BET-Gründer Johnson.

Johnson sagt, Trump sei rasch zur Sache gekommen und habe ihn gefragt, ob er interessiert sei, dem Kabinett beizutreten. Er habe geantwortet, dass er kein Interesse an der Mitarbeit in der Regierung habe, jedoch gerne als Berater zur Verfügung stehe, wenn es um die Belange der afroamerikanischen Bevölkerung gehe.

Im Gespräch mit Allison ging es um die Wirtschaftspolitik, Steuern und Regulierung sowie den Dodd-Frank Act, ein Bundesgesetz, das als Reaktion auf die Finanzkrise 2007 geschaffen wurde. Trump versprach im Wahlkampf, er werde das Gesetz streichen. Allison erklärt jedoch, der künftige Präsident wolle das Gesetz nun anscheinend eher überarbeiten. „Wir waren uns einig, dass es gut wäre, Dodd-Frank aufzuheben, dass es aber politisch schwierig wäre.“

Nach dem Treffen mit Trump sprach Allison noch rund 20 Minuten mit Steve Mnuchin, der sich im Wahlkampf um die Finanzen kümmerte. Mnuchin wurde schließlich für das Amt des Finanzministers ausgewählt, über das auch Allison mit Trump gesprochen hatte. Von Mnuchin erfuhr Allison dann auch später, dass er den Posten nicht bekommen würde. Mnuchin ließ ihm die Information über die Medien mitteilen.

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