Der designierte US-Präsident Donald Trump hat sich von rechten Bewegungen distanziert. Diesen Gruppen wolle er keinen Rückenwind geben, erklärte Trump in einem Interview der „New York Times.“ Zwei Wochen nach seinem Wahlsieg nahm er auch von einigen seiner Wahlkampfansagen Abstand. Er wolle doch keine neuen Ermittlungen gegen seine unterlegene Rivalin Hillary Clinton. Zudem relativierte er seine Aussagen zum Klimawandel.
Im Laufe des vergangenen Jahres hatte Trump immer wieder gegen die „New York Times“ ausgeteilt, willigte jedoch am 22. November nach einer zwischenzeitlichen Absage einem Gespräch mit leitenden Redakteuren der Zeitung in Manhattan ein.
Thema war unter anderem ein Skandal um ein Treffen der rechtsextremen „Alt-Right“-Bewegung in Washington, bei dem eine Woche zuvor einige Trumps Wahlsieg gefeiert hatten, indem sie den Arm zum Hitlergruß erhoben. „Ich distanziere mich von ihnen und verurteile sie“, sagte Trump im Interview. „Das ist keine Gruppe, der ich Auftrieb verschaffen will.“ Sollte dies dennoch der Fall sein, wolle er der Sache auf den Grund gehen, versprach Trump.
Darum hat Trump gewonnen
Clinton schnitt trotz Trumps frauenfeindlicher Äußerungen in der Wählergruppe deutlich schwächer ab als im Vorfeld erwartet. Zwar erhielt sie von Frauen zwischen 18 und 34 Jahren deutlich mehr Unterstützung als Trump, insgesamt aber betrug ihr Vorsprung bei Frauen mit 49 Prozent nur zwei Prozentpunkte. Zum Vergleich: Der scheidende Präsident Barack Obama schnitt 2012 bei Frauen sieben Prozentpunkte besser ab als sein damaliger Herausforderer.
Clinton kam Umfragen zufolge deutlich besser bei Amerikanern mit spanischen Wurzeln, Afroamerikanern, und Amerikanern mit asiatischen Wurzeln an. Allerdings erhielt sie nicht so viel Rückhalt wie Obama vor vier Jahren, der seine Wiederwahl besonders den Stimmen der Minderheiten verdankte.
Trump punktete besonders bei Wählern ohne College-Ausbildung. Insgesamt betrug sein Vorsprung auf Clinton in dieser Gruppe zwölf Prozentpunkte. Bei weißen Männern ohne höheren Bildungsabschluss schnitt er sogar um 31 Prozentpunkte besser ab, bei weißen Frauen ohne Abschluss waren es 27 Prozentpunkte.
Streng gläubige weiße Amerikaner haben Trump die Treue gehalten - trotz der sexuellen Missbrauchsvorwürfe, die gegen den Milliardär im Wahlkampf erhoben wurden. Etwa 76 Prozent der Evangelikalen gaben an, für Trump gestimmt zu haben.
Clinton tat sich in Ballungsräumen schwer, obwohl dort in der Regel viele Anhänger der Demokraten leben. Ihr Vorsprung auf Trump betrug dort gerade einmal sechs Prozentpunkte. In ländlichen Regionen schnitt Trump dagegen um 27 Prozentpunkte besser ab.
Zur Sprache kamen auch seine Wahlkampftiraden gegen seine Rivalin Clinton. Immer wieder hatte Trump gegen die „Verbrecherische Hillary“ gewettert. Seinen Anhängern versprach er zudem, nach seinem Wahlsieg einen Sonderstaatsanwalt einzusetzen, um Clintons Nutzung eines privaten E-Mail-Servers für dienstliche Zwecke in ihrer Zeit als Außenministerin nochmals zu untersuchen. Das FBI hatte bereits erklärt, dass sich Clinton dabei strafrechtlich nichts zuschulden hatte kommen lassen. Bei Trump-Kundgebungen skandierte die Menge aber immer wieder „Sperrt sie ein“.
Im Interview sagte Trump indes, er wolle den Clintons nicht schaden. „Das will ich wirklich nicht“, sagte er.
Einige republikanische Gruppen kritisierten, dass Trump mit seiner neuen Position ein zentrales Wahlkampfversprechen breche. „Es wäre ein Verrat an seinem Versprechen an das amerikanische Volk, den Sumpf aus schrankenloser Korruption in Washington trockenzulegen“, erklärte die Organisation Judicial Watch.
Trumps Wahlkampfmanagerin Kellyanne Conway sagte dem Sender MSNBC, Trump bereite sich auf die Präsidentschaft vor und wolle Schlagworte aus dem Wahlkampf hinter sich lassen. „Wenn Donald Trump ihr (Clinton) bei der Heilung helfen kann, dann ist das vielleicht eine gute Sache“, sagte sie.
Auch beim Thema Klimawandel ruderte Trump etwas zurück, nachdem er die Erderwärmung im Wahlkampf noch als von den Chinesen erfundenen Schwindel bezeichnet und einen Rückzug der USA aus dem Klimapakt von Paris angekündigt hatte.
Der „New York Times“ sagte er nun jedoch, es gebe eine gewisse Verbindung zwischen menschlichem Tun und der Erderwärmung. „Es kommt darauf an, wie viel“, fügte er hinzu. Im Bezug auf den Klimavertrag wolle er sich nicht festlegen.
Trump wehrte sich im Interview der „New York Times“ auch gegen Fragen über eine womöglich heikle Verquickung seiner Regierungsarbeit und seiner zahlreichen Geschäften. „Das Gesetz ist ganz auf meiner Seite, der Präsident kann keinen Interessenskonflikt haben“, erklärte er.