Drohende Intervention Nigeria verlegt Truppen in Richtung Gambia

Gambias Präsident Yahya Jammeh will von der Macht nicht lassen. Die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaf schließt ein militärisches Eingreifen nicht aus. Nigeria und Senegal haben bereits Truppen in Stellung gebracht.

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Aus Angst vor Gewaltausbrüchen fliehen die Menschen aus Gambia: Bis Montag suchten bereits 26.000 Menschen Zuflucht im Senegal. Laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk sind seitdem noch viele mehr über die Grenze gekommen. Quelle: AP

Abuja/Banjul Vor einer möglichen militärischen Intervention im westafrikanischen Gambia hat Nigerias Luftwaffe Kampfflugzeuge und Truppen in den Senegal verlegt. Es seien rund 200 Soldaten, Transportflugzeuge und Hubschrauber nach Dakar gebracht worden, erklärte die nigerianische Luftwaffe am Mittwoch. Von dort könnten sie den Einsatz im nahen Gambia beginnen, hieß es weiter. Der Senegal selbst hat nach Angaben von Augenzeugen bereits hunderte schwer bewaffnete Soldaten an die gambische Grenze verlegt.

Die Einheiten sind demnach Teil der Eingreiftruppe der westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas). Die Staatengemeinschaft hatte sich bemüht, den abgewählten gambischen Präsident Yahya Jammeh zum Rücktritt zu drängen. Sein Mandat endet am Mittwoch um Mitternacht.

Ecowas hatte eine militärische Intervention als letztes Mittel nicht ausgeschlossen, um einen demokratischen Machtwechsel zu garantieren. Jammeh hatte am Dienstag den Ausnahmezustand verhängt, um sich an der Macht zu halten.

Die gambischen Streitkräfte verfügen der Weltbank zufolge nur über etwa 800 Soldaten. Andere Quellen sprechen von rund 1000 Soldaten. Militärisch kann Gambia daher der Eingreiftruppe nur begrenzt Paroli bieten, falls es tatsächlich zu einer Konfrontation kommen sollte.

Der bei der Wahl vom Dezember siegreiche Oppositionskandidat Adama Barrow wollte noch am Donnerstag seinen Amtseid leisten. Sollte Jammeh nicht abtreten, könnte er das auch in der gambischen Botschaft in Dakar tun, wie ein Sprecher Barrows erklärte. Barrow war diese Woche aus Sicherheitsgründen in den Senegal geflohen.

Dem UN-Flüchtlingshilfswerk zufolge waren bis Montag bereits 26.000 Gambier in den Senegal geflohen. Seither seien noch viele mehr über die Grenze gekommen, erklärte UNHCR-Sprecherin Hélène Caux unter Berufung auf Zahlen der senegalesischen Behörden. Sie sind vor der geplanten Amtsübergabe aus Angst vor einem Gewaltausbruch geflohen.

Wegen der Verhängung des Ausnahmezustands begannen europäische Reiseveranstalter mit der Rückführung von rund 2000 Urlaubern. Der britische Anbieter Thomas Cook kündigte an, rund 1000 Urlauber schnellstmöglich mit Sonderflügen außer Landes zu bringen. Die niederländischen Reiseveranstalter Tui und Corendon erklärten am Mittwoch, dass sie ebenfalls rund 1000 Touristen ausfliegen würden. Fotos vom Flughafen Banjul zeigten chaotische Szenen.

Thomas Cook Deutschland erklärte auf Anfrage, dass sich derzeit keine Gäste in Gambia aufhielten. Das Auswärtige Amt in Berlin warnte, dass eine komplette Schließung der Grenzen einschließlich des Flughafens von Banjul nicht ausgeschlossen werden könne.

Jammeh hat das kleine westafrikanische Land seit 22 Jahren mit harter Hand regiert. Die frühere britische Kolonie gehört nach einem UN-Index zu den 20 ärmsten Ländern der Welt.

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